169 Erſter Theil, von der Mark insgemein. VI. Kap. 170
auch zu verhuͤtung aller weitlaůftigkeiten und colliſionen hiermit, daß, wann in obbeſagten Aemtern von unſern Beamten zwiſchen dergleichen Colonis, wie auch andern Amts: Unterthanen in ihren ſtreitigen ſachen ab
ſchiede ertheilet werden, dadurch ein oder
ander theil ſich graviret zu ſein vermeinet, die Appellationes nirgends als dann, als an gedachtes Ober⸗Directorium his zu Unſerer anderweiten allergnaͤdigſten berordnung gerichtet werden ſollen, welches dann den gemeinen Rechten, und der Kammergerichtsordnung gemaͤß ſummarie, und mit moͤglichſter abkuͤrzung aller unnoͤhtigen weitlaͤuftigkeiten darunter zu verfahren wiſſen wird. Wir haben Euch ſolches hierdurch bekannt machen, und zugleich allergnaͤdigſt befehlen wollen, hinfuͤhro keine Appellationes aus dieſen Aemtern anzunehmen, ſondern ſolche iedesmahl an das von Uns allergnaͤdigſt angeordnete Ober⸗Directorium zu verweiſen. Seind Euch ꝛc. Koͤlln an der Spree 1. Apr. 17109. Wiewohl auch die
ſes Directorium von Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt
Friedrich Wilhelm wieder aufgehoben worden. Inzwiſchen iſt es bei obigen Kolonien
nicht geblieben. Im jahr 1693. haben ſich
wiedernm welche aus den Reformirten Kantons, ſonderlich auch von den unter dem Abt von S. Gallen ſtehenden und gedrukten Unterthanen durch die Herren von der Regierung zu Zuͤrch und Bern gemeldet: denen auch von Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. in einem ſchreiben an gemeldte Herren geantwortet und verſprochen worden, noch Einwohner ſo wohl in die Staͤte, als auch das platte Land einzunehmen; iedoch möchte hahin geſehen werden, daß ſelbige etwas hemittelt waͤren, und luſt zur arheit haͤtten, Kauf» und Handwerksleute waͤren, welchen aller vorſchub und befoͤrderung im handel
und wandel geſchehen, denen in den Staͤten
8 jaͤhrige freiheit von den gewoͤnhlichen Statheſchwehrnuͤſſen zugeſtanden, den Landleuten gewiſſes land eingerauͤmet; guten koͤpfen die beneficia des Jochimstalſſchen Gymnaſii und der Univerſitaͤt Frankfurt offen ſtehen, Prediger und Schulmeiſter auch unterhalten werden ſollten. Hierauf haben ſich allgemach mehr eingefunden, wel
che zu Neuſtateberswalde und Berlin
ſich niedergelaſſen, und fein zu dieſen lejtern auch die 3. Compagnien garde du COrPS gerechnet worden, welche Jedoch in Berlin keine beſondere kirche oder Prediger bekommen, ſondern zu den Teutſch. Re
formirten Gemeinen{ich gehalten; ob ſie
ſpnſt wohl ihren eigenen Kirchhof gehabt. Von ieder wird an ſeinem ort zu handeln
ſtehen.
Nun iſt dieſe anſehnliche Schweizer Kolonie bey ihrer anzahl eben nicht ſtaͤrker, ſondern beſonders im Amt Lenin ſchwaͤcher; geworden. Dann viel von dieſen Leuten die ohne dem in der Schweiz nichts zu verlieren gehabt, wußten nicht mit dem Land. bau, am wenigſten mit dem hieſigen Landbau umzugehen, und in die umſtaͤnde dieſes Landes ſich zu ſchikken: und bieh trafen fie nicht allenthalben, oder doch auf einen andern fuß an, als fie es in der Schweiz gewohnet waren. Dieſe kamen gleich anfangs zu
ruͤtle. Andere inſpnderheit ſoſche, welche auch in ihrem Vaterlande nicht luſt gehabt
arheitſam zu fein, hatten ſich ungleiche bes griffe von der aufnahme gemacht, und ſich einen ſtand ohne arbeit vorgeſtellet. Dieſen kam die bearheitung des beroͤdeten Landes, die raͤumung der heiden, und andere zur wirtſchafft gehörige bemuͤhungen ſchwer vor; anderer umſtaͤnde zugeſchweigen, welche auch redlichen unter ihnen die wirtſchafft ſauer gemacht, und fie zuruͤf gebracht. Diejenige aher, ſo geblieben oder noch nachhero wieder angekommen, lehen ietziger zeit in guter ordnung und umſtaͤnden.
IV. Es iſt auch im Habellaͤndiſchen kraiſe unweit Oranienburg eine uhrhargemachte gegend befindlich, welche das Hollaͤnder Bruch oder Neuholland genennet wird:
weil es zu Churfuͤrſt Friedrich Wilhelms Zei
ten wie mit Hollaͤndiſchen bieh, alſo auch mit Hollaͤndiſchen, Brabantiſchen und Lüfer Einwohnern beſetzet geweſen, welche
deſſen erſte Gemahlin, Fr. Henriette Luiſe,
um eine gute viehzucht aufzuhringen, hierher und zu Zehlendorf und Zuͤlsdorf geſetzet hatte; denen auch ein beſonderer Prediger gegeben worden: allein es fein deren wenig und kaum ein paar Dorfſchafften geweſen; mit welchen es auch uͤberdem keinen beſtand gehabt.
V. Auch hat der Königl. Oherjaͤgermeiſter, Freiherr von Hartenfeld zu anbauung feiner erkauften Guͤter aus Klebe eine gewiſſe anzahl von Familien hergezogen, welche zu Liebenberg und in den Kleviſchen haͤuſern ihre wohnſitze erhalten: es ſein aber ebenfalls gar wenige, die aber doch bis daher ſich noch im
guten ſtande erhalten. Gleiche bewandniß
hat es mit den einzeln Familien und Bauerhoͤfen, fo ſich in der Ukermark hier und dar angeſetzet haben: und wird deren iedes an ſeinem ort gedacht werden.
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