Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
81
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gglewißheit geſtandene,

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81 Erſter Thel, Von der Mark insgemein. Il. Kap. 82

innerlichen ſtuͤkken aber dem Katechismo

der heiligen Schrift, und andern wahren nohtwendigkeiten der Chriſtlichen Religion, auch ſonſten vom leſen und ſchreihen haben die gute Leute nichts gewußt; ihre vorgeſezte Prediger auch fie nicht darzu angefuͤhret, zum theil auch, weil fie ſelbſt nicht einmahl der Wendiſchen ſprache gnugſam kundig ge­weſen, recht anführen koͤnnen. Und erin­nere mich einsmahl in meiner jugend von einer vernuͤnftigen Frauensperſon in Kot­Buß geböret zu haben, daß die Candidati Miniſterii in dem Wendiſchen ihr zu un­terſchiedenen mahlen ihre Teutſch abgefaß­te predigten gehracht, und bon ihr ins Wen­diſche uͤberſetzen laſſen, welche fie hernach, ſo gut ſie gekonnt, hergeſagt, die Wendi­{che zuhöͤrer auch ſchon darmit zu frieden geweſen; ob fie wohl nicht ſponderlich ge­wußt, was geprebiget, und wohin damit gezielet worden, ſondern ſich damit hefrie­diget, wann es nur geprediget geheiſſen, es moͤchte gleich geſchehen ſein, auf eine ahrt oder bon einer perſon, als es gewollt. Welchem aber bei unſern zu der Mark ge­hoͤrigen Nieder⸗Lauſitziſchen Wenden Hr. Gottlieb Fabricius anfangs Prediger zu Kahren, einem Wendiſchen Dorf im Kotbu­ſiſchen kraiſe dem ſel. Ober Jaͤgermeiſter, Hrn. von Pannewitz zuſtaͤndig, und nach­gehends Inſpector zu Kothus, ruͤhmlich ab­geholfen, indem et Anno 1705. Lutheri kleinen Catechismum nebſt einer Chriſtli­chen Glaubensbekaͤnntniß und kurzen an­leitung zum wahren Chriſtenthum; Anno 1709. aber das Neue Teſtament in die Nieder Lauſitziſche Wendiſche ſprache, zu­mahlen wie fie um Kothus herum gehraͤuch­lich iſt, und fuͤr die zierlichſte mundahrt gedachter ſprache gehalten wird, uͤberſetzet, und mit allergnaͤdigſter erlaubniß Ihro Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen, ſo auch eini­gen beitrag gethan, zu gedachtem Kahren drukken laſſen, und dadurch zu wege ges bracht, daß dieſe his dahin in groſſer un­und faſt nur dem namen nach geweſene Chriſten, zu einem groͤſſern licht gekommen, und GoOtt ihren Heiland recht erkennen zu lernen an­(gewieſen worden. Was ſonſten in der Ober- Lauſttz mit uͤberſetzung des Cate­chismi Lutheri, der Evangelien und Epi­ſteln, der Epiſtel an die Roͤmer, der fie ben Bußpſalmen und dergleichen nach

der dortigen mundahrt, vor wenig jahren

vorgegangen, davon iſt in vorangefuhrter

BHerrn Eccardi Hiſtoria ſ 263,& ſeqdq.

ingleichen in Knauts Annalib. Typogr. Luſat, ſup. und Actor. Hiſtorico Eccſeſ. V. Band ſ. 782.&c. und X. Band ſ. 5 18. mehr zu finden. Als auch bis dahin die anſtalten mit den ſchulen ſchlecht geweſen: fo iſt auch dieſem mangel abgeholfen worden. Dann in vorigen zeiten iſt zwar bei einer jeden kirche, wozu 3 bis 9 Doͤrfer gehören, ein Kuͤſter oder Schulmeiſter geweſen, der da hat ſchule halten ſollen. Weil aber keine Wendiſche bücher vorhanden geweſen, hat er nur Teutſch unterweiſen koͤnnen: wozu iedoch nur die wenigſte Wenden luſt gehabt und ihre kinder gar unfleißig zur ſchule geſchikket. Wenige hahen endlich zu winters zeit mit groſſer muͤhe, aber ohne verſtänd, etwas Teutſch behten, buchſtahi­ren und leſen gelernet: welches fie aber im ſommer, da fie zu hauſe hei ihrer arbeit bleiben muͤſſen und nichts als Wendiſch ge­hoͤret, wieder vergeſſen. Nachdem aber durch nur belobten Hrn. Fabricius uner muͤdeten fleiß und bemuͤhung, wie oben ges

dacht, Wendiſche bücher ſonderlich der Kate­

chismus zu handen gekommen: gehet es mit den ſchulen heſſer, als vorhin bonſtat­ten; ſintemahl nun nicht allein die Kuͤſter unterweiſen muͤſſen, ſondern es iſt auch auf

koͤnigl. allergnaͤdigſten hefehl hei gehaltener

Kirchen⸗ und Schulviſitation die verfügung gemacht worden, daß immer zwei nah an

einander gelegene Dörfer, oder ein groß

Dorf für ſich allein einen Schulmeiſter hal= ten ſollen, zu welchem alle kinder des Dorfs

in die ſchule gehen muͤſſen, der fie dann erſt­lich im Wendiſchen unterweiſet, und her,

nach auf verlangen auch aus demſelhen ins

Teutſche fuͤhret. Damit auch die eltern um ſo vielmehr ihre kinder in die ſchule zu­ſchikken angehalten werden möchten, haben höchſtgedachte Se. Koͤnigl. Maſeſt. allen Predigern anbefehlen laſſen kuͤnftighin nie mand zum erſtenmahl zum heil. Nachtmahl

hinzuzulaſſen, noch von jungen Leuten zur

ehe zulaſſen, wann fie nicht borher leſen und ihre glauens bekenntnuͤß abzulegen ge­lernet haben. In der Ober⸗Laußnitz fein ebenfalls ſeit einiger zeit ſchulen angeleget.

XIII. Die Sprache ſelbſt belangende, ſo wird die urſpruͤngliche alte Slaviſche Spra­che wohl ſchwehrlich entdelket werden: nach­dem dieſelbe mit beraͤnderung der wohnſitze ſich in ſehr viel mundahrten verandert.

Man hat ſonſt dreierlei haupt mundarten

oder dialeckos die auch den characteren

nach unterſchieben fein, dabhn der Pater *.

Ban­