Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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165
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Deer.

165 Erſter Theil, von der Mark insgemein. VI. Kap. 166

in Lothriugen, welches der König damahls beſetzet hielt, auf deſſen anſtiften und be­trieb auch wuͤtete; und die Reformirte Ein­

wohner durch das harte verfahren ihren

ſtab weiter zuſetzen genoͤhtiget wurden: ſo boht der Leutſelige Churfuͤrſt auch dieſen be­draͤngten Leuten feine hand und ſchutz an. Dieſes w j Wallonen oder Pfaͤlzer.

Die Lothringiſche Einwohner ſein theils ſchon zugleich mit der Franzoͤſiſchen Nation geflüchtet, mit derſelben auch aufgenom­men und zu ſelbiger gerechnet worden: da­her ſie eben der Vorrechte ſich zuerfreuen gehabt, welche iene genoſſen. Aus Metz allein fein hei 2000, Perſonen angekommen, welche dazu an die 2. millionen thaler mit ins Land gebracht. Dieſe Lothringer, und

ſonderlich die aus Metz haben vor anderen

von der Franzöͤſiſchen Nation die Kuͤchen­und Ohſtgaͤrten verbeſſert, und durch ihr hei­

ſpiel auch Einheimiſche dazu aufgemuntert.

Il. Wallonen ſein ſonſt bekannter maſſen diejenige Einwohner in den Niederlanden,

welche ſich der Franzoͤſiſchen mit Altfraͤn­

kiſchen woͤrtern hermiſchten ſprache bedienen, ſonderlich in Flandern, Hennegau, Lüttich, Luxemburg, wo die Teutſche, Niederlaͤn diſche und Franzoöſiſche ſprachen ſich ſcheiden. Bei den barbariſchen verfolgungen des Th­rannen von Alba wurden von dieſen Leu ten auf fuͤrſprache der Königin Eliſahet ber­ſchiedene haufen in die Grafſchafft Hanau und in die Pfalz eingenommen, an welchem leztern ort ſie ſonderlich die Kolonien zu Mannheim und Frankenthal geſtiftet. Und dieſe ſeins, welche im jahr 16889. in dieſe Lande aufgenommen worden; nach­dem die leutſelige aufnahme der Fran­zoͤſiſchen Flüchtlinge auch bei dieſen ein ver­trauen erwellet, zu dem auch in feiner leut­ſeligkeit Groſſen Friedrich Wilh., ihre zu. flucht zunehmen. Ja die Gnade kam dem ſuchen zuvor. Dann Se. Churfuͤrſtliche Durchl. ſchikten noch 1688. nach erhaltener nachricht von dem llaͤglichen zuſtand dieſer armen Leute ſelbſt iemand hin von freien ſtůl­ken, und lien ſelbige feines ſchutzes berſichern, und zugleich mit fuhren und reiſekoſten ver ­chen: ernennete auch zu Berlin gewiſſe ommiſſarios, welche dieſe ſache befördern mußten. Und nachdem die beiderſeits vor­geſchlagene bedingungen belicbet worden: fo haben dieſe, zu welchen ſich auch einige

andere, ſonderlich aus Heidelberg geſchla­fi.

I. Theil der Märk Hiſt.

ren theils Lothringer, theils

gen, auf den weg gemacht, und zu Mag­deburg und Halle ſich niedergelaſſen, und in der unterm dato Gruͤningen 1690. 25. Mai gemein gemachten Churfůͤrſtl. Verord­nung ihre voͤllige einrichtung erhalten, wel­che nachgehends, ſonderlich 712. 15. Febr. ingleichen 1713. 22. Nov. beſtetiget und ferner erklaͤhret worden. Die Landleute aher haben ſich in die Utermark begeben, wyſelbſt ihnen zu Prenzlow, Bergholz, Bas tin, groß und kein Zieten, welche ſie ganz beſetzet, aller und müfte dorfſtellen angewie­ſen worden. Dieſe ſein es eigentlich, wel­che den Tobalsbau in die Mark, theils auch in das Magdeburgiſche gebracht, und folchen beides die Teutſche und Franzoͤſiſche Fluͤchtlinge gelehret. Was auch ietziger zeit in der Utermark noch von Frauzoöſiſchen Ein­wohnern vorhanden, ſein meiſtentheils nach­kommen von dieſen Wallonen oder Pfaͤl­zerkolonien. Man ſiehet auch hietaus, wie es komme, daß die Wallonen, Pfaͤlzer oder Pfaͤlzerkolonien genennet, dieſe auch hier und da mit unter die Franzoͤſiſche Refugies oder Fluͤchtlinge gerechnet werden; mithin auch unrecht ſei, wann die Wallonen unter die Teutſche gerechnet werden: gleichwie es ebenmaͤßig unrecht iſt, wann in der Schweiz den Franzoͤſiſchen Einwohner in der gegend Neufchatel, Pais de Vaud, Poren­trut, Biel der name Wallonen heigeleget wird. Weil nachgehends noch andere wuͤſte ſtellen zu Burg, Jerichow und Kothuß vorhanden geweſen, und immer noch einige nachgekommen; ſo haben ſich auch der orten, und anderswo welche nie dergelaſſen; wie dann

A rI699. noch ein anſehnlicher haufen aus

dem Hennegau angekommen, und in der Graf­ſchafft Ruppin zu Brgunsberg, Walchow,

Kagor und Klein Mahlwitz ihre anwei­ſung auf gleiche weiſe erhalten; derjenigen zugeſchweigen, welche in eben dem jahre von Straßburg angelanget, und zu Magdeburg

mit den Heidelbergern, Manheimern und

Frankenthalern gleiche freiheiten erhalten,

wie hiervon 1699. 16 Jan. eine beſondere berordnung ergangen. Um auch dieſen neu­

ankommenden Einwohnern ihre veraͤnderung

deſto leichter zu machen, wurde 1693. eine Collecte hon haus zu haus zu Magdeburg,

auch ſonſt im Klepiſchen, Mindiſchen und

Rabensbergiſchen geſamlet, auch bon der

Koͤllniſchen Reformirten Gemeine ein erklek­

liches beigetragen, 6

IIl. Noch ehe die verfolgung in Frank­reich anging, hatte Churfuͤrſt Friedrich Wil L 2 helm

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