Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
93
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93 durch reden, alſo auch in ihren buchſtaben

gewiſſe regeln zubringen, ſich angelegen fein laſſen. Es wird nun dieſes volk nicht leicht natio dominans werden. Wie das volk,

Teutſchen zins⸗ und dienſtbar, und dienet uns ſtat eines lichts bei vielen dingen in den geſchichten: wie ſolches hei heſchreibung des Landes wird zu erſehen ſein, dahin wir auch den obgedachten Aufſatz Wendiſcher woͤrter verſparen wollen. ö Solchergeſtalt nun hat die Teutſche ſprache wieder die oberhand in dieſen Landen bekommen, und zwar, weil die neue Einwohner aus den Niederlanden geweſen, nach dem ſo genannten Dialecto Saxonica oder Nieder⸗Teutſchen mundart, wiewohl annoch mit einigem unterſcheid oder ſuh= dialectis. Denn die Altmaͤrkiſche ſpra­che kommt der angraͤnzenden Luͤneburgi­ſchen und Weſtphaͤliſchen naͤher, und wird der ausſprache nach ſehr binnen mundes­geredet. Bei bildung und ableitung der woͤrter laͤſſet ſie mehrentheils das Augmen­tum in den perfectis aus, als dahn fur gedahn, weſen fuͤr geweſen: laͤſſet auch oftmahls das d in der mitten aus, als beie für beide, Seie für Seide. u. ſ. w. die Mittelmaͤrkiſche hergegen hei Berlin, SBrankfurt, 2c. hat eine mehrere verwandt­ſchafft mit der Fraͤnkiſchen oder Hochteut­ſchen mundart, dialecto Franconica, und

Erſter Theil, von der Mark insgemein. IV. Kap.

im gebrauch zuerhalten, und ſo gar unter

alfo iſt auch die ſprache nunmehty den

94 braucht zwar auch nicht eine ſonderliche be: wegung der lippen, hat aher doch eine klaͤh­rere ausſprache, kommt auch in bildung der wörter der Fraͤnkiſchen naͤher; es ſei nun wegen der nachbarſchafft mit Schleſien, Meiſſen und andern Saͤchſiſchen Landen, oder daß die Franken, ſo mit der Durchl. Hohenzolleriſchen Familie ins Land gekom­men, ſolches beranlaſſet. Welches auch Lu­therum bewogen, daß er fie der Saͤchſiſchen mundart vorgezogen: die Maͤrkiſche ſpra­

) che iſt leichte. Man merkt kaum, daß

ein Maͤrker die lippen regt, wenn er re­det; fie uͤhertrift die ö. Tiſch⸗· R. n. 69. ſ. 412. Insgemein aher, wie ſehr ſie auch ſich aͤndert, ſo iſt ſie doch lingua publica, und in den offentlichen diplo­matibus anfangs der Lateiniſchen gleich ge­halten, nach dem jahr 1300. aber derſel­ben vorgezogen worden, und bisher in ge­meinen gebrauch gebliehen; jedoch nachdem die Fraͤnkiſche mundart in Teutſchland uͤber­all in oͤffentlichen fo wohl geiſtl. als weltl. handlungen, predigten, befehlen und andern ſchriften vorgezogen, und die Durch. Lan­des Herrſchafft ohne das Fraͤnkiſchen her­kommens geweſen, nach Anno 1500. in publicis nicht ſonderlich mehr gebrauchet worden, dennoch aher in gemeinem ge­brauch und lingua communis geblieben? die Wendiſche auſſer den predigten und an­dern Sacris, inſonderheit in den Staten, gaͤnzlich ahgeſchaffet worden.

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3 ie aber das uralte Teutſchland e ſelbſt unter den Sue ven ſchon in gewiſſe Pagos oder Gauen eingetheilet worden; wie aus den Schriftſtellern zu erſehen, welche vom Meibomio in der vorrede uͤber ſein von den Pagis Saxoniae herausgegebenes buch AaAanngefuͤhret werden: alſo iſt ſolche einthei= lung auch in dem nördlichen Landſtrich von Teutſchland, mithin auch in unſern Maͤrkiſchen Landen befindlich geweſen, und m den nachfolgenden zeiten beibehalten, ie­doch nach berſchiedenheit der voͤlker, deren anzahl, zuͤge und eintheilung auch beraͤn­dert worden. Es iſt aber ein Pazus oder

Kapittel.

Von den Pagis Marchicis oder Gauen in und an der Mark.

Gau nichts anders als ein Strich Landes, welcher von Flüſſen, Bergen, Ein­wohnern, oder andern umſtaͤnden und beſchaffenheiten feine beſtimmung, na­men und graͤnzen erhalten. Ob es nun wohl zu unſern zeiten eine mißliche ſache iſt alle dieſe Pagos nach ihren graͤnzen anzu­weiſen; und es wohl ſchwehrlich zu einer bollkommenheit damit gelangen möchte: ſo hat man doch eine ziemliche anzahl derſel­ben aus den alten urkunden heraus gehracht, und gezeiget, wo dieſelbe ohngefehr, auch wohl zum größten theil gelegen geweſen. Inſonderheit haben ſich hervor gethan Marq́. Freiherus in Originibus Palatinis, der