Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
593
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593 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. Il. Fap. 594

Philipp Wilhelmen, und Hrn. Albrecht Fried­richen Hoh. Hoh. anher begeben, und ihren aufenthalt in dem neuerbaueten Koöͤnigl. Luſt­hauſe gehabt, ſich darin bei vier tage aufge­halten, und am 22 Jul. ihren ruͤchweg nach Berlin genommen.

4. Die Lage deſſelben betreffend, ſo iſt er hinter der ſogenannten Papenmuͤhle in einem angenehmen thale unfern der Stat Freienwalde gelegen, welches thal auf bei: den ſeiten mit ſchoͤnen hoͤhen, und mit Ei­chen, Buͤchen, Fichten auch niedrigem Baum­und Strauchwerk beſezten bergen umgeben, auf welchen ſich zugleich allerhand nuͤzliche Fraüter befinden; ingleichen in dem Fruͤh­ling auf den Bauͤmen und Strauchwerk die Nachtigalen und andere ſangboͤgel haufig hoͤren laſſen. Jenſeit dem Brunnen lieget ein kleiner Ellerner Buſch, in welchem hin und wieder kleine Fluͤßgen berhanden, fo die Ochram fluviatilem, den gelben Fließocher,

mit ſich fuͤhren, welchen die arme Leute

daſelbſt in geſchirren ſammeln, und auf die augen legen, und dadurch ihrer bloͤdigkeit abhelfen; dergleichen Ocher auch das Brun­nenwaſſer ſelbſt mit ſich fuͤhret, wie man dann ſolchen in der Rinne, durch welche das waſſer abgefuͤhret wird, merklich ſiehet. 5. Der Brunn ſelbſt iſt mit einem hoͤl­zernen gehauͤſe umgeben, in deſſen mitte er in einem hoͤlzernen ſchrank eingefaſſet und mit einer delke verwahret und verſchloſſen gehalten, zu gewiſſen ſtunden aber taͤglich geöfnet wird, um waſſer daraus zu ſchoͤpfen, wozu auch ein eigener Brunnenmeiſter gehal­ten wird, der, wann die Brunnengaͤſte an­kommen die delke oͤfnet und ihnen das waſſer ſchoͤpfet: unterwaͤrts aber wird es durch eine Rinne abgefuͤhret, in welcher, wie nur ge­dachter Fließocher klaͤrlich zu ſehen, und ſtei­get man zu derſelben vermittelſt einer treppe von etlichen ſtuffen hinunter. Das waſſer gehet darauf weiter in ein ander geſchraͤnke, in welchem man ebenfalls vermittelſt etlicher ſtufen zu dem waſſer hinunterſteiget; Und wird daraus das waſſer in Tonnen und an­dere Gefaͤſſe gefuͤlet und zum baden gebrau­et, auch nach Berlin, Frankfurt, Star gard und andere oͤrter verfuͤhret. Da dann bemerket wird, daß ſelbiges in hölzernen ge: föffen ſeine kraft nur 24 ſtunden, inirdenen und glaſern gefaͤſen aber jahr und tag behaͤlt. Inwendig an der delke des gehauͤſes hangen biel Krůlken derer, fo gebrechlich geweſen, m Dafelbft gefund worden, wobei auch un­ner hicdene taͤfelein zuſehen, mit den namen erſenigen, hier geweſen, und der jahrzahl

wann fie ihre geſundheit wieder erlanget,

(Es wird auch noch jetz; von dem Bruͤnnen­meiſter ein Regiſter gehalten bon denjenigen, welche dieſes Bad beſuchen, welches der Pre­diger und Brunnen Medicus zugleich unter­ſchreiben; wiewohl bon denen, welche ſelbi­ges mit nutzen gehrauchen, kein verzeichnuͤß gehalten werden kann: weil die wuͤrkung und der nutzen deſſelben erſt nach geendigtem Ge­brauch 6 bis 8 wochen, hei einigen auch wohl nach einem halben jahr ſich auͤſſert. Son­derlich iſt er von erwunſchter wuͤrkung hei den Arthriticis und Podagricis, auch bei Frauensberſßnen in irregulari fluxu men­ſtrui, und bei Mannsperſpnen in allen den krankheiten, welche a ſuppresſione hae­morrhoidum herruͤhren. Bon dem Waſſer) ſelbſt aber wird angemerket, daß es zu zeiten eine weiſſe farbe annimmt, wie annoch an St. Johannistage des jahres 1710. auch in dem monat Aug. deſſelben jahres geſchehen. Wie ſolches in des Hrn. D. Gohlens Gene­ral Inſtruction von der tugend und gebrauch an Brunnens angefuͤhret, und auch noch ietzo won einem Einwohner, als augenzeugen verſichert, von vielen andern aher als eine tradition angegeben wird, die es niemahls geſehen, wohl aber erzehlen hoͤren. Ob daß waſſer in ſeinem lauf zu zeiten etliche adern von weiſſem ſande oder ſonſt weiſſer Erde be: ruͤhret und davon die farbe angenommen? oder

was es ſonſten für urſachen haben möge z laͤſ­

ſet man noch zur zeit ungusgemacht. Der lietzige Medicus, Hr. D. Holtorf, hält ſelbſt nicht unwahrſcheinlich dafuͤr, daß etwa der damahlige Brunnenmeiſter um deſto mehr geld in feine buͤchſe und einen gröffern zulauf bon Menſchen zubekommen, am Johannis. tage vor der Sonnenaufgang die quellen im Geſundbrunnen, welche aus einem weiſſen ſande brudeln, ſtark herumgeruͤhret und fol chergeſtalt wie milchfaͤrbig gemacht habe. Welches dann der gemeine Mann ſoviel leich­ter als ein wunder angenommen, weil der S. Johannistag bei ihnen in beſondern anſe­hen ſtehet. Sonſt wird auch angemerket daß) die Glaͤſer in welchen das waſſer geſchöͤpfet wird, und welche daſelbſt in einem ſchrank ver­wahret werden, wann fie ſchon ausgeſpuͤhlet, und hernach wieder weggeſetzet worden, den noch ihre klarheit nicht behalten, ſondern das anſehen haben, als wann ſie angelaufen waͤ­nu; 6. Zur linken hand des Brunnens von der Stat her iſt ein gehaude eines ſtoks hoch von unterſchiedenen zimmern, welches anfangs Churf. Friedrich Wilhelm zu ſeinem aufent­Pp 3. halt