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Ebenso wurde Nagelschmidt im Hause eines armen Bürgers am Georgen-Tor aufgefunden. Beiden wurde der Prozeß gemacht. Kohlhase wollte man insofern begnadigen, als er nicht mit dem Rade, sondern mit dem Schwerte hingerichtet werden sollte, was für minder schmachvoll galt. Schon war Kohlhase bereit, dies anzunehmen. Da rief ihm Georg Nagelschmidt zu: „Gleiche Brüder, gleiche Kappen!" „Ich will die Begnadigung nicht, ich will mein Recht", sagte Kohlhase, und so wurde er wie Nagelschmidt am Sonntag nach Palmarum im Jahre 1640 mit dem Rade gerichtet. Dem Kurfürsten aber soll es leid getan haben, daß eine so tüchtige Natur ein solches Ende genommen. Ob man die Silberkuchen gefunden, berichtet keine Chronik. Die Brücke aber und der Ort, der später da entstand, bekamen den Namen Kohlhasenbrück. Nach Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg).
37. Friedrich der Große und der Zorndorfer Müller.
In der Neumark erzählt man, daß bei Zorndorf der alte Fritz einem Müller den Sieg zu verdanken gehabt hat. Der führte ihn durch eine Furt der Oder, daß er unerwartet über die Feinde kam und sie schlug. Wie er aber drüben war, wollte der Müller fort. „Ne," hat der alte Fritz gesagt, „Papaken, nu bleibt man hier. Ihr habt mich herüber gebracht, nun müßt Ihr auch mitmachen." —
Wie alles vorübergewesen ist, hat der König ihn dann gefragt, was er zum Lohne haben wolle. Da hat der Müller gesagt, wer er denn wäre, daß er ihm etwas verspräche. „Ich bin dein König!" hat da der alte Fritz gesagt. Nun, meinte der Müller, wenn er ihm denn etwas schenken wolle: er läge schon lange mit dem Förster um eine große Kiefer in Streit, die er zu einer neuen Welle an seiner Mühle benutzen wolle. Die solle er haben, sagte der alte Fritz; ob er aber nicht sonst noch etwas zu erbitten habe, er solle es nur dreist sagen. Da meinte der Müller, dann möchte der Herr, da er doch König wäre, ihm seinen zweiten Sohn vom Militär freilassen, daß er diesem dann die Mühle übergeben könne. Das hat der König auch getan. Er hat ihm auch so viel Holz aus dem Forst angewiesen, daß er für alle Zeiten zu seiner Mühle genug hatte. Dies ist aber alles geschehen, weil der Müller
dem alten Fritz zum Siege verholfen hat.
Oskar Schwebe! (Die Sagen der Hohenzollern).