Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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Das VIL

Der Waldenſer aus Piemont aufnahme in die Mark und andere Churfurſtliche Lande.

1. Ihre verfolgung; der Schweizer und Churfüuͤrſt n, Wilhelms vorſprache für fie; des in Frankreich darzů genohtiget worden. II. Schweizer ſchreiben an Churfurſt Friedrich Wil­

helm wegen ihrer aufnahme; beſſen antwort; die Thalleute ſtehen an fortzuziehen.

m. Churfürſt ſchitket den Herrn Bondely nach der

Schweiz, um ſie abzuholen; werden zu Baſel mit lebensmitteln reichlich verſehen, und gehen von dar in ſchiffen ab; bei Briſach wird mit ſtuͤk­

ten auf ſie geſchoſſen; bei Straßburg werden et­

liche befehliget auszuſteigen, die aber der Com­mendant freundlich von ſich laͤſſet: werden zu Frankfurt am Main von dem Magiſtrat, der

Prinzeßin von Taranta, den Reformirten gemei­

nen allda wohl gehalten; gehen durchs Heſſen­

Kaſſelſche und Halberſtaͤtiſche, und kommen zu

Stendal an.. IV. Churfuͤrſtliches Abſehen die Stat Stendal hier­durch wieder volkreich zu machen; ein theil da­

ben V. kap. 5. 10. angefuͤhrtes ſchrei­

ben an den Herzog von Savoien

mochte kaum eingelaufen ſein, ſp

ließ er ſelbſt wieder ſeine eigene in

den Thaͤlern bon Piemont befindliche und von etlichen 100. jahren daſelbſt angeſeſſene Waldenſer Reformirter Religion ein dem Koͤnigl. Franz. faſt gleiches Edict unterm 31 Jan. 1686. ausgehen, mit befehl, daß ſie ſich aller zuſammenkůnfte des Gottesdienſtes halber, auch in ihren privathaͤuſern begeben, ihre Kirchen und andere dem Gottesdienſt ge­widmete haͤuſer niedergeriſſen, die Predi­ger und Schulmeiſter binnen drei tagen aus dem Lande weichen, die kinder von Katholi­ſchen Prieſtern getauft, und in der Katho­liſchen Religion erzogen werden, auch alle fremde Reformirter Religion binnen 1 ta­gen ſich aus dem Lande begeben ſollten. Worwieder die gute Leute ſich zwar, ſo gut fie gekonnt, zu erhalten geſuchet: man hat aber mit gewalt der waffen ſtark auf ſie gedrun­gen, und ſie dergeſtalt in das auſſerſte elend zu bringen geſuchet. Und obwohl die Schwei­zeriſche Kantons Reformirter Religion bei dem Herzog ſehr beweglich für fie gebehten: ſo hal doch ſolches nichts berfangen wollen; ſondern der Herzog ſich entſchuldiget, daß er durch andere dringende urſachen den ietzi­gen umſtaͤnden nach darzu genoͤhtiget wor­den, und waͤre ihm leid, daß er in dieſer ſache nicht willfahren koͤnte; Kyans eſtè convüs par de puiſſantes conſiderations, qui ont rendu indiſpenſahle cette demar­che dans les conjonctures preſentes. Il

Erſter Theil, von der Mark insgemein. Vl. Kap.

Herzogs entſchuldigung, daß er von dem König

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Kapittel.

von werden nach Burg und Spandow gebracht; auch eine Frei-Compagnie aus ihnen errichtet: Prediger, Schulmeiſter für fie beſtellet, und aus der Churfuͤrſtlichen kaſſe beſoldet.

V. Die hinterlaſſene in der Schweiz ſuchen an zwei orten mit bewehrter hand wieder in ihr Vater­land zu kommen: der Churfůrſt entſchuldiget, und empſtelet das werk den Schweizern.

VI. Herzog bon Savoien führet heimlich ſelbſt dieſe

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ſachen aus einem mißvergnuͤgen wieder Frank­reich: trit auf der Allijrten ſeite, und giebt dar­

auf den ſaͤmtlichen Thalleuten freiheit wieder in ihr vaterland zu kehren.

VII. Gehen alſo auch die bisher in dem Lande gewe­

ſene auf Churfuͤrſtliche erlaubnis zuruͤkfe; der

Churfuͤrſt laͤſſet fie vorher alle neu kleiden, ver­

ſieht fie mit aller nohtdurft auf die reife, ſchikket

ihnen auch gelder nach; ihre dankſchreiben an

denſelben; Churfuͤrſiliches ſchreiben an den Herzog von Savoien und die Schweizer.

nous eſt néautmoins ſenſible, de ne pou­voir pas tẽmoigner en cette affaire la gran­de conſideration, que nous avons tou­jours, pour vos recommendations,& combien nous deſirons, de vous marquer par des preuves ſingulieres ce que nous ſentons pour vous. 16 Fevr. 1686. Ders gleichen auch der Herzogliche Miniſter und Secretarius Caroccio am 14. 24. Mai an den Churfuͤrſtl. Geſandten zu Regenſpurg, Herrn von Jena, naͤhſt einlieferung des Herzogl. antwortſchreibens auf die Churfuͤrſtl. vorbitte angetragen: und eines theils zwar den angrif und niedermetzelung der armen Leute ungleich kleiner gemacht, als der ge­meine ruf gienge; zu deſſen beſcheinigung vder entſchuldigung aber ebener maſſen ange­fuͤhret, daß ſein Principal durch eine maͤch­tige ganz nahe graͤnzende Krone, darauf fie unumgaͤnglich ſehen müßten, zu ſolchem ent­ſchluß und verfahren gebracht und genoͤhti⸗= get worden; weßhalb Se. Churfuͤrſtl. Durchl. mit ihnen mitleiden haben wuͤrden; indem zum größten verdruß gereiche, daß er Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. hegehren nicht ein gnuͤ­gen leiſten köͤnnte..

II. Es iſt dieſes orts nicht, von denen an dieſe arme Leute verübten groſſen gewaltthaͤ­tigkeiten zu handeln, von ihrer gefangen­ſchafft, vorſchlaͤgen 2000 davon in Venetia­niſche kriegesdienſte zu übergeben; auch wie andere Potentaten{ich ihrenthalben bemuͤ­het, und gelder für fie geſammelt, welches alles in den Hiſtorien der damahligen zeiten

der