Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
237
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237 t| herren die Regierung des Landes nicht ge­achtet, ſondern alles unter einander herge­hen laſſen, wann Sie nur geld bekommen können, und daher in der that hergegan­gen, wie man Jud. XVII. 6. und XXI, 25, lieſet: zu der zeit war kein Königin Iſt gel, ein ieglicher that, was ihm recht dauchte. Oder wie es erklaͤhret wird, fie hätten ges than, was recht geweſen in ihren augen, aber nicht was recht geweſen in den augen 5 Ob auch wohl der tapfere Churfuͤrſt Friedrich I ſich befliſſen alles wieder zu rechte und in ordnung zu bringen: fo. ward nichts deſtoweniger dieſe ſchoͤne morgenroͤhte noch mit allerhand trüben wolken verdunkelt; in­dem ſich anfangs in der Mark ſelbſt noch un­terſchiedene unruhige gemuͤhter gefunden,

wel he ſich der neuen Herrſchafft nicht be­

quemen wollen, und daher mit gewalt der waffen muͤſſen zum gehorſam gebracht wer­den. Nicht lange hernach entſtunden die Hußitiſche unruhen, bei welchen die Mark abermahl viel ausgeſtanden. Und weil die Koͤnigl. truppen den Hußiten oftmahls hart zugeſetzet, Friedrich aber des Kaiſers

Sigismunds partei gehalten: ſo hat es die

Mark entgelten muͤſen, und die Hußiten

haben weit und hreit darin alles mit feuer

und ſchwert, wo fie gekonnt, in Staͤten und Dörfern verheeret, und in die aſche geleget; wovon ſich dieſes gute Land lange zeit nicht erholen koͤnnen. Und weil die feden und privatraubereien auch nicht allerdings koͤn­nen gedaͤmpfet werden: ſo iſt kein wunder,

wann es hei fo mancherlei, und über 100 jahr

gewährten unruhen von Einwohnern ent bloͤſſt worden; die wenig vorhandene auch, weil fie wenig umgang mit andern Voͤlkern gepflogen, oder auch pflegen koͤnnen, eine

niedergeſchlagene art von leben gefuͤhret, und

deshalb bei einigen auswärtigen in verach­tung gerahten.;.

V. Darum auch wann der berühmte Abt Irithemius, ſo ſich in den erſten jahren Chur­

fuͤrſt Joachimi L an deſſen Hofe aufgehal­ten von den Maͤrkern ſchreibet, Schr. an Joh. Sycambrum bon An. 1505. 20 Okt, daß die Maͤrker zwar gute und des Got­tesdienſts gefliſſene, iedoch dem müßig­gang und trunk ergebene, auch groſſen theils rohe und ungeiehrte leute waren: Omines quidem boni, ſed nimis Barbari atque indocti, commeſſationibus& pota­tionihus magis dediti, quam ſtudio hona­rum literarum. KRarus hic homo ſtudio

Erſter Theil, von der Mark ins gemein. X. Kay 238

deditus ſcripturarum, ſed quaedam innata eis ruſticitate converſantes otio& poculis gaudent, mihi autem ſatis admodum in­LSolarum placent mores, quoniam magna feruent in religionem Chriſti obſervantia & devotione. Dei templa viſitant dili­gentiſſime, feſta Sanctorum reverenter

Celebrant,& indicta eis ieiunia tenaciſſime

obſervant, tantoque ſunt in Dei cultu fer­ventiores, quant cum noviſſimis Germa­niae populis ad Chriſti fidem noſcuntur Converſi: So iſt ſolches, was die gelehrt­heit belanget, von feinen und den borherge­henden zeiten zu verſtehen, in welchen man auf keine ordentliche Studia achtung hatte, weil weder Uniberſitaͤten, noch andere groͤſ­ſere Schulen im Lande waren, auch wegen der unruhigen zeiten nicht wohl ſein konn­ten, als von welchen es hieß: Inter arma ſilent leges, oder wie Marius ſagte: Prae

armorum ſtrepitu leges a fe non poſſe

exaudiri, unter dem klang der waffen konnte man nicht viel nach den geſetzen hören. Von

dem trunk und mußiggang aber iſt nicht als

lein oberzehltes, ſondern noch viel härter, was er unter eben dem dato den 20 Ott. an Joh. Vigilium Sunszhemium, insbeſondere bon dem Landmann in der Mark ſchreibet: daß die Mark ein groſſes und fruchtbares Land wäre, dem es aher an fleißigen arbei­tern fehle, und die wenige Bauern, ſo vera handen, faule Leute wären, ſo den muͤßig­gang und trunk mehr als die arbeit liebten, und daher in armuht lebeten; auch ſonſten das faſten zwar genau beohachteten, aber mit dem folgenden ſchwelgen ſehr beflekten, der­geſtalt daß ihr leben faſt in nichts als eſſen und trinken beſtuͤnde. Terra quidem bona eſt& fructifera multum, ſed ſaborioſis in­diget cultorihus, cum& ipſa fit vaſta, la­titudine ampla,& ruſtici pauci atque pi­gerrimi, potationibus& otio magis, quam laborihus dediti, de quibus dicere poſſu­mus: Marchianitis feſtivitates& otia pau­periem, ieiunia morhos,& potationes mortem accelerant, quoniam in his tri­bus plus quam caeterae nationes Germa­norum, videntur excedere. Sunt enim homines quaſi natura ad otium nati,& multis Divorum feſtis laborare vetantur, perpetua inopia preſſi, maxime qui mo­rantur in rure. Jeiuniorum vero ſunt omnium, quos vidimus, obſervantiſſimi, & hoc uno laudabiles prae multis merito 2eſtimandi. Sed maior eorum multitudo potationihus nimium dedita, meritum ie­iunandi turpiter commaculat usque adeo,

Ut