220 Bergbau, Induſtrie, Handwerk.
von Kies oder Lehm, 16 m thonig⸗-ſandige und 10 m ſtarke Schichten ganz feinen. Sandes der ſenkrechte Bau zu führen war, eine Arbeit, welcher durch den Umſtand, daß das in dieſen Schichten enthaltene Waſſer dieſelben ſehr leicht beweglich machte, die größten Schwierigkeiten erwachſen mußten.
Die Letzteren wurden, nachdem in etwa 4 Monaten die Tiefe von 17m erreicht war, im Dezember 1883 als nicht zu überwinden erkannt und deshalb die Arbeiten eingeſtellt. Man entſchloß ſich aber bald, den Fortbau des Schachtes in ganz neuer Weiſe wieder aufzunehmen, und zwar mittelſt des von einem Ingenieur Pötſch eben erfundenen und ſchon einigermaßen erprobten Verfahrens, durch Zuführung künſtlich hergeſtellter Kälte die waſſerhaltigen Schichten an der Stelle des Schachtes zu einer feſten Maſſe zuſammenfrieren zu laſſen, in der, wie in ſeften Geſtein, bis ins Braunkohlenlager hinabgebaut werden könnte.
Die Einrichtnng für dies Verfahren ſowie die Leitung deſſelben wurde dem genannten Erfinder als Unternehmer übertragen.
Zunächſt wurden, um den bis zu 17 m Tiefe vorhandenen Schachtbau, von 2 und 4m Weite und zwar in 0,60 m Entfernung von demſelben, 17 ſchmiedeeiſerne Rohre von 0,19 m Weite, bis in das Braunkohlenlager eingebohrt und unten feſt verſtopft. Sodann wurde in jedes Rohr ein engeres Bleirohr bis auf den Grund eingeführt und eine ſolche Verbindung ſämmtlicher Rohre hergeſtellt, daß mittelſt einer kräftigen Druckpumpe die, die Kälte tragende Salzlöſung durch die engeren Bleirohre nach unten und in den weiteren ſchmiedeeiſernen Rohren wieder nach oben geführt, in ſtetiger Bewegung durch alle Rohre gepreßt werden konnte, um an die Umgebung derſelben Kälte abzugeben und ſchließlich von der Eismaſchine wieder zu empfangen. Dieſe von Kropff zu Nordhauſen gelieferte Maſchine oder Einrichtung war neben dem Schachte aufgeſtellt und auf das bekannte Verfahren der Verdunſtung von Ammoniak gegründet.
Die nöthige Dampfkraft lieferten die zwei ſchon für die Schachtanlage vor— handenen Dampflẽſſel. 4
Zu Anfang des Monats April im Jahre 1884 konnte man beginnen, die bis zu 166 erkaltete Löſung von Chlor-Calcium durch die Gefrier-Rohre zu preſſen, aus welchen fie nur 50 kalt wieder austrat. In Folge der dauernden Zuführung von Kälte mußte zunächſt eine Eiswand um jedes Rohr und allmälig eine ſolche von Rohr zu Rohr um den ganzen Schacht entſtehen. Dies wurde nach etwa 2 Monaten beſtätigt gefunden; die Stärke der Eiswand um den Schacht herum betrug 2 Meter und unter demſelben war innerhalb des Rohrkreiſes die ganze Maſſe feſt gefroren..
Aus dieſem Grunde war die weitere Vertiefung des Schachtes eine ſehr ſchwierige Arbeit, da die gefrorene Maſſe an Härte dem feſteſten Geſtein gleichſtand und der Unternehmer die Anwendung von Schießpulver oder Dynamit un—bedingt ablehnte, die Arbeiter auch trotz der oben hexrſchenden Sommerwärme eine ſehr angreifende Kälte von 4— 50 auszuhalten hatten.
Am 11. October 1884 wurde das Braunkohlenlager in nahezu 32 m Tiefe erreicht und ſeitdem anſcheinend die irrige Meinung gehegt, daß die Arbeit vollendet ſei, während doch die Entfernung des um die Eismaſſe ſtehenden Waſſers noch ſehr große Schwierigkeiten bereiten mußte..
