Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
641
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Gar Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. Il. Kap. C42

ten, daß ſich A. 1652. in dem Rudowiſchen holze hei Lenzen oben auf den Eichbaümen al­lerlei Korn, als Erbſen, Rokken und Ger­ſte mit hollkommen grünen ſtielen und blaͤt­tern befunden, welches man daſelbſt für ein. zeichen der bald darauf erfolgten wohlfei­

len zeit angenommen; iſt aber wohl zu

bermuhten, daß dergleichen Getreide durch einen ſtarken Wind irgend woher auf die haüme getriehen worden, und in den moß derſelben liegengeblieben, und nachhero aus­geſchlagen. Dergleichen vermuhtungen biel­leicht auch bei dem Anfangs gedachten Ge­treideregen ſtat haben möchten, daß ein groſ­fer Sturmwind etwa einen Kornhoden er­griffen, und das Getreide von dar in die Luft fortgefuuͤhret, und hin und wieder zerſtreuet. In den Nachrichten des vorigen jahrhun­derts ſindet ſich, daß es auch A. 1624. im April um Linß in Oeſterreich gleichfalls an (etlichen orten Korn geregnet. Womit dann zuvergleichen, was bei gelegenheit eines A. 1748. im Junius dem vorgeben nach in der Schweiz gefallenen Kornregens vorge­gangen, davon eine unterſuchung zum vor­ſchein gekommen, in welcher gezeiget wird, daß die wurzeln von Feigwarzenkraut die­ſes blendwerk gemacht, welche durch viel re­

gen von der Erde enthloͤſſet worden, und

ganz frei dargelegen.

VI. Doch dem Menſchlichen Geſchlecht iſt mehr gelegen an dem gebrauch des Getrei­des, wie es zu Speiſe und Trank pfleget angewendet zuwerden, worin, was die Speiſung belanget, Roggen und Wei: zen die wornemſte ingredientien des Brohts ſein; und wird die Gerſte zwar unter. weilen auch dazu genommen, aber nur zu ſolchen zeiten, da die erſte heide nicht zu­reichen oder der theurung halber bon den ar­men Leuten nicht koͤnnen bezahlet werden. Sie werden auch unterſchiedlich und nach gelegenheit eines jedweden orts zubereitet. Zu Frankfurt wird ein feines Rokkenbroht gebakken, welches man Herrenbroht nen net, und faſt an keinem ort in der Mark ſei­nes gleichen findet. In der Altmark hinge­gen wird weniger fleiß an dergleichen gebaͤkke ſowohl von Broht, als Semmel gewandt. Wiewohl man ſich in den vornemſten Sta ten ietziger zeit, ſonderlich in Berlin eben, falls beſieißiget, den Einwohnern ein ſchoͤ­nes weiſſes Broht zuliefern, zu welchem ende auch die Bekker, welche ihrem gewerke

amt eine ehre machen wollen, daß reinſte

Korn im Lande, zu Staats in der Altmark,

uu Bantilow, Kyritz. Inſp. in der gegend

hridret.

Prötzel im Oberbarnimſchen Kraiſe, Hekel­berg, Gr. Behren, Stansdorf, kl. Mache­now, Sputendorf, groß und klein Zieten, Teupitz, Buchholz im Teltow. Krais; Grie­ſel, Beutnitz im Kroſſenſchen, aus Kalzig im Zuͤllichowiſchen, Schönermark Angerm. Infp. Stenzig, Neuendorf, Grunow im Sternbergſchen Kraiſe; aus Braunsfeld, Hohenwalde in der Neumark, 2c. aufſuchen, auch wohl den ſcheffel auf der ſtelle mit x

oder 2 gr. theurer bezahlen, als der markt­

preis iſt. AR

Das Getraͤnke beſtehet meiſtentheils aus Gerſten⸗ und Weizenmalz, welches Plinius zwar nicht gnug begreifen kann, und für ei­nen laſterhaften fleiß halt, daß man erfinden. wollen, wie daß Waſſer auch könnte trunken machen: Heu mira viriorum ſlertia, inven­tum eſt, quemadmodum aua quoque ine­V. B. 22. K. Aber der iſt dar­um nicht laſterhaft, dem die Italiaͤniſche oder auch andere Weine zu koſtbar, oder das Waſſer zu ungeſchmakt iſt, und deshalb eis nen dritten weg erſindet, durch Getraͤnke den leib zupflegen. Die Herrſchaft des Men­ſchen über Erde und Waſſer iſt ſo nicht eins. geſchraͤnkt, daß man ſich an den gebrauch der ſimplen geſchöͤpfen binden muͤſſe: ſon­dern die freiheit die er hat, erſtrelt ſich auch dahin, daß er ihrer mehr zuſammen, auch dere: ſelben nicht nur zur nohtdurft, ſondern auch zur bequemligkeit des leibes gebrauchen möge, wiewohl nicht geil zuwerden. Dann ein anders iſt ſich die untergebene geſchoͤpfe Gottes zu nutze machen, ein anders dieſelbe miß­brauchen. Konrad, Herzog Konrads von Glogau Sohn, den man ins gemein den Her­zog von Steinau genannt, iſt gewißlich Plinü meinung nicht geweſen, ſondern hat im gegentheil, nachdem er eine zeitlang Probſt zu Breslau geweſen, und darauf zum Erz­biſchof zu Salzburg erwehlet worden, als er auf der reiſe zu Wien erfahren, daß man zu Salzburg kein Bier haͤtte, lieber das Erz­biſchofthum wollen fahren laſſen, als des Biers

entrahten: Vocatus ad Archiepiſcopatum

Salisburgenſem, cum in itinere: apud Vi­ennam accepiſſet, Cerevifiae uſum ibi non efe» pepudidto archiepiſcopatu zeverſus es; wie Cromerus ſchreibet: welcher dieſem mangel zwar wohl abhelfen, und zu Salz burg gleichfalls eine Bierbrauerei anlegen koͤnnen: darum auch Cromerus welter ſchreibet: Homo ſtolidus, ſi nihil aliud eum movit; quaſi vero ne frumentum quidem ibi naſceretur, nec poſſet illuc tantopere concupitae Cerevifiae coquendae artifices Ss 3 dedu­