genössische amerikanische Schriftsteller (Harte, Twain, Miller, Howells) aus ein und derselben Periode (Mitte der 1870er Jahre) stammt, gibt der hier veröffentlichten Bret-Harte-Handschrift besondere Bedeutung. Fontanes Absicht, die drei amerikanischen Schriftsteller Harte, Twain und Miller zusammen zu behandeln, entsprach den historischen, literarischen und persönlichen Gegebenheiten. Sie waren alle drei durch ihre literarische Entdeckung Kaliforniens und des Westens berühmt geworden, wo sie in den 1860er und bis zu den frühen 1870er Jahren publizistisch tätig waren, sich persönlich kannten und gelegentlich sogar zusammenarbeiteten. Twains erster großer Erfolg war die Erzählung „The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County“ (1865) — man denke an Hartes „Brown of Calaveras“ (1870), Hartes „The Luck of Roaring Camp“ (1868) und Millers „Pacific Poems“ und „Songs of the Sierras“ (1871). Alle drei hatten schon ein abenteuerliches Leben hinter sich, das sie literarisch weidlich ausnutzten und gelegentlich auch durch Fantasie ausstaffierten. Harte und Miller teilten sich in dem Talent, Frau und Kinder durch häufige und lange Reisen sich selbst zu überlassen. Alle drei, besonders Harte und Miller, versuchten, sich durch Aufenthalte in Europa in den 1870er Jahren auf dem dortigen Büchermarkt durchzusetzen, und Harte und Miller gelang es auch, die Skepsis amerikanischer Kritiker zeitweise durch große Erfolge in Londoner Salons auszugleichen. Twain war und ist ein einzigartiger Prosahumorist: es ist nicht anzunehmen, daß er Fontane bei näherer Beschäftigung mit seinem Werk, die scheinbar nicht eintrat, enttäuscht hätte. Miller war Poet und mit all seiner charismatischen Persönlichkeit und Wortpracht zu sehr Epigone Ossians, Byrons und Poes, zu bombastisch, um Fontane anzusprechen: ein Amerikaevangelist ä la Whitman aber ohne Whitmans moderne Dynamik, halb Kraftkerl, halb Reklameagent in eigener Sache, eine eigentümlich amerikanische Erscheinung. Seine Gelegenheitsprosa hat sich weit besser gehalten als die epischen Verse, die ihn berühmt gemacht haben.
III
Als ich mich Anfang des Jahres 1939 mit dem Gedanken trug, eine amerikanische Doktorarbeit über Fontanes Haltung gegenüber England und Amerika anzufertigen, schrieb ich an Friedrich Fontane, den jüngsten Sohn des Dichters, und bat ihn, mich auf veröffentlichtes und unveröffentlichtes Material zu dem Doppelthema hinzuweisen und mir etwaige mündliche Bemerkungen seines Vaters über Amerika mitzuteilen, an die er sich eventuell erinnern könnte. Auf meine Anfrage vom 12. März 1939 bekam ich sehr bald einen eingehenden, bisher unveröffentlichten Brief von Friedrich Fontäne. Nachdem er meine erste Frage, die sich auf Fontanes Englandreisen bezog, schnell beantwortet hatte, wandte er sich zum Amerikathema und fuhr fort:
Neuruppin, den 27. III. 39 Kurfürstenstr. 2
Dagegen kann ich Ihnen zu der zweiten Frage keine Sie befriedigende Auskunft geben. Da müßte ich mich erst nach „zerstreut