Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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langet dieſes doch bei weiten nicht an die

ſummen, die ſonſt in Frankreich für wahren eingebracht worden, und noch würden ſein eingebracht worden, wann ſie in ruhe geblie­ben; zugeſchweigen, daß ſolches vermögen mehrentheils dem Königl. ſchatz zugewachſen, aus welchem es eben ſo zerronnen, als es ge­wonnen; wie dabon der uhrheber eines ges wiſſen bon dieſer materie geſchriehenen buchs ganz gründlich urtheilet, und es mit des Ko= nigs eigenem geſtaͤndniß heſtetiget, welcher über die ſchwindung der einkuͤnfte ſich höch­lich verwundert, und geſagt: er wußte nicht, wo der groſſe ſchatz geblieben, der von dieſem rauh eingekommen,.

Andere Laͤnder im gegentheil haben nicht allein phon dem mehr als 300000. menſchen, welche ausgeſtoſſen worden, oder ihren ver­folgern entwiſchet ſein, einen merklichen zu­wachs bekommen; ſondern dadurch auch an handel und wandel zugenommen, und in ge­wiſſen ſtuͤkken nach und nach ein ganz ande­res anſehen gewonnen; und kein Land weiß hiervon mehr und beſſere proben aufzuweiſen, als die Mark. Dieſe fuͤhlete noch das un­gemach des groſſen Teutſchen krieges, deſſen betruͤbte folgen ſowohl auf dem Lande, als in den Staͤten noch ganz deutlich zu ſehen wa­

ren: indem wuͤſte und unbehauete ſtellen in

den Staͤten, und veroͤdete feldmarken auf dem lande hin und wieder anzutreffen; han­del und wandel ſich zwar etwas aufgeholfen, iedoch theils wegen mangel der Einwohner, theils wegen noch verborgen liegender bor­

theile des landes und erdbodens, noch nicht

recht in den ſchwung gehracht war. Dieſem allen iſt die einnahme dieſer neuen Einwohner ungemein zu ſtatten gekommen. Die Staͤte ſowohl als die Dorfer haben an Einwonern und gebaͤuden zugenommen, und fein durch die eingeführte Manufacturen, verbeſſerten feld⸗ und gartenbau in ein merkliches aufneh­men gekommen; die Manufacturen haben nach und nach nicht allein die oͤrter, wo(ie eingefuͤhret fein mit der nohtdurft berſehen, ſondern eine groſſe anzahl wahrenlager und handelsladen aufgerichtet, welche mit aller­hand wahren von gold,(ber und andern me­tal, mit ſeidenen und wollenen zeugen, ge­webten und gewuͤrkten ſtuͤrken angefuͤllet fein, und manche ſtraſſen in den vornehmſten Staͤ­ten zu einem beſtaͤndigen jahrmarkt machen, dabei man einen groſſen theil auswaͤrtiger dinge vollkommen enthehren, das geld aber zu deſto beſſerm handel und wandel im Lando gebrauchen kan.

Erſter Theil, von der Mark insgemein. V. Kap.

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Akker und feld iſt an vielen orten, da es wuͤſte gelegen, brauchbar gemacht, und ſon­derlich der Tohak fleißig gepflanzet, und ſeit der zeit in allen theilen der Mark gezeuget worden: ſonderlich hat dieſes die Ukermark, und die in derſelben gelegene Hauptſtat Prenzlau erfahren, wie in deren beſchreibung umſtaͤndlicher zu vernehmen fein wird. Fin­det ſich auch ein oder der andere ort, wo es nicht fo völligen heſtand gehabt: fo haben wohl mancherlei ungluͤksfaͤlle ſich mit einge, flochten, welche die gleichwohl ziemlich lang geſtandene Kolonie endlich vermindert, zu­geſchweigen, daß in einer ſo groſſen menge es auch nicht an ſolchen gefehlet, welche einer guten und ordentlichen wirtſchafft nicht ehen gewohnet geweſen, oder aber aus der art ges ſchlagen, und bequemere tage ſich gefallen laſſen; manche auch nicht ſo viel land erhal­ten, daß fie dabei heſtehen können. ö

Auch iſt das nicht eins hon den geringſten vortheilen, daß der bau der garten ein ganz anderes und weit beſſeres anſehen gewonnen, weder er vorher gehabt; und auch in den ſandigſten und wuͤſten gegenden die fruchtha­reſte garten, und in denſelben ſowohl, als in andern wohlgelegenen garten die ſchmakhaf­teſte beides ober⸗ und unterfrůchte von aller ­hand und den ſchoͤnſten arten in der beſten guͤte anzutreffen, der auswaͤrtigen exoti­ſchen haͤume und fruͤchte und des blumen­werks nicht zugedenken. In Summa unſere kuͤchen- und kraͤutermaͤrkte, welchen es we­der im winter, noch im ſommer an ſchoͤnen vorraht fehlet, ſprechen noch immer Don der arbeitſamkeit und geſchiklichkeit dieſer Ein­wohner, auch dann, wann Teutſche ſelbige beſetzen, als welche die beſſere baum- und kraͤuterzucht denſelben groſſen theils zu dan­ken haben.

Die ſittliche beſchaffenheit dieſer revo ­lation betreffend, ſo{ft nicht zu leugnen, daß ihr umgang mit einheimiſchen Einwoh­nern, auch in die lehensart einen einfluß hat, und einige weniger vortheilhafte aͤnderung hin und wieder eingefuuͤhret: welche wann fie bei den Teutſchen nicht allemahl ſo einge­ſchlagen, wie es hatte fein ſollen; ſo iſt es nicht ſowohl der lebensart dieſer Nation, als der verſchiedenheit der temperamente beizu­meſſen, welche ſich nicht allemahl zuſammen

Das allerbornehmſte aber iſt dieſes, daß

dieſe verfolgte Chriſten durch ihre ſtandhaf­