Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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en auͤſſerlichen zuſtand der Mark betreffend, der von den allgemei­

nen veraͤnderungen und begeben­

D heiten herruͤhret, ſo hat die nach: harſchafft mit den Wenden, und die vermi­ſchung Chriſtlicher und Heidniſcher Einwoh­ner anfangs viel unruhe und unſicherheit mit ſich gebracht, welche ſich auch nicht eher ge­leget, als bis die Chriſtliche die oberhand be­halten, und die Heidniſche gaͤnzlich untern fuß gebracht worden, welche ſich ſo lange ge­wehret, und gewalt gebrauchet, als ſie kraͤfte gehabt: und da dieſe ſich nach und nach ſon­derlich unter Albrecht dem J. verlohren, hat ſich doch hier und dar der unwille uͤber die verlohrne freiheit nicht gaͤnzlich bergen koͤn­nen. Ein beiſpiel hierhon wird Lenin auf­weiſen, da die Wenden wieder die Moͤnche und das Kloſter ſich aufgelehnet, und den Aht gar ermordet. gemein einem ungeziemenden beſuch des Abts pflegt beizumeſſen: in der that aber wohl von dem groll der Wendiſchen Bauern her­Wie die Anhaltiſche Herren ſonſt durch­gehends wegen ihrer guͤtigkeit und ſorgfalt fuͤr das gemeine heſte geruͤhmet werden, als welche Staͤte erbauet und erweitert und mit mauern umzogen; ſo viel Kirchen aufgefuͤh­ret, fo viel Kloͤſter geſtiftet; Staͤte, Kir­chen, Rahthauͤſer, Kloͤſter ſo reichlich be­giftet, wie ſolches alles der verfolg zeigen wird: alſo iſt nicht zuzweifeln, daß der zu­ſtand der Mark damahliger zeit muͤſſe er wuͤnſcht geweſen ſein. Man findet ſpuren vom handel und wandel, vom anbau des Landes, und deſſen verbeſſerung, ſynderlich durch bearbeitung der weinberge und durch die viehzucht. Die Wollarheit und Tuch­Weberei iſt durch die ankommende Ausländer derbeſſert und in guten ſtand geſetzet worden. Bei erbauung der Staͤte, ziehung der Mauern, auffuͤhrung der Kirchen und Thür, me, belegung der Straſſen mit ſteinpflaſter u. dem. finden wir unſere Vorfahren in groſſer bes ſchaͤAigung; und die arbeit, fo wir bei dem alten bau finden, ſtellet uns Künſtler und Handwerksleute bor, welche nicht allein den geſchmak damahliger zeiten heluſtiget und vergnuͤget, ſondern den heutigen was zu rahten, und mit aufmerkſamkeit zu betrach­ten vorlegen, daß man die ſtaͤrke, feſtigkeit, regelmaͤßigkeit der alten mauern, ſonderlich in feldſteinen bewundern muß. Welches alles wenn mans mit der einrichtung des Staats zuſammen nimmt, wie eJ aus den

Erſter Theil, von der Mark insgemein. X. Kap.

Welches man zwar ins­

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damahligen ſinſtern zeiten herausgekommen, unſern zeiten zwar nicht beikommt, für da­mahlige zeiten ſich aber vollkommen ſchikket, nnd von deren wohlſtand und gluͤckſeligkeit ein unwiederſprechlich zeugnuͤß ableget. Es würden auch manche gute denkmahle ſelbiger zeiten übrig. fein: wann nicht das folgende wiedrige ſchikſal die nachkommen deren bes raubet. Denn mit dem erloſchenen Anhal­tiſchen Stamm iſt alle dieſe herrlichkeit mit zu grahe gegangen. Der groͤſſeſte theil des XIV. und der anfang des XV. jahrhunderts, und alſo uͤber 100 jahr lang, iſt die Mark allerhand und faſt an einander hangenden un­angenehmen veraͤnderungen unterworfen ge­weſen. Nach abgang des Markgr. Woldemars, und nach bald A. 1320. erfolgtem ableben des unmuͤndigen Prinzen Heinrichs, hat Her zog Rudolph zu Sachſen, wie auch Albrecht und Woldemar, Fuͤrſten zu Anhalt, als die) naͤheſte Vettern des lest berſtorbenen, ſich zwar der folge. angenommen, auch unters ſchiedene Staͤte ſich huldigen laſſen; dennoch aber ihren zwek nicht erhalten koͤnnen: weil der Kaiſer Ludwig der IV. die Mark als ein erledigtes Lehn erklaͤhret, und darauf ſeinen ſohn, Ludwig den Altern. damit belehnet. Wannenhero eine groſſe verwirrung in dem Lande entſtanden, weil man nicht gewußt, wem man gehorchen ſollen; noch eine groͤſſere aber von auſſen eingedrungen, indem der Pabſt, der ohne daß einen haß auf das Baie­

riſche haus geworfen, mit dieſer helehnung

übel zufrieden geweſen. Hieraus haben ſich groſſe uneinigkeiten in dem Lande entſpon­nen; und der Biſchof zu Lebuß hat als ein liebling des Pabſts hald darauf ein maͤchti­ges heer von Polen und Litthauern, die zu der zeit noch unglaubig waren, in die Mark gelokket, welche alles, es mochten weltliche oder geiſtliche guter, State, Schloͤſſer, Kir­chen, Kloͤſter oder ſonſten etwas ſein, ohne unterſcheid verheeret. Dieſes war noch nicht gnug, ſondern es ward nicht lange her­nach der Landsherr Ludwig mit der Mark und Lauſiz, und allen ihnen beipflichtenden in den bann gethan: Welches zwar in dem Lande nicht groß geachtet worden, nichts deſtoweniger aber eine verſtellung der ge­muͤhter hin und wieder verurſachet; weil man nicht wußte, was es fuͤr einen erfolg ha­ben möchte, in erinnerung, was dergleichen bannungen der Kaiſer und anderer Fuͤrſten oftmahls fuͤr ungluͤ nach ſich gezogen. Zum wenigſten wurden andere auswärtige abge­

ien daß fie ſich nicht getraueten in

3 dieſen