Teil eines Werkes 
1 (1912) Sagen
Entstehung
Seite
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59. Jeschko von Köpenick.

1. Dreimal aufs Haupt geschlagen, grimmig wich er zurück, der Fürst der heidnischen Wenden, Jeschko von Köpenick;

bei Brandenburg und Spandow wurde der Drache zu Spott, doch wollt' er noch einmal bestehen den mächtigen Christengott.

2. Da stellte er seine Geschwader im Haken über der Schlucht und barg die Schwärme der Schützen an der Havelbucht.

Er ritt durch die Reihen der Krieger, er sprach zu jedem Mann und rief die alten Götter mit feurigen Worten an.

3. Hell blitzten empor die Beile, hart klirrte am Schilde der

Speer,

an Siegen oder an Sterben, an Flucht denkt keiner mehr!

Dort hält der Träger des Drachen, voran die Fahnenwacht; so rüstet der Wendenkönig sich zur letzten Schlacht.

4. Da zucken blinkende Strahlen auf am grünen Hag,

Da rasselt über die Heide eiserner Hufe Schlag;

Hier flackert wie rote Flamme der Reichsmark Adler her, dort streckt die gewaltige Tatze straff der askanische Bär.

5. Wild prasselt auf die Schilde der Wendenpfeile Guß, Gott mit uns über die Heiden und Sankt Mauritius!"

Und Jeschko wirft sich entgegen mit voller Wucht dem Stoß, da wurde so manche Mähre blutig und reiterlos.

6. Herüber und hinüber heulend schwankt die Schlacht, die alten Götter sie kommen mit ihrer ganzen Macht,

die Heidenmänner sie stürmen Schulter an Schulter vor, und riesig recket der Drache sein scheußlich Haupt empor.

7. Durch die Geschwader der Christen ein dumpfes Brausen

geht,

die Lanze fertig zum Stoße, das Herz zum Stoßgebet; da brechen im scharfen Keile rot-weiß die Fähnlein durch, im Banner drüben Sankt Moritz vom Erzstist Magdeburg.

8. Wild klaffet auseinander der heidnischen Männer Wand, und klirrend fliegen die Trümmer über den blutigen Sand; umsonst der König selber führt die Fahnenwacht,

die Heidengötter sie flüchten heulend aus der Schlacht.