Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
283
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283 Erſter Theil, vom der Mark insgemein. Al. Kay. 284

der meiſten Staͤte in der Mark bor der Wen­den zeiten geweſen, von welchen nachgehends mit mehr gewisheit geſaget werden kann, daß fie, Staͤte angebauet, oder die anſehnlichſte vicos zu Staͤte gemacht; wie deren namen) ſolches bezeugen, und bei beſchreibung der Stäte wird gedacht werden. Doch haben die meiſte Staͤte, wie die ganze Mark ihr aufnehmen und verbeſſerung den vortrefflichen Markgrafen aus der Anhaltiſchen Familie, ſonderlich dem Johannes und Otto zu dan­ken, als welche in der Altmark die Neuſtat Salzwedel, in der Ukermark die Staͤte Neuangermuͤnde und Stolpe erbauet, in der Mittelmark die Stat Frankfurt an der Oder, wegen bequemlichkeit der guten lage vergroöͤſſert, anbei die Neumark groſſen theils erworben, und darin die Stat Landsberg an der Warte wegen gleichmaͤßiger guten lage an der Warte erbauet, und werden die­ſelbe ohne zweifel auch ſonſten ſowohl des Landes als bieler andern Staͤte aufnehmen mit gleicher ſorgfalt beobachtet haben. Ut neque quicquam fit in Marchia tam hu­mile vel altum, quod ad hanc virtutem antiquitus non reſpexetit, ſpricht Leutinger Comment. de March. ad A. 1587. ſ. 810.

Il. Nachdem auch die meiſte Staͤte ihre Mauern und Thore haben, ſ iſt doch ein ſonder­hahres merkmahl bei denſelhen, dergleichen{ich in andern Laͤndern, ſo biel man weiß, wenig ſin­det, daß bei ihrer vielen neben den gewoͤhnli­chen Thoren ein ander zugemauertes Thor zu ſehen iſt, welches auch wohl das allererſte und gleich mit errichtung der mauren mag geſetzet ſein worden; weil ſie mehrentheils gerade auf die Straſſe der Stat gehen, die ietzige offene hergegen nicht gerade ſondern ſchreg in die Stat fuuͤhren. Sie ſein auch unterſchiedlich: oftmahl nur eines, zuweilen zwei, auch wohl alle ſo beſchaffen. Die exempel ſein in allen Marken bekannt, derer etliche man auch hier namhafft machen wollen, als in der Prigniz, zu Kyriz, das Wuſterhauſiſche Thor, zu Witſtok das Graͤpiſche: In der Grafſchafft Ruppin zu Wuſterhauſen das Kampeliſche, zu Gran­fee beide. In der Neumark fein zu Soldin alle drei ſo beſchaffen; zu Frideberg auch die

beide, zu Morin und Berlinichen gleich­falls beide hauptthore; zu Königsberg zwei, das dritte aber und Bernikowiſche ge­heiſſen nicht; zu Schoͤnfließ auch nur zwei; zu Landsberg an der Warte eines am Muͤhlthor unter dem dabei befindlichen Thurm; zu Beerwalde auch eines. Zu

Woldenborg iſt das Hohe Thor vermauert geweſen, als aber die Stat nach dem A. no. erlittenen groſſen brand wieder erneuert, und in eine regelmäßige geſtalt gebracht: fo iſt ſolches wegen mehrer regelmaͤßigkeit wieder eroͤfnet, und hergegen das bisherige zuge­mauert worden. In der Mittelmark zu Bernau, Fuͤrſtenwalde und Mittenwalde eines. Von der urſache ſinden ſich unter­ſchiedene vermuhtungen. Zu Granſee ward borgegeben, daß dermahleins ein Kaiſer durch­gereiſet, welchem zu ehren hernach die Thore waͤren zugemauert worden, damit niemand mehr durchreiſen ſollte; welches zwar einige gleich foͤrmigkeit mit dem zugemauerten Thore in der Alhambra oder Koͤnigl. Schloß zu Granada in Spanien haben möchte, als von welchem die Spaniſche Geſchichtſchreiber er­zehlen, daß wie der lezte Mohrenprinz Das ſelbſt ſich mit der Stat dem König Ferdinan­do Gatholico ergeben, er unter andern bes dungen, daß durch das Thor, aus welchem er heraus ritte, hinfuͤhro niemand weder aus noch eingehen ſollte, welches auch Ferdi­nandus bewilliget, und ſelbiges feſte verbauen laffen. Aber wann ſolche bermaurung zu Granſee allein geſchehen ware, fo möchte dieſe

urſache ſtat haben: nachdem aber fo viel an­

dere State in gleichmaͤßigem zuſtand ſich be­finden; ſo iſt darauf nicht zu ſehen. Etwas ſcheinbahrer iſt, was andere vermuhten, daß es eine anzeige der vertriebenen Wenden ſei, und die Teutſche die Thore, durch welche die Wenden aus- und eingegangen, nicht wuͤrdig geachtet, ſich ihrer mehr zugebrau­chen, ſondern ihnen neue Thore machen laſ­

ſen; wie man dann auch noch in etlichen

Kirchen auf dem Lande findet, daß die Teut­{che Einwohner ſich der gewöhnlichen thuͤren gebrauchen, den Wenden aber ſolches nicht erlaubet worden, als welche durch eine kleine hierzu gemachte thuͤre hinein gehen muͤſſen. Aber die Wenden auf dem Lande ſein nicht groſſer haufenweiſe verjaget worden, ſondern haben gemaͤchlich abgenommen; und die Stat Königsberg in der Neumark{ft lange nach der Wenden zeit erbauet worden, und ſein dennoch zwei zugemauerte Thore daſelbſt befindlich. Iſt alſo wohl vermuhtlich, was von vielen andern dafür gehalten wird, daß es ein andenken des Woldemariſchen Krie­ges, und gleichſam eine Poena moralis ders jenigen Staͤte geweſen, welche ſich auf des bon neuen angekommenen Woldemars ſeite begeben, und nachdem ſie ſich hernach mit dem Markgrafen Ludwig dem Aeltern und dud­wig dem Roͤmer ausgeſoͤhnet, ihnen.

auf­