Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
445
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445. ſehr drei finger hoch, welches eine Manns­und Weibsperſon in ihrer boͤlligen kleidung vorſtellete, die ſich einander umarmen, und ſtehet die Mannsperſon der Frauensperſon zur rechten. Die Mannsperſon hat ein furzes Kleid an mit ganz engen ermeln, wel­ches bon oben her den leib bedelket und bis auf die halbe lenden herabgehet. Die heinkleider beſtehen mit den ſtruͤmpfen aus einem ſtuͤk, und fein ebenfalls ſehr enge, und die ſchuhe an den fuͤſſen ganz zugeſpitzet. Am halſe iſt alles enge und zugeſchloſſen, und auf dem kopf fibet ein kleines mit dem kittel dem anſehen nach zuſammen hangendes muͤtzgen, dabon das rauchwerk ſcheinet auswaͤrts ge­kehret zu ſein. Einen bart hat es gar nicht. Die Weibsperſon hat das haupt mit einem kurzen ſchleier bedelket, und das aus einem ſtuͤt beſtehende oberkleid iſt eben­falls, ohen zwar am hals und an der bruſt etwas offen, ſonſt aber auch an den ermeln ganz enge, welche bis an die haͤnde gehen, unten aber iſts weit und voll falten, und ge­het his auf die knoͤchel. Halten wir des Laciti beſchreibung der Sueviſchen tracht gegen dieſes bild, ſo findet ſich zwar eins und das ander, woraus ſich muhtmaſſen laͤſſet, daß es einen Sueviſchen Mann und Frau borſtelle. Tegumen omnibus ſagum fibu­la, aut ſi deſit, ſpina conſertum: caetera in­tecti, totos dies iuxta focum atque ignem agunt. Locupletifimi veſte diſtinguuntur, non fluctuante ut Sarmatae ac Parthi, ſed ſtricta& ſingulos artus exprimente. Nec iAlius feminis quam viris habitus, niſi quod feminae ſaepius lineis amictibus velantur, eosque purpura variant, partemque veſti­tus ſuperioris in manicas non extendant, nudae hrachia ac lacertos; ſed& proxima pars pectoris patet. Mor. Germ.. XVII. Allein das meiſte gehet doch von des Taciti angahe ab; und beweiſet entweder, daß Ta­citi nachricht falſch, oder was er von der tracht geſchrieben, nicht von allen Voͤlker­ſchafften der Sueven, ſondern nur von eini­gen berſtanden werden muͤſſe, bder das bild­nuß gehet die insbeſonder ſogenannte Sue­ben nicht an, ſondern mag von den Vandalen und Longobarden oder auch Wenden ein übers bleibſel ſein. Unſere Armbaͤnder, Finger ringe, Schnallen, Spangen, Haarſchmuk treffen wir in dieſer kleidung auch nicht an: und dieſes alte paar wird noch wohl zu aller: hand zeiel an geben. nee i wen iſt verſchiedenes bedenklich bei sen. dr,, bedeuten ſolle? Wo es nen? ob es von den Einwohnern IL. Theil der Mart. Ziſt.

Zweiter Theil, vo den Alterthümern der Marl. I. Kap.

ſelbſt verfertiget worden? und dergleichen mehr. Und wird der G. L. davon umſtaͤnd­liche nachricht antreffen in der A. 1729. zu Gottingen vom Hrn. Hofr. und Prof. Treuer gehaltenen oben gemeldeten diſſ. Anaſtaſis ve: teris Germani feminaeque cum integro ve­ſtitu comparentis& c. als welchem der Gene­ralmajor, Hr. von Marwitz, dem das Dorf ge­hoͤret, dieſe gefundene Alterthuͤmer geſchen­ket. Im uͤbrigen kommt die tracht dieſes alten Teutſchen am genaueſten überein mit der Spaniſchen kleidung, inſonderheit wann des Laciti Sagum oder oberkleid noch dazu

kommt, wie es auf der vignette ſo dem erſten

theil vorgeſetzet iſt, abgebildet zu ſehen. Und wann wir aus den Geſchichten geſehen, daß

die Sueben, Vandalier und benachhahrte

Voͤlker nach Spanien übergegangen: ſo blei­bet faſt kein zweifel übrig, daß die Spanier ſo ihre kleidung, wie ihre abkunft den alten Teutſchen zu danken haben; obwohl der uͤbermuht daran gekuͤnſtelt und hier und dar einige nicht unebene veraͤnderung angebracht. Ein alter Teutſcher wuͤrde ſich nicht wenig wiſſen, wann er in der tracht die ehedem an Kaiſerlichen und Königlichen Höfen zum ſtaat und pracht angeleget worden, die ſpu­ren feiner alten moden, und zwar in ſo bor­theilhafter veraͤnderung antreffen ſollte. Unſere Alterthuͤmer ſonderlich diejenige, welche ſich in des mehrgedachten Hrn. Hof­raht Elteſters Kabinet befinden, haben im übrigen noch fo viel ſtoff, daß man mit der zeit einen alten Teutſchen in feiner ungekuͤnſtel­ten kleidung wird vorſtellig machen koͤnnen. V. In der Mark trifft man auch hin und wieder uͤberbleibſel von Staͤten, Schloͤſſern, Dörfern und Gehaüͤden an, welche zwar eis gentlich zur Landesbeſchreibung gehören,

auch unten vorkommen werden: weil jedoch

ſolche in ihren Steinhaufen auch ein ſtuͤl des Alterthums abgeben; ſo wollen wir im voraus ein paar ſolcher uͤberbleibſel hier mit. nehmen. Die Siegeszeichen des Druſus, und den Kluß bei Cäadigau, als ungewiſſe uͤberbleibſel der Roͤmer in der Altmark bei ſeit, und auf eine andere gelegenheit ausge­fest: fo findet ſich 1) im Oberbarnimſchen Krais unweit Pruͤtzel, einem dem Herrn Hofmarſchall von Kameke zuſtaͤndigen Rit. terſitz 44 meile von Berlin, 1 meile von Wriezen, in dem ſogenannten walde Blu. menthal, ein nachlaß von Mauerwerk in ei­nem ſolchen umfang, daß man noch gewiſſe abtheilungen und ſtraſſen, mithin den über: reſt eines Staͤtleins wahrnehmen kann. S. Tab.. N. in. Die ſuͤdliche ſeite halt 190

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