Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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helm auf Einwohner gedacht, welche die durch den krieg veroͤdete oͤrter wieder anbauen moͤchten. Weil nun die Schweiz ohne dem ie und zuweilen geſchehen laͤſſet, daß einige von ihren Landskindern ihr gluͤk auſſer Lan­des ſuchen; die ſchoͤne viehzucht aber bor an­dern ein augenmerk unſeres Landesvaters war: ſo wurde ſchon im jahr 1685. nach

vorgaͤngigem vertrag eine gewiſſe anzahl

Schweizer zu Toͤplitz geſetzet, welche wie es arheitſame und an eine ordentliche lebensart gewohnte Leute waren, ſich dabei ſehr wohl

befunden; auch verſchiedenen ihrer Landsleute einen appetit und verlangen erwekket, ſich

auch in die Brandenburgiſche Lande zu be­geben. Die ſich dann wie die Churfuͤrſtliche abſicht in der Schweiz, ſonderlich im Kan­ton Bern, war bekannt worden, zwar ſchon 1690. in ziemlicher anzahl aufgemacht, und was Handwerker geweſen, zu Lindau, Bauern aber in die beide Vorwerker Klo­ſterheide und Vilitz, und wüßte Feldmarken Glambek und Guͤhlen geſetzet worden: die

auch noch in eben dem jahr den zweiten Sonn­

tag nach Trinitatis zu Lindau in der Stat­

kirche mit verguͤnſtigung des Magiſtrats und

Miniſterii mit den ſchon allda vorhandenen Teutſch Reformirten zum erſtenmahl die heil. Communion gehalten. Bald aher haben einige hundert Familien, meiſtens aus dem Kanton Bern, wenige aus Zurch, hei dem Brandenhurgiſchen Reſidenten allda ſich ange­geben; und nachdem ſie hon dem Kaiſerlichen Geſandten zu Baden einen Kaiſerl. paß er­halten; zu Schafhauſen aber, weil ihrer auf einem weg zu viel, in vier kolonnen einge­theilet worden; ſich im jahr 1691. im Febr. auf den weg begeben, und im anfang des Mai monats in Berlin eingetroffen. Die unbequeme jahreszeit und heſchwehrliche rei­ſen verurſachten, daß bon dieſen eine groſſe anzahl krank worden, einige auch geſtorben, und ihre unterhringung{ich his in den Ju­nius verzogen: da dann die meiſten und bes ſten noch in die aͤmter Lindau und Ruppin, namentlich zu Lindau, Luͤdersdorf, Luno, Schulzendorf, Storbel, Koͤnigsſtaͤt, auch im Magdeburgiſchen zu Jerichau und San­dau; die uͤhrige aber in dem amt Lenin, und zwar zu Lenin, Michelsdorf, Thor­nau, Roͤdel, Schwinau, Dams dorf, in dem Vorwerk bei Damsdorf, zu Bochow, Derwitz u. Goͤls dorf, niedergeſezet; mit hoͤ­fen und inventarijs an pferden, ochſen, kuͤhen, ſchafen, ſchweinen, huͤnern, gaͤnſen verſehen; eine 15 jaͤhrige freiheit von den allgemeinen abgaben, und gleiche iura mit den Franzoͤſt­

Erſter Theil, von der Mark insgemein. VI. Kap.

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ſchen Flüchtlingen und Pfaͤlzern ihnen erthei­let; nach und nach auch, ſonderlich nach 1700, zu Lindau, Schulzendorf, Ludersdorf, Lunow, Storbeck, Michelsdorf, Glam­bek Kirchen neu erbauet, zu Lenin und Neu­Toͤplitz aber ausgebeſſert, auch Schulen, und zu Lindau ein Waiſenhaus erhauet und geſtiftet worden. Weil ſie auch des Hochteutſchen nicht gewohnet, die Evangeli­ſche Kantons aber einen anſehnlichen beitrag gethan zu dieſer einrichtung: ſo haben Se. Koͤnigl. Maſeſtaͤt ihnen auch Prediger und Schulmeiſter aus der Schweiz zugegeben, welche nachgehends laut des an die Evangel. Kantons ergangenen vorſchreibens vom 10. Febr. 1700, und zweier unterm dato Schar­lottenburg 24. Aug. und Koͤlln an der Spree 28. Dec. 1711. an das Ober⸗Directorium der Schweizeriſchen Kolonien ergangenen verordnungen von den loͤbl. Kantons Zuͤrch und Bern umzechig Sr. Koͤn. Maj. vorge­ſchlagen worden: wiewohl dieſes, nachdem ſie der Hochteutſchen ſprache gewohnet, auch das andere geſchlecht aufgekommen, ſo bei der Hochteutſchen ſprache erzogen, endlich nnter Sr. Köͤnigl. Maj. Friedrich Wilhelms regierung wieder aufgehoben, und ihnen Pre­diger von den Landskindern gegeben worden.. Die Kolonie auch deſto beſſer zu ſetzen und einzurichten, haben Se. Köoͤn. Maj. damahls Churfuͤrſtl. Durchl. Friedrich Iil. eine bes ſondere Commiſſion verordnet, in welcher auſſer dem Herrn von Knyphauſen, deme nachgehends der Herr von Prinz und Herr von Blas peil gefolget, der Amtsraht Neu­haufen, der Naht von Porz, und Kammer; Secretarius Schlecht, nachgehends auch als Juftitiarius Herr Voßwinkel geweſen, welche nebſt andern ſich auch der ſache treulich an­genommen: wie dann nachgehends im jahr 1710. 1 Apr. dieſe ganze Schweizerkolonie aller Jurisdiction entriſſen, und dieſem Ober­Directorio ùberlaſſen worden, und lautet die deshalb an das Koͤnigl. Kammergericht ergangene verordnung wie folget: Friedrich ꝛc. Unſern ꝛc. da wir vorhin bereits aus befun­denen erheblichen urſachen, vornemlich auch in Conſideration der an die Schmweizeriſche

Kantons deshalb von uns gethanen erklaͤh­

rungen, die unter den Aemtern Ruppin, Lindau und Lenin angeſetzte Schweizer Kolonien, zu ihrem deſto beſſernktabliſſement und aufnehmen von allen Jurisdictionen eximiren, und fie allein des ſpecialiſſime bon uns dazu allergnaͤdigſt angeordneten Ober­Directorii auſſicht uͤberlaſſen: fo haben wir auch allergnaͤdigſt gut befunden,.