Sagen.
1. Die drei Linden auf dem Heiligen-Geist-Kirchhofe
in Berlin.
Auf dem Kirchhofe des Hospitals zum Heiligen Geiste in Berlin haben vor vielen Jahren drei gewaltig große Linden gestanden, die mit ihren Ästen den ganzen Raum weithin überdeckten.
Das Wunderbarste an diesen Bäumen war, daß sie mit den Kronen in die Erde gepflanzt waren und dennoch ein so herrliches Wachstum erreicht hatten. Aber dieses Wunder hatte auch die göttliche Allmacht bewirkt, um einen Unschuldigen vom Tode zu erretten.
Vor vielen, vielen Jahren lebten nämlich in Berlin drei Brüder, die mit der herzlichsten Liebe einander zugetan waren und mit Leib und Leben für einander standen. So lebten sie glücklich und zufrieden, als dies Glück plötzlich durch einen Vorfall gestört wurde, den wohl keiner hätte ahnen können. Denn so unbescholtenen Wandels auch alle drei bisher gewesen waren, wurde doch einer derselben des Meuchelmordes angeklagt und sollte, obgleich er noch kein Geständnis getan hatte, den Tod erleiden, da alle Umstände die ihm zur Last gelegte Tat wahrscheinlich machten. Noch saß er im Gefängnisse, als eines Tages seine beiden Brüder vor dem Richter erschienen und jeder derselben sich des begangenen Mordes schuldig erklärte. Kaum hatte dies
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