Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
549
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549 Dritter Theil, Natuxgeſchichte der Mark Brandenburg. J Kap. öo

doch mehrentheils zuzuſchreiben die unge­meine menge ungeziefers, welche A. 1740. ſich faſt als eine Landplage, ſonderlich in der Altmark eingefunden, davon unten meldung geſchehen wird.

2. Das ſonſt harte Vieh verſchiedener ahrten hat anfangs noch wohl etwas wie­derſtanden: allein eudlich haben die warme ſtaͤlle ſelbiges auch nicht mehr fchüßen können; inſonderheit da mit dem ſo fruͤh angegange­nen winter, das lagerſtroh ſchon zum futter berbraucht war. Es hat gezittert und ge­bebet, und dabei gekeuchet, auch wohl aus der naſe gebluhtet und ſein ihnen nicht allein die aͤuſſerliche theile, ſonderlich die ohren, fuͤſſe und klauen angegriffen worden, und die leztere im fruͤhjahr abgefaulet; ſondern es iſt die kaͤlte auch bis in das eingeweide, in die gebeine und in das Mark gedrungen, welches leztere, wo es noch übrig geblieben, bei der oͤfuung braun und waͤſſerig, die lun­ge ganz verzehret, und einem zerriehenen er­denkloß aͤhntich, das gehirn aher ganz ſchwarz geweſen. Vieles iſt gar erfroren und be­funden worden, daß die fuͤſſe bis übers knie unterm fell mit blüht uͤberzogen geweſen; und hat man angemerket, daß ſonderlich ſchweine, noch mehr aber ſchafe gelitten, als welche des freien feldes und ſonſt der beim froſt noch befindlichen weide und graſes nicht genieſſen, auch nicht hinlaͤnglich, ſondern nur mit korn unter hexel vermiſcht, welcher noch dazu von dachſtroh geſchnitten geweſen, gefuttert werden konnen; daher es geſchehen, daß ganze ſchaͤfereien ausgeſtorben, und rech­nete man eine unbeſchreibliche anzahl ſchafe, welche der winter aufgerieben hatte..

Was die Kaͤlte aber mit genauer noht uͤber­ſtanden, hat den hunger doch nicht uͤberſte­hen koͤnnen: nachdem das Erdreich fo lange mit ſchnee hedekt und vom Froſt verſchloſſen geblieben, und alſo keine weide vorhanden; das futter aber, weil das vieh auſſerordent­lich ſtark gefreſſen, verzehret, und endlich ſo beinoͤhtig worden, daß der Landmann das lagerſtroh zur futterung gebrauchen, und da dieſes draufgegangen, zu eben dem ende die ſtrohdaͤcher, auch wenn ſie ſchon 12 bis 14 jahr alt geweſen, ab⸗ und dem vieh bor­werfen, den ſchweinen aber zu hexel ſchnei­den und gekocht vorſetzen muͤſſen, welches ſolches doch ziemlich glerig gefreſſen, eben wie die wurzeln von binſen und ſchilf, ſo ih­nen borgeworfen worden. Was bei ſolchen umſtanden dennoch im fruͤhjahr ausgetrieben worden, hat das verfrorne trokne beide fraut, die noch trulkene und noch nicht aus,

geſchlagene ruhten bon den bauͤmen auch fin­gersdikke gefreſſen. Wie aber dieſes futter wenig oder gar keine nahrung giebt, alſo iſt es dem vieh mehr ſchaͤdlich, als nuzlich gewe­fen; geſtalt es dann unverdauet im magen liegen geblieben, wie nachgehends der augen­ſchein gezeiget; das hieh aber ſelbſt endlich ganz ohnmaͤchtig und entkraͤftet worden, daß es auch bei der ſchoͤnſten weide nicht gedeien können, auch wohl auf dem felde verklum­met, und auf ſchleifen nach hauſe geholet, und mit betten gewaͤrmet werden muͤſſen; oder gar hingefallen; oder weil mann es doch nicht durchbringen konnen, und an dieſen ihre duͤrftigkeit doch empfindenden und durch aͤngliches harren zu verſtehengebenden ge­ſchoͤpfen, doch nur ſeinen jammer geſehen, gar todt geſchlagen, und geſchlachtet im gebrauch aber zehe, ohne ſaft und kraft, und untauglich befunden worden.

Welches ſchikſal dann auch bei dem wild beobachtet worden, als welches man hin und wieder haufig todt gefunden, und was noch geblieben und nachgehends gefaͤllet worden, hat ebenfals zum eſſen wenig getauget: ie­doch an einen orte mehr oder weniger, als am andern; nachdem es bom borraͤhtigen fut­ter viel oder wenig genoſſen. Die haſen hat der hunger in die gehauͤde getrieben, worin ſie halb verhungert gefangen worden. In­zwiſchen haben Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt weil die victualien im Lande ſehr beinoͤhtig wor­den, unter andern auch der Armuht hiemit wollen zu ſtatten kommen, daß ſie das wild . und wieder derſelben zu gute erlegen laſ­en.

Was man inzwiſchen vom zahmen bieh zur zucht und zum zug hin und wieder behalten, iſt zur arbeit ganz kraftloß und oͤhnmaͤchtig geblieben, ſo viel und ſo gut es ſonſt auch ge­weſen; kein molken gegeben, das meiſte auch unbrauchbar geblieben und nicht gezeuget. Von den pferden hat man zwar ſpobiel nicht bemerket, daß fie erfroren oder vom Froſt er­kranket: allein es iſt doch hier und da das ſterben unter dieſelbe gekommen, wie in der Altmark um Dambek herum geſchehen; oder die Reude wie in der Oranienburgiſchen und Ratenauiſchen gegend; und die ohnmaͤchtig­keit, die ſich auch bei denſelben gefunden, zei­get zur genuͤge, daß ſie vom Froſt ſehr muͤſſen gelitten haben, welches auch daraus erhel­let, daß ſie dem ſchneidenden wind und ſchnee vom 3 und 4 Mai nicht wiederſtehen koͤnnen, und allein bei Goͤrik an die 6o ſtuͤl pferde verklummet.

3. Von