Teil eines Werkes 
[Hauptbd.] (1887)
Entstehung
Seite
177
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Ackerbau, Viehzucht, Forſtwirthſchaft. 177

Von dem Geſichtspunkte ausgehend, daß Waſſer der weſentlichſte Faktor jedes Pflanzenwachsthums, daß Feuchtigkeits⸗-Zufuhr und--Erhaltung die Grundbedingung der intenſiven Kultur auf dem leichten Boden des Kreiſes iſt, ackern die Land­wirthe alljährlich hunderttauſende Centner Gründüngungs⸗Pflanzen im Herbſte unter, um den Humusgehalt zu vermehren, eine Gare des Bodens zu ſchaffen, und die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten.

Bei einer Bereiſung des Kreiſes im Herbſte finden ſich überall Felder, die durch Gründüngung bedeckt ſind, oder die durch Zwiſchenkultur ausgenutzt werden.

Faſt in jeder Wirthſchaft werden Einſaaten von Serradella und Lupinen im Halmgetreide zum Unterackern unternommen.

Die weiter unten beſprochene Anlage der ſtädtiſchen Rieſelfelder in Osdorf, Heinersdorf, Friederikenhof und Groß⸗Beeren, auf denen Gras und Futterrüben in ſehr bedeutenden Mengen gewonnen werden, hat gleichfalls eine große Um wälzung der Wirthſchaftsmethoden im Kreiſe herbeigeführt.

Der Futterbau konnte eingeſchränkt werden, Brachbeſtellung findet nur noch

ſelten ſtatt und ſo kommt es, daß wohl die größte Zahl der Wirthſchaften heute ohne beſtimmte Fruchtfolge wirthſchaften kann und ihre Produktion ganz nach dem Markte regulirt.

Die Landwirthſchaft im Kreiſe hat in den letzten 15 Jahren einen groß artigen Aufſchwung genommen. Dieſen Aufſchwung ſowie die erzielte Kultur und die erreichten wirthſchaftlichen Erfolge verdankt der Kreis, bei ſeinen leichten Boden­Verhältniſſen, hauptſächlich den vorbezeichneten Hülfsmitteln, ſowie dem Fleiße und der Sparſamkeit ſeiner Bewohner.

Demungeachtet hat der Kreis unter der jetzt herrſchenden Kriſis der Land­wirthſchaft ſchwer zu leiden, da die geſunkenen Preiſe der landwirthſchaftlichen Produkte, und die Erhöhung der Betriebs-Unkoſten auch die beſten Wirthſchaften kaum noch mit Nutzen arbeiten laſſen.

Das Klima des Kreiſes, mehr trocken und warm als naß und rauh, iſt dem Wachsthum und der Ackerbeſtellung im Allgemeinen förderlich. In der Regel iſt eine zeitige Frühjahrs-Beſtellung und im Spätherbſt die Beackerung vor dem Winter möglich. Die Beſtellung zur Sommerſaat beginnt gewöhnlich Anfangs März. Es beginnt in der Regel: die Roggen-Ernte Mitte Juli, die Weizenz Ernte Anfangs Auguſt, die Gerſten⸗Ernte Ende Juli auch mit der Roggen⸗Ernte gleichzeitig, die Hafer-Ernte Ende Juli und Anfangs Auguſt. Der erſte Schnitt der zweiſchürigen Wieſen beginnt durchſchnittlich Mitte Juni, der zweite Schnitt Ende Auguſt und Anfangs September. Der Schnitt der einſchürigen Wieſen findet meiſtens nach beendigter Roggen­Ernte ſtatt.

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Beſtellungs und Erntezeit.