Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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235 dieſen Landen ihr broht und nahrung zu ſu­chen: weil fie heſorget, daß fie in dieſes Uns gluͤk auch möchten verwilkelt werden. Bald darauf folgete der Woldemariſch Baieriſche krieg, worin alles unter einander,, ſuchten die benachbahrte Fuͤrſten einer hier, der ander da, etwas an ſich zuziehen: und Karl der IV. ſpielte hierbei eine Hauptper­fon, die den mächtigen trieb nach dem erblik­ten bortheil einrichtete.

Il. Die ſache kam auch zwar nach etlichen jahren zu rechte, und ſuchte Ludwig der Roͤ­mer alles wieder in einen beſſern ſtand zu bringen; es waͤhrete aber auch nicht lange. Dann der Kaiſer Karl der IV: welcher all ſchon bei dem Woldemariſchen kriege feine rolle in der Mark geſpielet hatte, ſtiftete zwiſchen feiner ſoͤhnen und den beiden Baie­riſchen Markgrafen Ludwig dem Roͤmer und Otto eine erbverbruͤderung, und, wie ihm nach Ludwigs des Röoͤmers tode die zeit mit Ottone zu lang ward: ſo fiel er mit einem groſſen heer ins Land, ſengete und brennete darin, gab endlich Ottoni ein ſtuͤk geld, trieb ihn darauf aus dem Lande, und nam die Mark ſelbſt ein; uͤbergab fie hernach feinem ſohn Wenzeslao, und dieſer ſeinem bruder Sigismund, wobon der erſte fich nicht groß um fein Erbköͤnigreich bekůmmerte, bielweni­

ger um die neu an ſich gebrachte Maͤrkiſche

Lande. Sigismund ſaß in Ungarn um ſich alda zuerhalten, und bekuͤmmerte ſich auch wenig darum, wie es in der Mark her­gieng, wann die Marker nur fleißig geld hin­aus ſchikketen. Und weil er mehr brauchte, als aus der Mark folgen wollte: ſo verſezte er fie An. 1388. an feinen Vetter Markgraf Jobſt aus Maͤren, der{ich vollends nichts um das Land bekuͤmmerte, ſondern verſezte und verkaufte Herrſchafften, Staͤte nnd Schloͤſſer, wann er nur wußte ein ſtuͤk geld zuziehen; verſezte fie auch An. 1395. weis ter an Landgraf Wilhelmen in Thuͤringen, von dem ſie hernach Koͤnig Sigismund zwar wieder eingelöͤſet, iedoch wie zuvor von hauſe aus regierct. Woraus dann erfolget, daß ein iedweder feines gefallens gelebet und weder auf Recht, noch ordnung in dem Lande gehalten worden. Daher war wenig Volk und nahrung in dem Lande, weil der Gemeine Mann bei ſo vielen beraͤnderungen nicht ſicher war, und die Vornehmere zuſahen, wie ſie ihnen ſonſt recht ſchafften, es möchte damit hergehen, wie es koͤnnte: bis endlich Sigismund, weil er ſahe, daß die geld und ſilberquellen in der Mark durch die ſtetige unruhen ganz ver­

Erſter Theil, von der Mark intgemein. X. Kap.

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ſeigen wollten, und gleichwohl immer gerne geld haben wollte, ſie dem Anherrn der ietzi­gen Königl. und Churfürſtl. Familie, Fried­rich dem I gegen erlegung einer anſehnlichen ſumme geldes uͤberlaſſen, wie ſowohl hier­von, als von oherzehlten veraͤnderungen an ſeinem orte weiter wird gemeldet werden.

III. Und von dieſen zeiten iſt eigentlich zu verſtehen, was unterſchiedene Geſchicht­ſchreiber allzu frei und ohne unterſcheid bon den oftmahligen veraͤnderungen der Hohen Landesherrſchafft in der Mark ſchreiben, daß die Mark ofte ihre Herren veraͤndert: Mu tavit dominos Marchia ſaepe ſuos. Denn obwohl einige geſchlechter nach einander hier geherrſchet, ſo iſt doch ſolches in andern Teutſchen provinzen auch geſchehen, auf welche man doch darum keine gedenkſpruͤche gemachet. Es fein auch ihrer ſp biel nicht in der Mark geweſen, als wohl borgegeben wird, und unter denſelben hat das Anhalti­(che Geſchlecht bei 200 jahren unverandert die Mark beſeſſen, die lezt regierende auch ſchon über zoo jahr, und G6Ott wird Sit ferner zum ſegen ſetzen, ſo lange als ſonne und mond waͤhren wird. Das Baieriſche Geſchlecht wurde ſich auch laͤnger haben hal­ten können, wie ſolches aus den verfaſſun­gen zwiſchen den regierenden Markgrafen und Ihren Vettern in Baiern abzunehmen, wann Sie vor Caroli IV. raͤnke haͤtten ruhe gehaht. Aber wie dieſer mit ſeinen nach­kommen ins Land kam, und keiner von ihnen ein gut herz gegen daſſelbe trug, ſondern nur allein ſich aus demſelben zu bereichern

ſuchte, und darum es immer einer dem an­

dern zuſpielte, da hieß es: Mutavit domi­nos Marchia ſaepe ſuos. Sintemahl in ſieben jahren von An. 1388. bis 1395. ihrer viere, Sigismund, Jobſt, Wilhelm und wieder Sigismund, und wann von den lez­ten Baieriſchen zeiten, und An. 1373. an, Otto, Karl der IV. und Wenzeslaus dazu gerechnet werden, ſo fein in 20 fahren ihrer fleben geweſen, deren keiner doch durch toͤdt­lichen ahgang feiner Vorfahren dazu gelanget, ſondern es hat immer einer nach dem andern zwar Landesherr ſein wollen, aber nur ſeine kaſſe daraus zu ſpikken geſuchet; um des Landes beſte aber ſich nicht bekuͤmmert. Wann auch ſonſten geklaget wird, daß in der Mark keine ordnung gehalten wurde, oder wie es nach dem uͤbellautenden Latein

heiſſet, Marchia non patitur ordo: iſts

ebenfalls von dieſen zeiten zuverſtehen, da freilich keine ordnung ſtat gehabt, die Landes­. herren