Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
589
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839 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. IL Kap. 590

gends erzehlet, wie fie Hr. Johann Grüͤwel in feiner Kremm. Schaubuͤhne umſtaͤndlich

dieſes ſtillſchweigen den Neuſtaͤtiſchen Růlen

pleichfalls auferleget worden, welches ſich

aufgeſetzt: Es wäre einer von Redern in aber anders verhält, und haben fie bisher ihre

dem fruͤhling mit einer krankheit befallen wor⸗(freie ſtimme ungehindert hehalten. den, dabei er viel unruhe empfunden, die ſich

aber durch das vielfaͤltige geſchrei der Froͤſche dermaſſen vermehret, daß er ganz keinen ſchlaf mehr gehabt, den auch keine Arznei wieder bringen konnen, und hätte man das her an ſeiner geneſung zuzweifeln angefan­gen, die Frau des Hauſes auch deshalb al­lezeit naſſe und weinende augen gehabt. Die­ſes waͤre ein armer Mann gewahr worden, der ſich an der thuͤre befunden ein allmoſen zubitten, erkundiget ſich alſo derſelbe, was die urſache des weinens ihrer Frauen wäre? Wie man ihm berichtet, daß der Junker krank waͤre, und bor dem geſchrei der Froͤſche nicht ruhen, ſolchergeſtalt auch nicht lange leben koͤnnte: ſpricht dieſer O! wann euerm Herrn damit kann geholfen werden, ſo ſollen die Froͤſche bald ſtille ſchweigen. Dieſes er­bieten wird erſtlich der Frauen, hernach dem Herrn ſelbſt borgebracht, die ſich darauf her­ausgelaſſen, daß ſie dem armen Mann einen fat voll rokken wolten geben, und an dem ort ſeiner wohnung laſſen bringen, wann er ſein berſprechen würde ins werk richten. Hier­auf hegiebt ſich derſelbe von dem Adel. Hofe, umgehet denſelben im zirkel, fo weit als ihm gedaucht, daß der Froͤſche ſtimme koͤnnten verdrießlich fein, gebrauchet dar­unter ſeine wiſſenſchafft, und bringet damit zuwege, daß der Froͤſche geplaͤrre aufhoͤret. Und in dieſem ſtande iſt es hernach mit den Froͤſchen noch bis auf dieſen tag geblieben, alſo daß ſie zwar in dem waſſer und moraſt bei dem Adelichen Sitz in der menge gefun­den werden, kein ſolch geſchrei aber, als auſ­ſer dem zirkel verfuͤhren. Und fo ja eine ge­hoͤret wird, fo geſchiehet es doch nur ſel­ten, und zu dem ohne zuſammenſtimmung der andern. Es will zwar dabei berichtet werden, daß dieſes ſtillſchweigen nur auf 100 jahr währen ſolle, wie bon dem Bettler ver: ſprochen ſei: ſolches laͤſet man aber dahin ſtchen, und iſt hiermit zu vergleichen, was Suetonius vum Auguſtus c. 94. erzehlet, daß, ſobald als derſelbe angefangen zureden, in er gegend, wo er gebohren, die Froͤſche ver: kummet. Quum primum Auguſtus fari vebiſſet, in Vito ſuburbano ranas obſtre­

Pentes forte ſilere juſſit: atque ex eo negan­

tur ibi ranae coaxare; ingleich. zingleichen was in dem) Folgenden Ill Cap. von vertreibung der Nat­zu Neuſtateberswalde wird gemeldet wer­

Es will zwar auch geſaget werden, daß

UL Theil der Mart if,

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Von dem Koriniſchen Amtsſer aber wird ebenfalls geſagt, daß ſich kein Froſch darin hören laſſe, wie auch in dem Bruch bei Trampe. Int uͤbrigen iſt bekannt, daß es eine gewiſſe ahrt Froͤſche gebe, welche ſtumm ſein, wie derglei­chen in England gefunden werden, und lieſet man beim Plinius L. XI. C. 50. daß in Ma­cedonien bei Acanthus und L. IX. C. 59. zu Cyrene und L. Il. c. 58. auf, der inſul Se­riphus ebenfalls die Fröoͤſche ſtumm geweſen, daher noch das r, n, bekannt Seriphia rana, wovon in Eraſmi adagiis ſ. 675. und Alexandr. ab Alex. L. V. c. 25. ſ. 349. zu­leſen. Kann alſo wohl ſein, daß auch die Froͤſche zu Schwante und an andern orten, wo mans auch nicht mag beobachtet haben, eine ahrt ſolcher ſtummen Froͤſche ſein: auf welchem fall das verſtummen weder von dem waſſer, noch von dem erdboden oder andern umſtaͤnden des orts auch nicht von dem Bett­ler herruuͤhren würde; und wuͤrde man ſol­ches gar leicht haben entdelken koͤnnen, wann bon dieſer ahrt einige an einen andern ort, und fremde Froͤſche, die des ſchreiens gewoh­net ſein, in dieſes waſſer hinein waͤren gebracht worden. Vor einigen jahren iſt dieſer graben bei aufbauung eines neuen Adel. Hauſes zuge­

worfen, und dieſe merkwuͤrdigkeit aufgehoben

worden: und wuͤrde zuunterſuchen geweſen ſein, ob die aus dieſem graben anders wo­hin gekommene Froͤſche ihre ſtimme hören laſſen?). t IX. Wir wollen uns aber nunmehro zu den Waͤſſern wenden, ſo durch einige heil­ſame wuͤrkungen oder andere eigenſchafften ſich bekannt gemacht haben, unter welchen vornemlich ſein wird der Heil⸗ oder Geſund­brunnen zu Freienwalde, melchen man un­ter dieſer ahrt Waͤſſern um ſo viel lieber am erſten ſetzen wollen, weil es damit ein beſtaͤn­dig werk iſt, die hiernaͤhſt zu meldende aber nur zeitliche dinge ſein, und mit ablauf eines oder des andern jahrs ihre kraft, oder doch die opinion dabon verlohren. 1. Dieſer Brunnen nun beſage des von Hrn. Burger­meiſter Prenzlowen hievon abgefaßten auf­ſatzes, hat A. 1684. feinen anfang genom­men. Dann obſchon die quelle deſſelben ſchon etliche jahr zubor angemerket worden; indem iedermann die anmuhtige ſpielung deſſelben mit luſt und verwunderung angeſe­hen; weil das waſſer wie in einem kochenden keſ­ſel hervorgetriehen: ſo hat doch niemand deſſen Pp 2 kraft