zuführen, scheiterte an dem Widerspruch des Königs, trotz det Einmischung der Franzosen in diese interne Angelegenheit. Für die Seeleute existiert eine besondere kleine hölzerne Kirche, von stets sauberem Aussehen mit einem spitzen Türmlein, die Seamens church, welche unweit des Hafens auf der rechten Seite der Hauptstraße steht. Sie ist mir besonders erinnerlich durch ihren wackeren Geistlichen, der, ein Greis im Silberhaar, unser aller Freund war. Aufrichtige Gottesfurcht, Milde und Menschenfreundlichkeit waren die Grundzüge seines Wesens. Vater Dämon — wir Seeleute nannten ihn nur unseren Vater Dämon - war im wahren Sinne unser beschützender und beratender Vater, der es vortrefflich verstand, die Härten und Unebenheiten in dem Wesen der Teerjacken abzuschleifen, die Gemüter derselben empfänglich zu stimmen und den Samen der Gottesfurcht in ihnen zu erwecken. Er tat dies ohne rhetorisches Gepräge und ohne auf die Formen, in denen er wirkte, viel zu geben. Aber seine Worte hafteten in unseren Herzen und zündeten. Er war cs auch, der die Säumigen mahnte, ihrer Teuren in der Heimat nicht zu vergessen, und oft brachte er selbst Tinte, Feder und Papier und harrte geduldig aus, bis der Zögernde an seine besorgte Mutter oder Schwester ein schriftliches Zeichen seines Lebens gegeben. Er kannte alle Matrosen und alle kannten ihn. Sein Andenken wird mir und allen, mit denen er in Berührung kam, lieb und wert bleiben.
Die Inseln des Landes stehen durch Dampfer-Linien mit einander in Verbindung. Die größte der ersteren ist Hawai, die traurigste Molokail Sie ist das lebendige Grab des lindes, und mit Schaudern denkt jeder, der jene gesegneten Inseln besucht hat, an dieses Eiland, wenn auch kaum einer dasselbe betreten hat. Denn es ist verschlossen für alle diejenigen, welchen noch Freuden des Lebens winken. Ich besuchte während meiner mehrmaligen Anwesenheit in Honolulu einige Male auch die verschiedenen Inseln des Landes. Eines Tages dampfte ein Regierungsboot in den Hafen, dessen Ziel Molokai war. Ich sprach gegen meine Umgebung, da ich gerade einen freien Tag hatte, die Absicht aus, mit dem Boote auch diese Insel zu besuchen, und kann mich noch lebhaft erinnern, welcher Schrecken sich über diesen Entschluß auf den Gesichtern meiner Bekannten malte. Hierbei erfuhr ich erst das Entsetzliche! Eine der größten Volkskalamitäten der kanakischen Bevölkerung ist der Aussatz, jene schreckliche, unheilbare Krankheit von welcher uns die Bibel berichtet, eine Krankheit, welche die Bevölkerung dezimiert. Wie sie entsteht, weiß man nicht, sie ist ohne Zweifel ein Ergebnis des heißen Himmelsstriches und des unmäßigen Genusses von Schweinefleisch bei ererbter natürlicher Anlage. Denn der Kanaka ißt gemeiniglich über das gebührende Maß. Ich habe gesehen, daß drei Kanakas ein Schwein von mäßiger Größe in einer Sitzung verzehrt haben. Das einzige Mittel, die Verbreitung der Krankheit auf den engsten Kreis zu beschränken und die Bevölkerung vor dem völligen Untergang zu retten, bestand in der Isolierung der von diesem entsetzlichen Leiden Befallenen von den Gesunden, zu welchem die Insel Molokai ausgewählt wurde. Molokai, zwischen den Inseln Lanai, Maui und Oahu gelegen, ist ein langgestreckter Streifen fruchtbaren Landes, von einem Höhenzuge durchsetzt und hier ist es, wohin jeder vom Aussatz Befallene gebracht wird. Dort sterben diese Unglücklichen oft bald, oft aber auch müssen sie in jahrelangem Leiden das erlösende Ende abwarten. Diese Bewohner bilden, so zu sagen, ein eigenes geregeltes Staatswesen, wobei der geistig oder gesellschaftlich distinguierte Teil derselben die Behörde bildet. Die Kranken haben ihre Hütten möglichst bequem eingerichtet, um wenigstens, soweit es eben möglich ist, sich den kurzen Rest ihres Lebens nach den Umständen erträglich zu gestalten. Einmal in jedem Monat erscheint das Regierungsboot und bringt den Unglücklichen Nahrung, Briefe, Zeitungen und andere Gegenstände des Gebrauchs und der Unterhaltung. Aber zurück unter gesunde Menschen kommt keiner, für die übrige Menschheit sind sie tot, Gesunde betreten deshalb niemals die Insel, da sie nicht zurückkehren dürfen. Ein französischer Priester war bis jetzt der einzige, der voll Aufopferung, Mut, ja Todesverachtung völlig gesund, sich inmitten dieser Elenden begab, um den Armen sein Leben zu opfern. Jahre lang weilte er auf der Insel, um die Unglücklichen zu pflegen, aufzurichten und ihnen in ihrer letzten Stunde Worte des Trostes zu spenden. Ohne Zweifel ist auch er dem Schicksal, welches ihn ereilen mußte, nicht entgangen. Alle Achtung vor dieser Tat selbstloser Aufopferung! Da die Insel Molo-
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