Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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ligion, auffer den auſſerlichen ſtůͤlten derſelben wenig verſtanden; werden iedoch nunmehro fleißig darzu angehalten und zu der heiligen Schrift und katechismo angewieſen XIII. Unterſchiedene mundahrten der Wendiſchen ſprache in dieſen und benachbarten Ländern;

ergegen iſts an dem, daß die Wenden Venedi, oder Vinidi und insgemein

genannte Slavi, die preis oder glorwuͤrdi­

ge, von Slow, Slowa, Gloria preis, ruhm, dieſes und der benachbarten Länder bemaͤchti­

get und lange zeit ohne ſonderbare unruhe

heſeſſen. Sie haben in den nordoſtlichen theilen von Europa in uhralten zeiten ſchon ihren wohnſitz gehabt: wie dann Plinius ih­rer ſchon gedenket L. IV. C. 13. 5. 10. Qui­dam haec habitari ad viſtulam usque flu­vium a Sarmatis, Venedis, Scyris, Hirris tradunt: und Tacitus bringet fie auch hier­her M. G. 46. kap. Nachdem nun bisher

gemeldte volker ihre beſſerung geſuchet,

und ſich nach Frankreich, Italien, Spa­

nien, auch wie gedacht in Africam und

andere ihrem bedunken nachbeqhemere Laͤn­der begeben; und dergeſtalt ihre bisherige wohnſitze entweder ganz verlaſſen, oder doch nur wenige von den ihrigen zuruͤlke gelaſ­

ſen: fo haben dieſe Wenden oder Slavi als ein ohne das ſtreitbares bolk ihnen die­

fen abzug zu nutze gemacht, und in hoff­nung gleichmaͤßiger verheſſerung ſich an ih­re ſtellen gleichſam in vacuam poſſeſſionem und verlaſſene Laͤnder, und wo nicht auf einmahl, und mit groſſen truppen, jedoch weil ihnen niemand hinderlich geweſen, ge­(mächlich geſetzet. Sein alſo nicht ſowohl aufgenommen, als vielmehr nicht verhin­dert worden ſich nieder zulaſſen. Dann die zuruͤk gebliebene einwohner waren viel zu wenig, als daß ſie dem groſſen haufen ſich hätten wiederſetzen ſollen: wie es uͤber­haupt mit den volkerwandelungen beſchaffen geweſen. Wo viel einwohner und beſitzer geweſen, da hat es krieg geſetzet. Wer wird ſich fein Land nehmen laſſen? Wo die ein= wohner aber wenig, oder fie nicht in gehö­riger verfaſſung geſtanden, da haben fie äber ſich ergehen laſſen müffen, was fie nicht haben aͤndern koͤnnen. Ob es aber

allezeit fo gar freundlich hergegangen, ng

ran iſt wohl zu zweifeln.

II. Und hat zwar dieſe Nation ſampt ih­ren Laͤndern insgeſampt ſich viel weiter er­ſtrekket; iſt auch zehen mahl groͤſſer, als Sachſen geachtet worden, wie Adamus

63 Erſter Theil, von der Mark insgemeim Il. Kap. 64

wollen in den Luͤneburgiſchen amtern die ſpra­che fahren laffen, bekommen aber Chur fuͤrſtl. defehl ſie zu unterhalten.

XIV. Beibehaltung der titulgtur von den Wenden

bei den beiden Nordiſchen Königen; Chur Brandenburg und Hertzogen zu Mellenburg.

Bremenſis ſchreibet Lib. IL e. 10. Sclava­nia ampliſſima Germaniae provincia a Mi­nulis incolitur, qui olim dicti ſunt Wan­dali, decies major eſſe dicitur, quam no­ſtra Saxonia, praecipue fi Boemiam,& eos, qui trans oddoram ſunt Polonos, quia nec habitu, nec lingna diſcrepant, in partem adjeceris Slavaniae; und wit er weiter meldet, ihre breite von der Elbe, gis an die Oſt⸗See, der laͤnge nach aher ſo gar bis in Ungarn und Griechenland gegangen. Ejus latitudo eſt a meridie in Boream, hoc eſt ab Albia fluvio usque ad mare Seythicum, longitudo autem illa vi­detur, quae initium habet ab noſtral lamma­burgenſi parochia& porrigitur in Orien­tem infinitis aucta ſpactis usque in Zulgari­am Ungriam& Graeciam. Ingleichen Hel­mold. Ehron. Slavor, L. I. c. 1. Littus Au­ſtrale(Maris Baltici oder Scythici) Sla­vorum incolunt nationes, quorum ab oriente primi ſunt Ruzi, deinde Poloni, habentes a ſeptemtrione Pruzos, ab au­ſtro Bojemos,& eos qui dicuntur Mo­

rahi five Carinthi, atque Sorabi. Qvod­

ſi adjeceris Hungariam in partem Slavo­niae, ut quidam volunt, quia nec habi­tu, nec lingua diſcrepat, eo usque lati­tudo Slavicae linguae ſuccreſcit, ut be­ne careat aeſtimatione. Dieweil man aber allhier begriffen iſt, nur von denjeni­gen zu handeln, was dieſe Lande belanget:

ſo wird gnug ſein, auch derer voͤlker von die­

fer groſſen Voͤlkerſchafft nur zu gedenken, wel­che in denſelben und den angraͤnzenden Lan­den gewohnet, die auch zum unterſcheid bon den andern Slavi Boreales, gleichwie jene Slavi Orientales pflegen genannt zu werden; wiewohl man bieſe namen auch insbeſonder bei den voͤlkern dieſer Laͤnder gebraucht, wie ſich hernach finden wird.

Ill. Dieſe nun hahen laͤngſthin die Elbe zur graͤnze gehabt dergeſtalt, daß jenſeit derſelben die Sachſen, dieſſeits aber die Slavi oder Wenden gewohnet. Albia in occaſum ruens primo impetu Boemos al­luit cum Sorabis, medio curſu Slavos di­rimit a Saxonibus. Helmold. Chron. Sla­vor. L. I. c. 2. Denn obwohl etliche Saͤch­

ſiſche voͤlker namentlich die Dietmarfen,

Solſtei­

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