Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
223
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223 Erſter Theil, von der Mark insgemein. 1X. Kap. 224

zuvor die Taufe, bekommt auch etwas geld zum unterhalt, ingleichen auch briefe nach Berlin an den Herrn Stoſchium; meldet ſich aber an ſtatt deſſen bei L. Hofmann, dem Probſt in Berlin, und bittet wie zuvor, um unterricht in der Chriſtl. Lehre, damit er zur heil. Taufe möchte gelaſſen werden, welchem er zwar etwas verdaͤchtig vorgekom­men, ſchikt ihn aber doch auch an das Koͤll­niſche Miniſterium, und bekommt von beiden etwas zu ſeinem unterhalt; bezeigt ſich ie­doch etwas ungeduldig uͤber den verzug mit der Taufe, wird aber doch zur gedult zum zeugnuͤß feines bisherigen verhaltens ange­wieſen. Indeſſen wird ſeiner ein Studioſus gewahr; und weil er ihn hom Herrn L. Hof­mann weggehen ſiehet, und dabei erfaͤhret, daß er verlange getauft zu werden: ſo erinnert er ſich, daß dieſer menſch ſchon zu Magdeburg ge­taufet worden, und haͤlt es ihm vor; woruͤber dann der Jude ganz beſtuͤrzt wird, will auch zu dem Probſt nicht mehr kommen, und da er ihn endlich fodern laſſen, ſo geſtehet er, daß es geſchehen, bittet um verzeihung, und wird darauf gewarnet, ſich nur fort zu machen, damit er nicht in die hierauf gehoͤrige ſtrafe verfallen mochte. Machet ſich alſo zwar fort, gehet aber wieder nach Frankfurt, und wiederhohlet daſelbſt bei gedachtem Refor­mirten Miniſterio ſeine vorige bitte: die auch, wie nicht weniger andere mitglieder der Reformirten Kirche bedacht fein, ihn for­derſamſt der geſuchten Taufe zu gewehren.

Es begiebt ſich aber, daß eben der Studioſus,

der ihn zu Berlin betreten, ihn auch daſelbſt bei dem Rectore Univerſitatis antrifft, und was vor dem zu Magdebnrg, und nur kuͤrz­lich zu Berlin mit ihm vorgelaufen, kund machet. Woruͤber er den in haft genommen worden, und zwar bei der Inquiſition aller: hand unbeſtaͤndige reden gefuͤhret, bald daß er bei der Dreßdenſchen Taufe waͤre Johannes genannt worden, bald er köͤnte es nicht gewiß wiſſen, wurde aber wohl nach dem Churfuͤr­ſten Johannes ſein geheiſſen worden. Gefra­get, ob er ſich nicht Mauritium Chriſtia­num nach der Magdeburgiſchen Taufe ge­nannt? hat er bald den namen vergeſſen, bald ſich nicht ſtraks beſinnen können, die hauptſache aber doch zugeſtanden, und um gnade gebeten mit dem vorwand, er haͤtte vermeinet, daß nicht ſo ſehre daran gelegen waͤre. Weil ſich dann augenſcheinlich ge­auſſert, daß er mit dem Chriſtenthum ein bielfaͤtiges geſpoͤtte getrieben: ſo iſt ihm endlich kraft eingeholten urtheils und darauf ergangener Churfuͤrſtl. beſtetigung zuerkannt

worden, daß er eine ſtunde oͤffentlich an den pranger, damit er von jedermann deſto beſſer möchte erkannt werden, geſtellet, und nach­mahls mit harten ſtaupenſchlaͤgen des Lan­des verwieſen ſollte werden, ſo auch den i. Sept. gedachten jahrs 1681. an ihm vollzo­gen worden. 20| Eine gleichmaͤßige begebenheit hat ſich noch vor weniger zeit mit einem andern Jo­ſeph Wille genannt, zugetragen, welcher An. 1705. den 13 Mai zu Dramburg offent­lich getaufet worden, auch ſich alida mit ei­ner Predigers tochter verehliget, und eine zeitlang wirtſchafft getrieben; weil es aber

damit nicht fortgehen wollen, ſeinen weg

nach Stralſund genommen, und ſich daſelbſt von neuem zur Taufe gemeldet, auch dieſelbe empfangen; hernach aber da ſolches kund, und er deſſen durch ‚feine bei ſich habende briefſchafften, auch Dramburgiſche nachrich­ten uͤberwieſen worden, zu Stralſund gleich­falls zur ſtaupe geſchlagen und Landes Ders wieſen worden, wie hiervon in der Dram­burgiſchen Geſchicht mit mehrern wird zu erſehen ſein.?. Wobei man nicht umgehen wollen des Esdr. Edzards, als welcher auch des Joſepyh Lipmanns halber wegen einiges ihm zugeho­rigen geldes hefraget worden, erinnerung in feinem antwortſchreiben ‚beizufügen: Es waͤre zwar eine ſchwere ſache mit der Juden bekehrung, doch wuͤrde es ſo ſchwer nicht ſein, wann eine Chriſtliche Obrigkeit den wucher bon den Juden naͤhme, und ſie dahin hielte, daß ſie arbeiten muͤßten, auch die ar­me bekehrte zu handwerkern und kleinen aͤm­tern zulieſſe/ ſie unter Soldaten annaͤhme, und ſie ſonſten etwas beſſer befördert wurden. Schr. an die Frankfurtiſche Gerichte vom 21 Jul. 1681.| (X. Der gegenwaͤrtige zuſtand der Juden­ſchafft gründet ſich zwar in den horhergehen­den nachrichten und veranſtaltungen: iedoch ſein mit und in demſelben verſchiedene und merkliche veraͤnderungen vorgegangen. Dann 1) in anſehung der beliebten an­zahl von 50 Familien, hat die auswaͤrtige noht, und die beſondere menſchen liebe der Durchleuchtigſten Regenten dieſes Volk ſo treuherzig gemacht, daß ihrer uͤber die er­laubte anzahl eine groſſe menge unterm vor­wand, daß ſie zu dieſer oder iener familie ge­hoͤreten oder nur beherberget würden, ſi in die Mark eingeſchlichen, ohne daß fie ver­gleitet geweſen, die auch laut der 1695. 14 Dec. zu Koͤlln an der Spree gegebenen ver­ordnung weggeſchaffet werden ſollen. Ja;. . gin