Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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553
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553 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark. Brandenburg 1. Kap: 5545

die aͤſte fo nicht geftüßet, worden gar 2 Weil aber alles ſehr ſpaͤt ge­uͤhet, am 29 . erſte Birnbluͤhte, 29 Juni die erſte Roſe, 5 Jul. die erſte Flieder und Weizen­ähren: fo fein die Kirſchen zwar noch reif worden, und haben bis in den Okt. gedauert; die Pflaumen aber fein, weil ein frühzeitiger Froſt am 6. 12. 13. und 14 9kt. ſchon eins gefallen, da fie noch nicht reif waren, gaͤnz­lich verdorben. Und hat man an einigen

orten ſchweine damit gefuttert, welche derer

aber bald uͤberdruͤßig worden: an andern or­ten hat man brantwein daraus gezogen; die uͤbrige fein bis in den folgenden fruͤhling 1742. hangen geblieben; die Bauͤme ſelbſt auch, welche ſo voll gehangen, wohl gar aus­gegangen, wie dann von den Baumen durch­

gehends beobachtet worden, daß, wann ſie

ja noch durchgekommen und gebluͤhet, fie doch hald nachhero entweder ausgegangen, oder unfruchthahr geworden, wenigſtens auf einige jahre, weil ſie allzuſehr entkraͤftet ge­weſen, und zu viel ſaft und kraft verlohren.

Ein ganz beſonderes und unerhoͤrtes, zwar nicht von dieſer auͤſſerſten Kälte herruͤhren­des, doch in eben dem 1740 jahre ſich erauͤ­gendes ſchikſahl aber iſt den Waͤldern in ei­nem ſtrich von 4 meilen in der breite von Tangermünde und Gardelegen bis Salz;

wedel in der Altmark und Mittelmark bes

gegnet von einem eisregen oder glatteis.

Es fiel nemlich am 19 Dec. S vor Weihe­nachten ein dichter mit Schnee vermengter Regen ein, der einen ganzen tag und nacht,

an etlichen orten etliche tage angehalten,

und wo er hinfiel, gleich fror, und zu eis wurde, dabon nicht allein reiſende Menſchen, ſondern auch alles gewaͤchſe vom graſe bis auf die hoͤchſten baüme mit eiß überzogen wurde, welches daumen dikke und noch dik­ker ſich um die zweige herum legete, auch zapfenweiſe armsdikke herab hing, und die aͤſte dergeſtalt beſchwerete, daß ſelbige, und zwar die allerſtaͤrkſte, nicht allein haufenweiſe herunter gebrochen, ſondern durch die uͤber­groſſe wucht die bauͤme ſelbſt theils nieder ge­beuget, in der mitten abgebrochen, groͤſten­

theils aber mit ſamt der wurzel gar aus der er*

de heraus geriſſen worden, mit ſo gewaltigem krachen und gepraſſel, daß man ſolches in der ferne auf den Doͤrfern, inſonderheit in Hoͤr­fingen, welches mitten im gebüfche licget, nicht ohne entſetzen und mit erſtaunen an­gehoͤret. Wer unter den bauͤmen geſtanden, it von allen dem regen nicht naß worden, Ill. Theil der Maͤrk. Hiſt,

Mai die erſte Kirſchbluͤhte,

weil er gleich angefrohren, iſt auch ganzer z tage ſo hangen geblieben. Dieſes hat nun nicht allein hei den Ohſtbauͤmen, die noch vom froſt uͤbrig gebliehen, ſondern vornehm­lich auch in den Heiden unausſprechlichen ſchaden gethan: indem die wenigſte bauͤme unbeſchaͤdiget geblieben, und hat es inſonder­heit die Gardelegiſche und Lezlingiſche Heide bis Salzwedel, da der holzfall aufgehoͤret, in­gleichen die Leniniſche, Strohdenſche, die Ratenauiſche, Zoßenſche, Teltowiſche, Piauenſche und noch andere gegenden bez troffen. In den Heiden haben zakken und bauͤme dergeſtalt untereinander gelegen, daß es als ein haufen gerauͤſche ausgeſehen, und man darin ganz nicht fort, auch eher nicht durchkommen koͤnnen, als bis die wege und das holz aufgerauͤnet worden, und wer­den viel 1000 klaftern holz gerechnet, welche dieſer eißregen gefaͤllet, welches dans nenhero ziemlich wohlfeil und die klafter nicht hoͤher als 2 bis 3 gr. auf der ſtelle verkauft worden; der ſchaden aber, der den Heiden geſchehen, die junge bauͤme nach ihrer kůnfti­gen nutzung mitgerechnet, iſt faſt unſchaͤtzhar, und wird allein in der Leninſchen Heide auf eine million gerechnet. Sonderlich hats Eichen betroffen, welche dazu nach dem win­ter ausgegangen. Von den meiſten Birken und jungen Dannen ſein die gipfel abgebro­chen geweſen. Der ſtrich iſt wie gedacht, 4 meilen in der breite herum gegangen, den dieſes ungluͤk betroffen: auf der nachbar­ſchafft herum aber hat es geſchneiet.

b. Unter den Staudengewaͤchſen, Blumen und Krauͤtern, welche weniger aushalten köoͤn­nen als groſſe baume, hat nicht weniger es eine groſſe niederlage gegeben: damit man ſich aber nicht aufhalten will; geſtalt denn leicht zu bermuhten, daß, da die Kälte bei Men­ſchen, Vieh und Bauͤmen fo ſchreklich ges hauſet, der Spiele, Krauſemunze, Fenchels, Meliſſe, Salbei, Raute und anderer medici­niſcher kraüͤter/ ſelbſt Kerbel, Mohrruͤben, Pal ­ſternak, Merrettig, Aland und Peterſilie, auch der meiſten bluhmen nicht werde ſein geſcho­net worden; obwohl viel ſowohl auf das erd­reich, als auch auf die gelegenheit des orts ankommt. Dieſes zeuget aber bon der groſ­fen heftigkeit, daß nicht allein Himbeer und Roſenſtoͤlke, ſondern auch Brombeerſtauden, Waldwinde, Caprifolium, die Stechpalmen, Agrifolium, Maibluhmen, Maaßliebe, Sca­bioſen/ Scordium, Kornblumen, klein Tauſend gůldenkraut, centaurium minus, Wegerich, Wallerwurz, theils mit der wurzel, theils bis

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