Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
789
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39 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. IM Kap. 790

terthanen ſehr zur laſt gefallen; indem eine Volfs jagt wenigſtens 150 Perſonen erfo­dert, wenigſtens wann Wolfsgruben und Wolfsgarten ſollen gemachet wrden: alſo haben ſelbige ſchon bei Churf Friedrich Wil­helm, der nach dem groffen krieg auch hierin den Einwohnern friede und ſicherheit zuver­ſchaffen ſich angelegen ſein ließ, auch nach­folgends um gaͤnzliche einſtellung derſelben ge­behten, auch, ob wohl ſolche jagten um der nohtwillen gehalten werden muͤſſen, doch ei­nige erleichterung, auch naͤhſt der freiheit Woͤlfe zutoͤdten, wie man wollte und koͤnnte, auch das verſprechen erhalten, daß für ieg­lichen Wolf, der getoͤdtet oder aufgeſuchet, ein gewiſſes an korn gereichet werden ſollte, beſage der unterm dato Minden 14 Nob. 1688. herausgegebenen und im Corp. Gonlt. March. Il. B. IV. Th. L. Abth. IIK. n. 45. ſ. 597. zuleſenden verordnung: wie dann auch kraft der A, 1693. 22 April herausge­kommenen verordnung fuͤr einen gefangenen, oder doch ohne ſchuß getoͤdteten alten Wolf 6 rthl. für einen jungen 3 rthl. für die gar kleine 2 rthl. und für einen im Wolfsgarten gefangenen 2 ſchfl. rokken aus dem Amte ge­zahlet werden ſollten. Weil aber nach der zeit die Wolfs jagten nicht gehoͤriger maſſen gehalten worden: ſo iſt der Woͤlfe wieder­um ſehr viel geworden, welche an vieh und wild groſſen ſchaden gethan. Wes­halb dann in einer verordnung unterm dato Koͤlln a. d. S. 1693. 319 kt. die Wolfs jag­ten zuhalten wiederum anbefohlen, A. 708. 3 Febr. auch wiederholet worden. Dem ohn­geacht hat man 1714. zu Klado 11. zu Maſ­für g,u. bei Drewiz 5 gefangen. Da aber inzwi­ſchen die ſolcher geſtalt fortgeſezte jagten die Unterthanen ihre beſchwerden zuwlederholen deranlaſſet: fo haben S. K. M. Friedrich Wilhelm glorw. ged. unterm dat Berlin 1724, 22 Febr. verordnet, daß ſelbige nur alle a oder 3 jahr in der Neumark, Stern: berg und einverleibten Landen gehalten, nnd auf einen alten Wolf 16rthl. auf einen jungen Srthl. auf einen aus dem neſt genommenen 4 rthl. geſetzet werden ſollte. Wolfs jagten aber zuhalten iſt noch A. 1734. 20 Jan. vermoͤge herausgegebener verordnung anhefohlen wor­den. Durch welche anſtalten dann dieſe ſchaͤdliche thiere ziemlich und dergeſtalt ge­ampfet, daß man ſeit zehen jahren wenig mehr gewahr wird, welchen man aber, ſo bald fie ſich wittern laſſen, alſobald nachſe­ket; wie dann noch A. 1739. eben auf Mar­* tag auf der Himmelportiſchen Heide Wolfe worunter 4 ganz kohlſchwar gewe­

fen, und A. 1746. in der Liehenwaldiſchen Heide ein groſſer Wolf, der viel ſchaden ges than, gefangen; in der Altmark in der Ge: venitziſchen Heide zwei, und in dem ſogenann­ten Luͤdelſer Holz einer geſchoſſen, ein glei­ches auch in der Ukermark bei Templin und Himmelport, in der Neumark bei Kaͤhntopf, Golitz, Rampitz, Teſchendorf, klein Mellen, Reppen und andern orten mehr bemerket worden; weshalb man auch noch hier und dar Wolfsgruhen antrifft, zur herbſt­zeit auch mit der trommel fleißig ſchildwacht halten muß. Waß inzwiſchen hon Wolfen in der Mark nicht vorhanden, findet ſich in andern Provinzen deſto haufiger: geſtalt dann in manchem winter aus allen Königl. Provinzen, ſonderlich Pommern und Preuſ­ſen 230 bis 240 Woͤlfe gefangen und todt gemachet werden. Bei Neumuͤhl in der Neumark hat man etwa 1705. einen ganz ſchwarzen wolf mit weiſſer kehle gefangen.

Die Wolfsgeſchichte mag eine kurzwei­lige begebenheit heſchlieſſen, welche{ich vor etwa 60 jahren hei Spandau ſoll zugetra­gen haben. Da man nemlich um die Woͤlfe zufangen hin und wieder gewiſſe Wolfsgru­ben gemacht, welche unten weit, oben aber etwas enge und mit glatten Brettern ausge­leget fein: fo iſt ein Salpfeifer, der in Span­dau von ſeinem gewerhe ſich einen trunk zu gute gethan, des weges gekommen und in eine ſolche Wolfsgruhe hineingefallen, ſich aher ſehr herwundert, als er gewahr worden, daß die ſtelle ſchon mit einem Wolf beſetzt ges weſen, welcher dazu uber dieſe haſtige zu ſprache etwas beunruhiget worden, und ſein mißfallen mit weiſung feiner zaͤhne zuberſte­hen gegeben. Hierüber hätte der verirrete Muficus{ich nun wohl einige verlegene ges danken machen ſollen: allein der annoch fri­ſche rauſch hat ihm einen ſo guten muht zus geſprochen, daß er feine ſakpfeife zur hand nimmt und dem Wolf eins vorſpielet, der auch nicht faul geweſen und mit ſeiner durch­dringenden ſtimme dem concert einen guten nachdruk gegeben, und der ſakpfeife accom­pagniret. Wobei iedoch der Sakpfeifer nach ſeinen pauſen von der inſtrumental zur voca mufic geſchritten, und hald ein adagio, bald ein preſto, endlich auch ein lamento ange­ſtimmet, und die Jaͤger ſolchergeſtalt herzu­gebracht, welche ihn von dem gefährlichen Baßiſten befreiet. Man weiß wohl, daß dieſe erzehlung unter die hiſtoͤrchens gerechnet wird, welche man eben nicht pflegt zuerzeh­len, um geglauht zu werden: es leht aber

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