Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
387
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387 Zweiter Theil, von den Alterthuüͤmern der Mark. J. Kap. 388

welchen im jahr 1659. der Amtskaßner in Kotbuß Marcus Bleſendorf in beiſein des Foͤrſters Andr. Hermanns und des Holz ſchreibers Balz. Diers und einer groſſen anzahl Zuſchauer in der gegend ausgraben laſſen, und dem Kammergerichtsraht Hrn. M. Fr. Seidel als eine groſſe ſeltenheit ge­ſchenket; der ſolchen auch unter feinen vor­raht unter n. 19. abgezeichnet. vergl. Man­lium Ker. Luſat. 1B. XXUL kap. 5. I. Ob nun wohl ſehr zuzweifeln, daß dieſes wuͤrk­lich der erſte geweſen; nachdem Enzelt ſchon der Urnen gedenket, wie wir geſehen; der Amtskaßner ſie auch ſchon muß gekannt und gewußt haben, daß es ſolche Toͤpfe gehe: ſo erhellet doch aus dem haufen der Zuſchauer und weitlauͤftigen anſtalten, daß es damahls ganz was auſſerordentliches, und dieſe Urne wenigſtens dieſer gegend eine von den erſten geweſen: ohngeacht Bol. Balbinus Miſc. Re­gni Bohem. Dec. L. L. I. c. 49. ſ. 115. a. von dem benachbarten Boͤmen meldet, daß zu und vor ſeiner zeit ſchon von den Bauerkindern ſolche Töpfe haufig ausgeſcharret, und ſtat anderer Toͤpfe im hausweſen zu den ſpeiſen gebrauchet worden. vergl. Michov. Hiſtor. Pol. L. I.c.3. der ein gleiches on Groß⸗Polen ſchreibet. 2. Daß eben deßwegen ſolche Des

graͤbnuͤſſe mehr den alten Sueben, Vanda­len und Longobarden beizulegen als der Wen­

diſchen Nation. Dann dieſe iſt unſern zei­ten naͤher, als jene: und man wuͤrde in ſo kurzer zeit, innerhalb 200 bis 300. jahr der­gleichen gewohnheiten nicht vergeſſen, und ſie ſich ſo fremde vorkommen laſſen. Man findet auch bei den unter den Chriſten geblie­benen Wenden keine ſpur ſolcher alten ge­wohnheit: wiewohl mans deswegen nicht ganz leugnen will. 3. Daß, wo ſich ſolche Tod­tentoͤpfe finden, dieſelbe gegend von uralten zeiten ſchon muͤſſe bewohnet, und deſto volk­reicher geweſen ſein, ie mehr ſich dergleichen Todtentoͤpfe finden laſſen. Die oͤrter in der Altmark Stendal, Ungelingen, Fiſchbek; in­gleichen Seehauſen, Bombek, Rokkentien, Heſtet, Gr. und Klein Wiebelitz, Garz, Se­ben und Cheine, Salzw. Inſp. in der Prignitz Belau, Bredin, Boberow, Dalmin; in der Mittelmark Frankfurt, die Rohrberge bei

Kreuzwitz, die Sandberge hei Matelow, in­

gleichen Zachow, Garlitz, Stift, Brandenb. Infp. Spandow, Wriezen, Reutwen; in der Neumark Kuͤſtrin, Zehden, Schievelbein, Dramburg, Zullichow, Kotbuß und andere theils Staͤte, theils Dörfer mehr, werden fuͤr ihr Alterthum dieſen nachlaß ihrer Vorfah­ren anfuͤhren. Dalmin in der Prignitz ſoll

in alten zeiten eine Stat geweſen ſein: und fie wird auf die menge der Todtentoͤpfe ſich auch berufen. Sehen und Cheine ſcheinen dahero in alten zeiten volkreicher geweſen zu fein, als itz, als bei welchen oͤrtern man ur­theilet, daß die meiſte Urnen, wo nicht in der ganzen Mark, doch in der Altmark anzutref­fen: wie dann der gelehrte und um die Alter thuͤmer ſehr verdiente Prediger, Hr. Roht

nur in einem einzigen vbgedachter Hügel an

die So Todtentoͤpfe gezehlet. Daher kommt es auch, daß dieſe gegend in der Altmark, wie die bei Bredin und Boberow in der Prignitz auch andere mehr von den Einwohnern der Wenden Kirchhoͤfe pflegen genennet zuwer, den: eben wie man in Meklenburg die Stein­betten oder andere Begraͤbnuͤſſe mit eben dem namen beleget. S. Keysleri Antiquit. Sept. ſ. 9 102. 4. Daß der Wind und Pflug die ſelbe am erſten u. meiſten entdelket. Bei Gar­litz und wo es ſonſt ſandig, hat der Wind den fand weggetrieben, und die Todtentoͤpfe ſicht­bar gemacht: und An. 1661. iſt ein laͤngli­cher berg bei Benitz durch einen ungewoͤhn­lichen ſturmwind von einander getheilet, und die Urnen in ihrer ordnung hei einander ſte­hend mit der Aſche und Todtenbeinen, in iedweder auch ein gewiſſes werkzeug, welches vermuhtlich des verſtorbenen art von lehen anzeigen ſollen, ins bloſſe geſetzet worden. Daß eine groſſe menge mit dem Pflug ent­delket worden, und noch entdekket werde, if eine bekannte ſache: und werden ſich hin und

wieder von dieſen allen beiſpiele gnug finden.

5. Daß die Alten mehrentheils, etliche we­nige ausgenommen, keine gewiſſe plaͤtze zu ihren Begraͤbnuͤſn und folgends dieſen Urnis gehabt. Dann obwohl die bor­erzehlte Monumente gewiſſe Grahmaͤh­ler ſein, ſo haben ſelbige doch nur groſſe Herren, oder auch gewiſſe Schlachten be­langet wie dann auch die Urnae in denſel­ben ſchwer zu ſuchen, und ſelten zu finden ſein. Sondern es hat ein jedweder Hauß­vater, oder wann es hoch gekommen, iede Familie nach ihren belieben eine ſtelle ausge­ſuchet, die ihrige darauf verbrannt, und folgends die Aſche daſelbſt in den Urnen bei­geſetzet, wie auch die erfahrung dabon hin und wieder zeuget. Und iſt dahin zu verſte­hen, was der Apoſtel der Pommern und Ukermaͤrker Biſchof Otto den neuhekehrten Chriſten der orten unter andern anbefohlen hat, wie wir oben 5. IV. ſ. 365. deſſen worte ge­ſehen haben: ſie ſllten ihre Chriſtliche TV ten nicht unter den Heiden in den waͤldern oder auf dem felde, ſondern auf den.

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