557 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. J. Kap. 558
wann Se. Koͤnigl. Majeſtat nicht die Landesvaͤterliche vorſorge gehabt, und die Mas gazine geoͤfſnet, und den ſcheffel mehl gegen 20 Gr. der armuht zukommen laſſen/ hiernaͤhſt daß anderswo getreide eingekauft und den ſchon darbenden Einwohnern zugefuͤhret, auch andere ſonſt verbotene lebensmittel ins Land zu bringen den auswärtigen, die noch einigen vorraht hatten, verſtattet haͤtten.
Wie aber nichts fo ſchaͤdlich iſt, daß nicht in gewiſſer maſſe dennoch einigen nutzen hat: alſo hat das fuͤrchterliche ſchikſal dieſes beklummenen Winters hin und wieder doch auch einige dem menſchlichen Geſchlechte bortheilhafte wuͤrkungen gehabt: indem dadurch auch einige ſchaͤdliche kreaturen mit aufgerieben worden. Der oben gedachten Raben und anderer ſchaͤdlichen gefluͤgel zu geſchweigen; ſo fein auch hier und da die Mauͤſe und Raben erfroren und unter dem heu und ſtroh haufenweiſe todt gefunden worden, an einigen orten haben ſie ſich gaͤnzlich verlohren; der
Sperlinge, Jeiſtnge, Stiegelitzen und anderer
kleine vogel fein weniger geworden, welche dem Landmann eben keinen vortheil bringen. Wo das Korn drespig oder radig geweſen, da iſt es nachgehends ganz rein geworden: weil der ſaamen von dieſem unkraut, wie auch
die kornblumen und andere ahrten groͤſſen theils mit verfroren: deswegen wird der Rok
ken an einigen oͤrtern, welche dieſes ſonderlich betroffen hat, zur ſaat und zum reinen mehl vor andern geſuchet. 66.
XXIV. Hergegen hat es auch nicht gefehlet an weichen und gelinden Wintern, und ſein daher merkwuͤrdig die jahre i186. 1236 da kaum 16 tage ſchnee und eis gelegen, und am 27 Jan. und 10 März bei warmen taz gen es gedonnert. Angel. ſ. 99. Ingleichen 1258. Worauf ein ſehr heiſſer ſommer erfolget. 1420. Haben die Bauͤme am 20 Maͤrz ſchon gebluͤhet und der Weinſtok ſchon am 4 April. Angel. ſ. 203. 1425. haben am 6 Dec. Pferſigken, Rokkenbluhmen und andere krauter geblůhet. Angel ſ. 209. 1427. 1428. iſt weder ſchnee noch froſt geweſen, daß im Dec. auch die Baume gebluͤhet und ein heiß ſer trokner ſommer gefolget. Angel. ſ. 245. desgl. 1479. Haſtit. 153. iſt ein ſo warmer Dec. geweſen, daß am H. drei Koͤnigstag die maͤgdlein kraͤnze von Violen, Kornbluhmen, Stiefmuͤtterlein 20. getragen. Angel.. 330. A. 156. im winter iſts fo Warm geweſen, daß die baüme ſelbſt auch im he geblühet, und gedenket deſſen Haslodie rm L. Xllſ A. 1577. hahen um Oſtern
Ill. Theil der Marl. if,
ſchon Kirſchen, Spillinge, Pflaumen und Schleenbauͤme gebluͤhet.
A. 1726. 1723. war faſt gar weder Froſt noch Schnee, daß auch der Hederich den ganzen winter durch gehluͤhet, und um Lichtmeſſen in dem Rokken geſtanden, wie ſonſt in der gerſte; Kirſchbauͤme, und Rade auf den fel
dern in bluͤhte geſtanden.
Der winter 1746. 1747. zu unſern zeiten iſt anfangs ſehr weich geweſen, und hat bis zum Neuenjahr faſt immer geregnet. Und obwohl den Jan. ein ſtarker froſt eintrat, ſo wehrete doch ſolcher nur 14 tage, und der fol
gende theil om Jenner und Fehr. iſtſſo warm
und bisweilen ſo fruͤhlingshaftig geweſen, daß es um ſonmer zu fein, an nichts als am gruͤnen fehlete, und im Febr. Aprikoſen, Birnen, auch die fruͤhe Kirſchen ziemlich heraustrieben, an einigen orten auch in die bluͤhte
traten. Jedoch dieſe freude wurde durch den
am 1 und 2 März eintretenden Froſt ziemlich verſalzen, als welcher den ganzen Marz und zwar in ſolcher haͤrte angefallen, daß die fruͤhzeitig herausgetretene knospen und bluͤhte an den Aprikoſen und weiſſen Kirſchen gaͤnzlich berderbet worden: wiewohl ſelbige weder den übrigen baum⸗noch feldfruͤchten den geringſten ſchaden gethan; geſtallt dann die bauͤme ſonderlich Sauerkirſchen auch Apfel⸗ u. Birnbauͤme uͤberaus ſtark gebluͤhet und angeſetzet. Gleiche wuͤrkung hat die waͤrme gehabt bei einigen Waſſerthieren. Am 6 Dec. 1746. und um den 20 Jan. 1747. auch am 16 Febr. 1750. lieſſen ſich auf den gewaͤſſern hin und wieder Froͤſche und Kroͤten ſehen, bei welchen bei genauer unterſuchung befunden wur. de, daß das ovarium wie in der leichzeit ganz dik und aufgetrieben geweſen: aber bei ein getretener kaͤlte ſein dieſe kreat uren alle geſtorben, und der roog theils zerſprungen, theils verfaulet. Auf gleiche weiſe ſein in gewiſſen gegenden alle Bleie geſtorben: und die Herren Phyſici haben in deren ovario eben das gefunden, was der Hr. D. Gleditſch in obigen Froͤſchen und Kroͤten hemerket. Woraus ſich dann ganz ungezwungen ſchlieſſen
laͤßt, daß dieſe geſchöͤpfe hei der gelinden wit
terung zu fruͤhzeitig zum leichen ſich geſchikt, und vom Froſt in dieſen umſtaͤnden getoͤdtet worden. Das 1750. jahr hat ſonſt auch dieſes beſondere gehabt, daß im Januar. am ende und im
Febr. in Italien, in Oeſtereich, im Reiche, Boͤ
men, Frankf. a. M. eine heftige kaͤlte eingefallen: da es in Schleſien, Sachſen, Bran, denburg ꝛc. beide monate ganz warm geweſen, und alles frühzeitig herausgelaufen und ges