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Beliz an fich gebracht, und ſelbige mißgehandelt, davon iſt in den angeführten Belitziſchen An. 1353. fein zu
geſchichten nachzuſehen. Königsberg die allda wohnhaffte Juden alle
ſamt auf des Churfuͤrſtens Ludwigs des Roͤ
mers befehl verbrannt, und ihre guͤter einge zogen worden. S. Kehrbergs Beſchr. Kos nigsb. I. Abth. K. 29. ſ. 241, 242.
ö. gelitten, gleiches ſchikſal iſt ihnen begegnet im jahr 1510. Es wurde X. nach Lichtmeſſe in der nacht die Kirche in dem Dorf Knoblauch, und in derſelben das ſogenannte Sakramenthaͤuslein erbrochen, und aus ſelbigem eine kupferne bergüuͤldete monſtranz und zwei ge weihete hbſtien in einem buͤchslein geſtolen, davon aber im Statgraben bei Bernau etliche ſtuͤtken von der monſtranz, andere ſtükken an andern orten hier und da, auch weit von der Stat gefunden worden. Der thaͤter vom diebſtal war ein bekehrter Jude, Paul From, aus Bernau, welcher ſich theils durch fein ausweichen, theils durch andere dinge verdaͤchtig gemacht, und da er aus gewiſſensangſt wieder zurlick gekommen, gefangen genommen und verhßret worden; die that auch geſtanden, von den hoſtien aber vorgegeben, daß er ſie zu ſich genommen. Da der Bischof von Brandenburg ſich aber der ſache angenommen, und mit der peinlichen frage verfahren laſſen, hat er geſtanden, daß er nur eine gegeſſen, die andere aber um 9 Maͤrkiſche groſchen einem Juden zu Spandau nahmens Salomon verkaufet. Als Dies ſes vor dem Churfuͤrſten gekommen, iſt der Jude in verhaft genommen worden, und hat Don der hoſtie geſtanden, daß er ſolche auf einen tiſch geleget, mit meſſern zerſtochen, und endlich in ſtuͤkken zertheilet, ein ſtuͤck durch andere Juden nach Brandenburg, eins nach Stendal geſchikt. Worauf alle Juden in der ganzen Mark in verwahr genommen, die angegebene aber zur unterſuchung und peinlichen frage gezogen worden, die dann bekannt, daß das eine ſtuͤk in Brandenburg, daß andere in Oſterburg von vielen Juden gemißhandelt, dieſes auch nach Braunſchweig geſchikket worden. Welches alles fie dann nochmahls vor den in Berlin niedergeſezten gericht bekennet, und dahin ihr urtheil auf dem Neuen Markt in Berlin, da ein dreifaches geſtuͤle aufgerichtet geweſen, erhalten, daß Paul From auf einem niedrigen wagen halb nakket angeſchmiedet, durch die hornehmſte ſtraſſen von Berlin und Koͤlln
Erſter Theil, von der Mark insgemein. x. Kap.
wiewohl weder von der urſach eines ſo ſchrellichen verfahrens, noch ob die ganze Judenſchafft angezeiget wird. Faſt ein
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geführet; mit glüenden zangen zerriſſen, und endlich an einem pfahl gebunden/ und wie die übrige 3,5, die in einem gerüfte mann hoch, ſo übereinander gehangen, daß die bber= ſte hinunter, und die untere hinauf ſehen koͤnnen, verbrannt, zwei aber, die ſich zur Chriſtlichen Religion bekennet, folgendes tages mit dem ſchwert gerichtet worden. Weil nun überdem noch bei der unterſuchung war ausgeſaget worden, daß zu verſchiedenen mahlen dieſe und andere Juden Chriſten kinder erkaufet, und ihnen das bluht abgezapfet, und zu ihrem gebrauch und genuß mit gcs wuͤrze zugerichtet haͤtten; und alle, ſo in eis nem Fuͤrſtenthum waͤren, das geld, wofür dergleichen kinder gekaufet wurden, pflegten zuſammen zu legen: ſo fein alle Juden, nachs dem ſie die urphede abgeſchworen, auf die graͤnzen gebracht, und Landes verwieſen worden. Die nachricht hievon iſt im folgenden jahr 1511, zu Frankfurt in under: nehmlichen Teutſch gedrulket, und mit holiſchnitten verſehen worden, woraus Angelus feine nachricht genommen, welche er hierbon im ill. B. ſ. 269. giehet. Das urtheil von dergleichen beſchuldigung und verfahren, wird billig der geſcheuten welt uͤberlaſſen: das iſt aber gewiß, daß man heut zu tag, da die Chriſtl. welt kluger worden, weder von bluhtigen hoſtien, noch won aufhaſchung und erkaufung Chriſten kinder das geringſte mehr hoͤret. Daher ſich dann gar leicht abnehmen laͤſſet, daß die bluhtige hoſtien nichts anders als erfindungen fein, damit man die leidige Transſubſtantiation hat ſuchen zu unterſtuͤtzen obwohl deswegen die mißhandlung der hoſtien nicht kan gebilliget werden. Indeſſen hatten die Juden mittel gefunden wieder in die Mark zu kommen, und ſich einzuniſteln, wiewohl auch dieſes nicht beſtand gehabt. Dann als An. 1571. der Churfürſt Joachim Il. ſchleunig verſtorben, wurde der Jude Lppolt der die Muͤnze damahls hatte, beſchuldiget, daß er dem Churfuͤrſten in eis nem trunk wein gift beigebracht: wannenhero nicht allein derſelbe A. 1573. 28. Jan. mit gluͤenden zangen zerriſſen, geraͤdert und gebiertheilet, ſondern die übrige Juden auch nach niederreiſſung ihrer Synagoge und ſtürmung etlicher haͤuſer aus dem Lande vertrieben worden, die ſich theils darauf nach Polen, theils nach Boͤmen begeben. Angel. Ill. B. ſ. 368. 371. Leutinger XX. B. 32. 5. ſ. S46. und umſtaͤndlicher XXL B. ſ. 630. 651. So gar haben auch die Polniſche Juden nicht auf die Frankfurter Meſſe kommen dürfen, ohne beſondere erlauhniß, welche ſie
von