Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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Stat von dem Franzoͤſiſchen Prediger Char. les, ſo hernach in Berlin geſtorben, getaufet worden. Und als inzwiſchen der Commen. dant zu Breiſach darüber zur rede geſetzet worden: ſo hat er nichts anders zur ant­wort gegeben, als daß mam ſtuͤkken verſu­

chet, und nicht gewußt, daß ſie ſo nahe an

der Feſtung wären; ihm auch kaum drei ſtunden vorher die paſſeports gezeiget, und die ankunft der ſchiffe zu wiſſen gethan wor­den. Bald hernach hat ſich eine andere be­gebenheit hei Straßburg eraͤuget, indem, als die ſchiffe befraget worden, der Lieute­nant du Koy etlichen dieſer Leute auferleget, aus den ſchiffen zu gehen, in meinung, daß fie Franzoͤſtſche unterthanen wären: dem ledoch der Commendant, als er gleichfalls

aus der Stat ſelbige zu beſichtigen gekom­

men, und gehöret, warum man fie aus den ſchiffen gehen geheiſſen, alſofort wiederſpro­chen, und befohlen, die arme Leute gehen zu laſſen; redete fie auch ſelbſten an: Gehet wieder in die ſchiffe, ihr arme leute, Ott begleite euch. Allez, pauvres gens, re­

tournez dans les bateaux, Dien vos con­duiſe. Indeſſen wurden ihnen aus der Stat Straßburg von etlichen mitleidenden herzen ein balot mit 25 groſſen wollenen der

ken zugeſchikket, welche darauf unter den Familien ausgetheilet worden. Endlich fein ſie am 7. Aug. bei dem hefeſtigten Chur­Mainziſchen Flelkken Gerrisheim ans land geſtiegen, und nachdem ſie zubor bei gedach­

tem Flekken einen gröͤſſen borraht bon wein

und anderen eßwahren, fo ihnen zu Baſel mit­gegeben worden, und nunmehrs nicht weiter

forthringen köͤnnen, verkaufen muͤſſen, durch

gemietete wagen nach Frankfurt am Main gebracht, und am 16. Aug. allda von den Churf. Commiſſariis übernommen worden, ſie weiter u. nach der Altmark zu bringen; der erſte truppe bon dem Herrn Maillet, Koͤnigl. Commiſſariat- Raht, nebſt dem Herrn San­dow, der andere von dem Herrn von Gre­ma, und Herrn Charles Ancillon, heiden Koͤnigl. Geſandſchaffts⸗Raͤhten. Worauf ſie in der gegend von Frankfurt etliche ruhe­tage gehalten, und inzwiſchen von dem Ma­giſtrat daſelbſt in ein Dorf ihrer bohtmaͤßig­keit eine halbe meile bon der Stat, Bericheim genannt, einquartiret, und mit zwei ohmen wein und einem ziemlichen vorraht bon broht, fleiſch, und dergleichen verſehen worden; der­gleichen auch den folgenden tag von der Prinzeßin von Taranta geſchehen, die ihnen gleichfalls zwei ohmen wein ſamt 400. pfund hroht, und eben ſo viel fleiſch zugeſandt, und

Erſter Theil, von der Mark insgemein. Vl. Kap.

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den tag darauf durch ihren Prediger, Mr. Roye, in einem garten eine bewegliche pres digt halten, und nach derſelben endigung an der gartenthuͤr einen zehrpfennig für fie ſammeln laſſen, der ſich auf 50 Rthlr. be laufen; welchen noch ferner die Teutſche und Franzoͤſiſche Gemeine beigetreten, und ihnen 100 Rthlr. zugeſchikt. Dieſemnach fein fie weiter auf groſſen wagens durch das Chur⸗) Mainziſche gebiet nach den Heßiſchen graͤn­zen gebracht worden, allwo ſie einen Fuͤrſtl. Heßiſchen Commiſſarium vor ſich gefunden, don welchem fie durch das ganze Heſſen­Kaſſelſche Land nicht allein auf groſſen was gens fortgefuͤhret, ſondern auch mit fleiſch, hroht, wein und andern eßwahren frei und ohne entgeld verſorget, und ferner his Hal­berſtat gebracht worden; allwo fie am 27. Aug. angekommen, den 28. ſtille gelegen, am 29. allda amtsfuhren bekommen, und am 31. zu Stendal 365. ſtark angelanget. Bald hernach am 5 Sept. iſt auch die andere partei unter der begleitung der Herren von Grema, und Ancillon gefolget, in 481 Pers ſonen beſtehend, die iedoch ſchlechter als die

erſte beſchaffen geweſen..

IV. Gleichwie nun das Churfuͤrſtl., abſe­hen die Stat Stendal vor andern hierzu zu erwehlen, dahin gegangen, daß, weil dieſe Stat durch krieg, brand und andere ungluͤks­faͤle ſehr herunter gekommen; und von der borigen zahlreichen Bur gerſchafft die wenigſte mehr übrig geblieben, dieſelbe gleichſam durch eine neue Kolonie mit mehrern Einwohnern beſetzet, und dadurch zu beſſerer nahrung und gewerhe befördert werden mochte; auch, wie die Churfuͤrſtl, verordnung an den Amts­Naht Willmannen von Anno 1688. 21 Aug, redet, ſich vielleicht in etlichen hundert jah­ren kein ſo bequehmes mittel dazu, als durch

dieſe Kolonie finden möchte; welche auch

berhoffentlich Ottes reichen ſegen mit ſich dahin bringen wurden: alſo haben Se. Churfuͤrſtl. Durchl. den beiden Amts⸗Raͤhten Merian und Willmannen weiter aufgetra­gen, dieſer Leute einrichtung beſtens zu beob­achten. Da aber dieſelbe bald anfangs ge­merket, daß die anzahl der in Stendal an­gekommenen{ich bis auf 1300 erſtrelket, und folgends für die einzige Stat Stendal zu groß wäre: als iſt gut gefunden worden, daß eine eintheilung derſelben gemacht, und ein theil dabon zwar zu Stendal hleiben, die uͤbrigen aber nach Burg in dem Magdebur­giſchen, als welches Johne das in gleichem heruntergehrachten zuſtande mit Stendal

ware,