Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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ifig bei dem Dorfe Lichtenberg und jen­fit 9 Dorfe Writzig an dem Neuen Gra­

ben, auch ſonſten bei Lebuß, Reutwen, an

den Loſſauiſchen bergen in und an der Uni­verfität Weinberge bei Wrietzig in garten, auf den aͤkkern, oft an oͤrtern wo mans gar nicht vermuhtet, aber in allen theilen der Mark u. ſ. w. gefunden, und hat hiedurch Hr. M. Gotthelf Treuer Archidiaconus bei der Oberkirche zu Frankfurt gelegenheit ge­nommen, eine eigene Abhandlung unter dem namen einer kurzen Beſchreibung der Heid­

niſchen Todtentdpfe nebſt einer zeichnung

von unterſchiedenen derſelben aufzuſetzen, ſo A. 1688. zu Nuͤrnberg gedrukt worden. Chriſtobh Enzelt gedenket auch dergleichen, daß ſie in der Altmark gefunden worden. Urne mortuorum reperiuntur hinc inde in colliculis ſ. 35. neue Ausgabe ſ. 34. Bei der Stat Seehauſen in der Altmark hat man gleichfalls vor wenig jahren auf ei­

nem Sandhuͤgel weſtenwerts der Stat eine

uicht wenige anzahl derſelhen entdelket, nach­dem der wind die eine durch abwehung des ſandes dermaſſen herborgezogen, daß ſie mit dem obertheil des randes bloß geſtanden, ſo aber, und unterſchiedene andere ſehr mishan­delt worden; indem der Beſitzer des orts ſie zwar in meinung einen ſchatz darin zu finden fleißig aufgegraben, aber wie er ſich darin be­trogen gefunden, aus ungedult ſie entzwei­geſchlagen. Und hat der Inſpector zu ge­dachtem Seehaufen, Hr. David Solbrig bon dieſen Urnis einige gute anmerkungen in Lateiniſcher ſprache aufgeſetzet.. iſt nachmahls in den Novis literariis Ger­maniae Hamb. 1709. ſ. 323. gedrukt mit eingeruͤkket worden. Es ſollen auch A. 1696. als die Hochſel. Königin Scharlotte Sophie dero praͤchtiges Haus Luͤtzenhurg, jetz Scharlottenburg geheiſſen, anzulegen begrif­fen geweſen, und zu anlegung des grundes tiefe grahen machen laſſen, bei der ausgra­bung ein groſſes gewoͤlbe won ſonderbahren ſchwarzen und ſehr harten Steinen, ſo der orten nicht bekannt, und in demſelben viele

Todtentoͤpfe mit gebrannten Knochen und

Aſche auch in etlichen lange, wunderlich ge­kruͤmmete, und blau angelauffene meßin­gene nadeln, gleich denen haarnadeln ge­

nden fein worden: ingleichen einige klei­nere mit delkeln wohl berſehen, ſo mit waſ­fer. gefuͤllet geweſen, wobon einige dafür ge halten, daß ſolches Thraͤnenwaſſer gewe­fen, Die Arbeitsleute ſy in dieſem funda­ment gegraben, ſollen hier beneben groſſen eifer bezeiget, nnd wie der zu Seehauſen

Zweiter Theil, von den Alterthuͤmern der Mark. IJ. Kap.

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bermeinet haben noch Gold und Silber­münze zu finden, jedoch vergebens. Es wäre auch dieſes gewölbe gar tief in der erde geweſen, und hatten groſſe alte Eichbaͤume darüber geſtanden, welche nicht von 3. Mann zu umklaftern, und über 12 ellen tief ihre wurzeln in die erde berſenkt gehabt, aber dis Gewoͤlbe noch nicht beruͤhret. Wie dieſes alles damahls in den Hamburgiſchen Zeitungen gebracht, und nachmahls den Monatlichen Unterredungen des Hrn. Tentzels von 4 1696. bei dem Monat Auguſt ſ. 722. u. ſ. w. einverleibet wor­den. Aber dieſe ſo ſehr geruͤhmte ſache hat ganz keinen grund, ſondern es ſein zwar et­liche Urnen daſelbſt gefunden worden, aber ſehr ſchlechte ohne delkel, und bon grober arbeit, die auch nebſt den verbrannten Kno­chen mit lauterm ſande angefuͤllet geweſen, wie dann derer viere, 2 ganze und 2 halb­gebrochene, von unterſchiedener gröffe an­noch in dem Königl. Kabinet vorhanden fein. Am allerwenigſten haben fie in einem ge woͤlbe, oder auch fo tief unter der erden ge­ſtanden, welches auch ohne dem wegen des waſſers daſelbſt nicht hat fein koͤnnen, ſon­dern ſie fein im bloſſen(ande etwa 6. oder 8. fuß tief gefunden worden. Es haben auch keine groſſe Eichbauͤme, ſondern ſchlechte Fichtenſtrauͤche darüber geſtanden, fo ganz nicht tief gewurzelt: vielweniger hat man einige Münzen oder andern nachlaß von zierahten dabei angetroffen. Der Hr. Be­ger hat auch in feinem Lheſauro Branden­burgico Tom.lll.ſ. 47. dieſer Todtentoͤpfe zwar gedacht, aber mit nicht mehr als die­fen Worten. Plures(fickiles) oſſibus re­pletas producere poſſe,& quidem tales, quales nuper prope Berolinum effoſſae ſunt, dum Palatii Lucenburgici funda­menta iacerentur, welcher nicht würde une terlaſſen haben dieſe merkwürdige umſtaͤnde hinzuzuſetzen, wenn etwas wahres daran

(geweſen wäre. Nun finden ſich in allen

Marken der oͤrter mehr, wo ſie angetroffen werden. Man will ſich aber mit weitlauͤf­tiger anfuͤhrung derſelben nicht aufhalten. Seit 50 jahren iſt eine ſolche menge entdel­ket, und die ſache ſ bekannt worden, daß ſolche ganz uͤberfiuͤßig fein wuͤrde. Es ver­ſtehet ſich auch bon ſelbſt, daß die Alten ihre Todten oder deren Aſche doch da, wo ſie ſich aufgehalten, muͤſſen verſcharret, und doch endlich einen ort gehabt haben. In­deſſen bemerken wir 1. daß man in vorigen zeiten von Todtentoͤpfen wenig gewußt: und will derjenige für den erſten gehalten werden,

3 welchen