129 Erſter Theil, von der Mark insgemein. V. Kap. 130
ſelbſt das Exercitium Religionis Reforma
tae in Franzoͤſiſcher ſprache, und der Gottes:
dienſt mit eben den gebrauchen und ceremonien gehalten werden ſoll, wie es bis anhero bei den Evangeliſch⸗Reformirten
Kirchen in Frankreich braͤuchlich geweſen.
;.. 12. Gleichwie auch diejenige von der Franzöͤſiſchen nobleſſe, welche ſich bis daher unter unſere protection und in unſere Dienſte begeben, ehen der ehre, dignitaeten, praerogativen, als andere unſere Adeliche Unterthanen genieſſen; wir auch deren verſchiedene zu den vornehmſten Chargen und Ehrenaͤmtern an unſerm Hofe, wie auch bei unſerer milit⸗ wuͤrklich emploiret: alſo ſind wir auch Gnaͤdigſt geneigt, ebenmaͤſſige Gnade und befoͤrderung den Franzoͤſiſchen hon Adel, ſo ſich inskuͤnftige in unſern Landen werden ſetzen wollen, zuerweiſen, und ſie zu allen Chargen, und bedienungen, und dignitaeten, wozu fie capable werden befunden werden, zu admittiren: geſtalt dann auch dieſelbe, wann ſie einige Lehen und andere Adeliche guͤter in unſern Landen erkaufen und an ſich hringen, da
bei ehen die rechte, gerechtigkeiten, frei
heiten und immunitaeten, deren andere unſere angebohrne Unterthanen genieſſen, ſich gleichergeſtalt in alle wege zu erfreuen haben ſollen. De
; 13. Alle rechte, privilegia und andere wohl
thaten, deren in obſtehenden puncten und
articuln erwehnet worden, ſollen nicht al lein denen, ſo von nun an inskuͤnftige in unſern Landen anlangen werden, ſondern auch denſenigen zu gut kommen, welche vor publication dieſes edicts der bisanherigen Religionsverfolgungen halber aus Frankreich entwichen, und in gedachte unſere Lande ſich retiriret haben: die aber, ſo der Roͤmiſch Katholiſchen Religion zu gethan, haben ſich deren in keinerlei weiſe anzumaſſen.
14.. In allen und jeden unſern Landen und Probinzen wollen wir gewiſſe Gommiſſa. rien beſtellen laſſen, zu welchen oft gedachte Franzoͤſiſche Leute, ſo wohl bei ihrer an
kunft, als auch nachgehends, ihre zuflucht
nehmen, und bei denenſelben rahts und
beiſtandes ſich erhohlen ſollen. Immaſſen
wir denn auch allen unſern Stathaltern,
Regierungen, auch andern Behienten und
Befehlshabern, in Staͤten und auf dem
Sande, in allen unſern Provinzen, ſo wol 1. Theil der Mark, ziſt.
vermittelſt dieſes unſers offenen edicts, als auch durch abſonderliche verordnungen, Gnaͤdigſt und ernſtlich anbefehlen wollen, daß ſie ofterwehnte unſere Ebangeliſch Reformirte Glaubensgenoſſen Franzoͤſiſcher Nation, ſo viel ſich derer in unſern Landen einfinden werden, ſamt und ſonders unter ihren abſonderlichen ſchutz und pro= tection nehmen, bei allen oberwehnten ihnen gnaͤdigſt concedirten privilegiis fie nachdruͤklich mainteniren und handhaben, auch keinesweges zugeben ſollen, daß ihnen das geringſte uͤbel, unrecht oder verdruß zugefuͤget, ſondern bielmehr im gegentheil alle huͤlfe, freundſchafft und gutes erwieſen werde. Urkundlich haben wir dieſes edict eigenhaͤndig unterſchrieben, und mit unſerm Gnadenſiegel bedrukken laſſen. So ges ſchehen zu Potſtam den 29. Oet. 1685. III. Als auch in jezt erzehltem edict
S§. VI. denen wuͤſte ſtellen und plaͤtze neu
anbauenden zehenjaͤhrige freiheit auf ihre hauͤſer zugeſtanden worden: ſo hat Koͤnig, damahls Churfuͤrſt Friedrich III. dieſelbe vermittelſt neu herausgegebener verordnung von A. 1695. den 29. Octohr. ſolche noch auf fünf jahr, und alſo bis auf A. 1701, incluſive erweitert; ingleichen den akkersleuten noch zehen halbe frei jah
re gewilliget; jedoch dergeſtalt, daß fie die
andere helfte der dienſtgelder, zinſen, paͤchte, contribution und uͤbrige abgaben ihren nachbaren gleich nach den erſten freijahren richtig abgeben, und ihre gehoͤfte, vollkommen in guten tuͤchtigen ſtand bringen und ſtellen ſollten. Es hat auch hoͤchſtgedachter König dem Vaͤterlichen edict von Anno 1685. naͤchſt nochmahliger beſtetigung deſſelhen die erlaͤuterung hinzugethan, daß alle in den Königlichen Landen bereits angeſeſſene, oder nach und nach noch ankommende eben ſolche 15. jaͤhrige freiheit, und alle in gedachtem edict verſprochene wohlthaten zugenieſſen haben ſollten.
IV. Solchergeſtalt nun hat ſich eine ziemliche anzahl von der Franzoͤſiſchen Nation ö den Koͤnigl. Landen, und noch bor gemeinmachung dieſes edicts, etwa 1677. da man ſchon mit den verfolgungs anſchlaͤgen umgieng, in Berlin uͤber 100. Familien mit 3 Predigern eingefunden, welche den hinterlaſſenen Glaubensbruͤdern die Gnaͤdige troſt⸗ und liebreiche aufnahme kundthaten und ſie zur nachfolge aufmunterten. Welche dieſen nach bekanntmachung deſſelben in groſſer zahl gefolget, haben ſich theils in der Koͤniglichen Reſidenz Berlin und