vorkommenden Äußerungen“ [umsehen], die zahlreichen Bücher u. Briefe Th. F.’s durchgehen, wozu mir die Zeit fehlt und wozu ich auch zu alt bin. — Auf Gespräche, die das Thema Amerika berührten, kann ich mich jetzt nicht mehr besinnen. Es wird sich wohl auch nur um Tages-Begebenheiten gedreht haben, z. B. wenn mein Vater über Mark Twain oder Bret Harte irgendwo etwas gelesen hatte, sei es eine Rezension oder vielleicht auch die Übersetzung einer Skizze in einer Wochen- oder Monatsschrift. Vor 50 Jahren und länger schreiben ja die Deutschen, die Amerika besucht hatten, mehr über die U.S., als die Yankees selber. (Gerstäcker — Möllhausen — Rudolf u. namentlich Paul Lindau über die Canad. Pacific Bahn etc) 10 — An die Hochflut, die dann um die Jahrhundertwende einsetzte, wo jeder Globetrotter seine paar Wochen-Erlebnisse in mehr oder minder dicken Bänden glaubte servieren zu sollen, war noch nicht zu denken.
Die Schilderung des Sekten — etc. Wesens im II. Teil des Romans „Quitt“ wird auf Studien beruhen, die in der Vossischen Zeitung und andern Blättern gemacht wurden. Th. F. war ein fleißiger Zeitungsleser u. nahm regen Anteil an allen Tagesereignissen, wo sie sich auch abspielten. Atlanten, Geschichts- u. geographische Bücher wurden nebst Brockhaus zu Rate gezogen. Die Entwicklung der Herrnhuter war Th. F. genau bekannt, da die letzte Stiefmutter seiner Frau dieser Gemeinde zugehörte. — 11
Die Ausbeute über Amerika wird sehr mager ausfallen (ein Long- fellow-Fragment), dagegen werden Sie über Albion viel finden... In letzterem Buch [„Bilderbuch aus England“] 13 schildert Th. F. auf S. 146 einen Besuch auf der amerikan. Fregatte Niagara bereits im Jahre 1857 in Liverpool. 13 Das Buch wird jetzt ins Englische übersetzt (Verlag Massic Publishing Co. Ltd. London). —
Über Longfellow unterrichtet nur der Schluß in einem Vortrag, den Th. F. in Berlin 1860 in der englischen Gesellschaft über ,Tennyson‘ gehalten hat. Dieser Vortrag ist ebenfalls in dem schon erwähnten Heft der Brandenb. Jahrbücher (Heft 9 „Theodor Fontane zum Gedächtnis“, Jahrg. 1938. Berlin SW. 68, Zimmerstr. 29. A. W. Hayn’s Erben) enthalten. Die Zeilen über Longfellow füllen freilich knapp eine Seite. 14 Aber dieses Heft — ich glaube, es kostet nur 5 Mark - ist für Ihre Arbeit unerläßlich.
Mehr vermag ich Ihnen in der Sache nicht mitzuteilen. Ihnen, sehr geehrter Herr, guten Fortgang und Erfolg für Ihre D.-Arbeit wünschend, verbleibe ich mit bestem Gruß
Ihr ergebener Friedr. Fontane 15
Der Brief bringt nichts frappant Neues, bestätigt aber einige Eindrücke: Longfellow, Bret Harte und Mark Twain (später Howells, den Friedrich Fontane nicht erwähnt), standen im Mittelpunkt von Fontanes sehr begrenzten amerikanischen Literaturinteressen; Fontanes Quellen für Amerika waren Reiseromane, Tageszeitungen, Wochen- und Monatsschrif-
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