gaben dann der Stadt und dem Hafen ihr besonderes Gepräge. Seit dem Anwachsen San Franciscos hat sich der Verkehr der Walfischfahrer nach dort verzogen und der Hafen von Honolulu hat an Lebendigkeit des Verkehrs etwas verloren; immer aber nimmt er wegen des von Jahr zu Jahr wachsenden Handels und als Stationspunkt im Pazifik-Ozean in der Höhe von San Francisco und Japan eine wichtige Stellung ein.
Das Königliche Palais ist ein großes viereckiges Gebäude in Holzkonstruktion, mit vor- spingendem Dache, über welchem sich ein Oberbau in dunkelen Farben und mit durchsichtigen Lauben hinzieht. Es liegt wn Osten der Stadt, inmitten eines herrlichen Parkes und umgeben von einer Ringmauer. Oft, wenn ich vorüber schritt, nahm ich mir die Zeit, zwischen diesen hindurch ins Innere zu schauen. Gab es doch immer Anziehungspunkte, denn im Park pflegten die Hofleute zu promenieren, die Hofdamen in blendendweißcn faltenreichen Gewändern, oder ihre Siesten zu halten.
Die von 400 000, welche man bei der Entdeckung der Inseln fand, leider bis auf 63 000 Seelen herabgekommene malayischc Bevölkerung ist ein prächtiger Schlag Menschen, groß von Gestalt und mit angenehmen Gesichtszügen, gelehrig und verträglich. Sie teilt sich in vier Klassen, wovon die erste aus den Mitgliedern des Königlichen Hauses und den höchsten Staatsbeamten, die vierte aus dem gemeinen Volke, der Tagearbeiterklasse, den Fischern, Landleuten, Schäfern besteht. An den stilleren Straßen der Stadt nun liegen von Palmen, Bananen und anderen tropischen Gewächsen beschattet, die Villen der Bevölkerung von der ersten Rangklasse und der reichen ausländischen Kaufleute. Es sind dies wahre Prachtsitze, sowohl in der Bauart der Häuser, als in den diese umgebenden Anlagen. Im Rücken der Stadt, gegen das Innere der Insel, windet sich zwischen einem Höhenzug, der die Insel quer durchschneidet, das liebliche Nuanu-Tal hindurch. Hier befinden sich zu beiden Seiten einer sauberen Straße die Zuckerplantagen, deren Produkte den Haupt-Ausfuhrartikel der Insel bilden, eine Strecke Landes, deren Üppigkeit und Pracht jeden Beschauer aufs lebhafteste fesselt.
Hinter der Stadt aber, rechts von der Straße, ragt auf einer Anhöhe ein monumentaler Bau hervor, der, je näher man kommt, sich immer schöner präsentiert. Es ist das Königliche Mausoleum der Kamehamea, auf einer Terrasse im gotischen Stil errichtet und von vier Spitztürmen eingeschlossen, welches ernst auf den Ozean und die benachbarten Inseln des Reiches herabschaut.
Vom Hafen aus steigen die Straßen der Stadt in leichter Erhebung aufwärts, um nach dem Innern der Insel sich wieder zu senken. Auf dem Kamm der Höhe mitten durch die Stadt und parallel mit dem Gestade läuft die Hauptstraße, wohlgepflegt und mit prächtigen Bäumen eingefaßt. Es ist das für Honolulu, was die Ringstraße für Wien, die Linden für Berlin und die Champs Elysees für Paris sind. Dort findet allabendlich, besonders lebhaft aber am Sonnabend, der Korso statt. Derselbe bietet ein seltenes und farbenreiches, überaus anregendes Bild, zugleich ein Bild der wunderbarsten Gegensätze, indem alle Klassen der Bevölkerung, die weißen und farbigen, der Kavalier und der auf seinem kleinen mexikanischen Mietsklepper daher galoppierende Seemann vertreten sind. Denn man muß wissen, daß, gegen die Gewohnheit in aller Welt, in Honolulu auch die Teerjacke ein unersättlicher Verehrer des Reitsports ist, zu dem er nicht eilig genug greifen kann, nachdem er seinen Dienst an Bord beendigt. Auf dem Korso begegnet uns in eleganterer Equipage die feine Dame der Welt, zurückgelehnt in die Polster des Wagens und die braune Tochter des Landes auf ihrem schnellfüßigen mexikanischen Pferdchen, reitend nach Männerart, Haar und Brust mit Blumen bedeckt und Hüften und Lenden mit breiten, bunten Shawls umwickelt, deren Enden von den Knöcheln aus zu beiden Seiten des Rosses malerisch im Winde flattern. Es ist ein schöner Anblick, diese braunen jugendlichen Amazonengestalten in größeren Kavalkaden über den Korso sprengen zu sehen. Der Korso von Honolulu ist wohl der eigenartigste auf beiden Hemisphären.
Die Bevölkerung des Inselreiches, welche noch zu Anfang dieses Jahrhunderts dem Heidentum angehörte, ist protestantischen Bekenntnisses; ein Versuch, den Katholizismus ein-