Teil eines Werkes 
1 (1912) Sagen
Entstehung
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9. Verzweifelnd wirft sich Jeschko der Flucht entgegen wild, da stürzt der Träger des Drachen, nieder das Fahnenbild. Da packt das bleiche Entsetzen den ganzen Wendentroß, der Heidenkönig selber wirft herum das Roß.

10. Er raset über die Heide, in Wolken hüllt ihn der Sand, er saust wie's Wetter hernieder zu der Havel Strand.

Er ruft die Götter, doch schweigend die Kiefern stehen ringsum; dreimal ruft er die Götter, die Heide sie bleibet stumm.

11. Wild gibt er dem Roß die Sporen, der Feind ist nahe genung, und setzt in die blaue Havel hinein mit gewaltigem Sprung.

Die Wogen sie fassen die Beute, sie ziehen den Reiter hinab, und Jeschko fühlet schwindelnd ringsum das nasse Grab.

12. Da ist der Trotz gebrochen dem grimmigen Heidenmann, er ruft in Todesängsten den Gott der Christen an:

Und kannst du mich erretten, Herrgott! aus diesem Grau'n, will ich dein Diener werden und Tempel dir erbau'n.

13.Ich will die heil'ge Taufe mit meinem Volk empfahn, will deiner Kirche dienen als treuer Untertan!"

Und als er das gelobet, die Woge Hub ihn sacht, sie hat zum nächsten Horne ihn unversehrt gebracht.

14. Dort hing er an der Eiche auf den Drachenschild

und neigt' sein Haupt dem Glanze vom Kreuze wundermild. Mit allen seinen Mannen hat er die Taufe empfahn, zu Brandenburg dem Dome ward er untertan.

13. Wo einst der Fürst der Wenden den heil'gen Glauben fand, kaum klingt die Sage leise noch hin am Havelstrand; die Woge singt sie flüsternd noch um die grünen Höh'n, mein Ohr hat sie vernommen am Herbsttag still und schön.

George Hesekiel.

6V. Der Name von Köpenick und der große Krebs

von Stralow.

Im Müggelsee soll vor alten Zeiten ein großer Krebs gewesen sein. Das war aber kein gewöhnlicher Krebs, sondern ein ver­wünschter Prinz. Mit ihm soll sich nun einmal eine eigentüm-