Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
829
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te

hätte ſich aber um das jahr 1 607 oder 1608.

ein gewiſſer Mann bei dem Raht angegeben,

und ſich erbohten dieſes ungeziefer wegzu­bringen, dergeſtalt daß hinfuͤhro, ſo lange die Muhle ſtehen würde nimmermehr keine Rabe darin ſich halten ſollte; hätte auch eher keinen groſchen begehret, bis ein jahr hernach, wann er feine probe wuͤrde gethan, und dieſes ungeziefer weggeſchaffet haben,

davor er dann 10 thlr. gefodert, welche ihm auch berſprochen worden, und hatte ihm

der Raht fo fort 2 thlr. darauf bezahlet. Hierauf haͤtte er etwas in der Mühle ge­leget, auch ſonſten etwas an einen verborge­nen orte berſtelket. Worauf des folgenden tages ſich die Ratzen haufenweiſe aus der Mühle gemacht, und waren mit verwunde­rung alle den dortigen Fluß die Finow her­unter geſchwommen: welches auch ihm, Burgerm. Dobritzen, etliche alte Maͤnner er­zehlet, daß ſie die wegſchwimmung mit au­

ngen angeſehen hätten: Nach verflieſſung des

jahres wäre der Mann wieder gekommen und

Haͤtte die übrige ihm verſprochene 8 thlr. ab­

ygefodert. Es wären auch nach der zeit keine Ratzen weder in der Stat noch in der Muͤhle mehr zu ſpuͤren geweſen. Der Verfaſſer aber faͤhret hierauf fort, und unterſuchet weit: lauͤftig, ob dieſe ahrt von bertreibung et­was natürliches in ſich halte, oder ob fie von verbotenen kuͤnſten herruͤhre, und des­halb unzulaͤßig ſei? und ſchleuſt endlich, daß auch wohl natürliche urſachen vorhanden waͤ­ren, denen man dieſes beilegen konnte, und vermuhte er, daß es daher kaͤme, weil daſelbſt viel Boͤkke und Ziegen gehalten wuͤrden, derer geruch dieſe Kreaturen nicht vertragen koͤnnten, und daher den ort meideten: wie dann auch ſonſten die Ziegen­böffe hin und wieder bei den Pferden gehal­ten werden, und deſſen urſache zwar insge­mein gegeben wird, weil die Pferde bei dies fen thieren wohl gedeien, die wahre urſache aber ſein mag, daß, weil gedachtes unge­diefer hei dem geruch der Bökke nicht wohl dauern kann, die Pferde ihr volles futter genieſſen, und alſo beſſer zunehmen, weil ihnen von jenen nichts weggefreſſen wird. r. D. Wegener gedenket auch§. 23. as. der ſogenannten Ratzenköͤnige, daß es nemlich groͤſſere kreaturen ven höhe und breite waͤren, und von den andern Ratzen ernehret würden: Affirmant quidam inve­niri aliquando Rattum cacteri- mainrem pro­ce lire C& Igtiors corpore, qui a crasteris otio­Süs alatur, Rattorum Regem, Ratzenkoͤnig Phellitant. Welche heſchreihung man an

lll. Theil der Mart. Ziſt.

829 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. Ill. Kap. S830

ihrem ort geſtellet fein laͤßt. So iel man aber ſowohl in der Mark, als in den benachbarten Proinzen von dieſen Ratzenkoͤnigen erfah­ren, ſo fein ſolches nicht einzele oder groͤſſere Ratzen, ſondern viele Ratzen, ſo mit den ſchwaͤnzen ſo ineinander verwikkelt und gleich» ſam zuſammen gewachſen ſein, daß ſie nicht voneinander kommen koͤnnen, und dieſer klump von Raben pfleget der Ratzenköͤnig genannt zu werden. Dergleichen iſt einer im Jahr 1694. 8 Jun. bei Kroſſen in der Bo­bermuͤhle gefunden worden; da ertheilten bericht nach 15 groſſe Ratten mit den ſchwaͤn­zen dergeſtalt zuſammengeflochten geweſen, wie ein Frauenzopf oder eine geflochtene Semmel, die auch nach dem tode nicht koͤn­nen voneinander geriſſen werden. Etliche Schwänze fein auch ganz aus der runden for­me gewachſen geweſen, und haben gleichſam wie zerquetſcht ausgeſehen. Sie haben, nach dem fie entdekket worden, und aus ihrem ges halte hervorgekrochen, auf dem boden her­umgehukt, und zwar entwiſchen wollen, ſein aber mit einem heſen, womit man ſie gleich­wol nicht voneinander ſchlagen oder toͤdten koͤnnen, fo lange aufgehalten worden, bis iemand von den Haußgenoſſen heißſiedend waſſer gebracht, und fie damit getöodtet. Nach­gehends fein fie an oͤffentlicher ſtraſſe an einer Eiche aufgehangen, und von viel hundert Leu­ten beſehen worden, welche theils aus der Stat, theils von dem Lande dahingekom­men, bis ſie endlich in die Stat geholet, und daſelbſt gleichfalls wohl betrachtet, end­lich aber hinters Schloß geworfen worden und daſelbſt verfaulet. Man lieſet auch in den Ephemer, Germ. Decur. Il. Ann. 9. ſ. 254. daß zu Jena in einem vornemen hauſe un­ter dem anrichttiſch dergleichen 14. zuſammen­geflochten entdelket worden. Ein ander ſol­cher klump iſt auch vor einiger zeit zu Bern­burg in dem Fuͤrſtenthum Anhalt in der Schloßmuͤhle zum vorſchein gekommen, wel­cher aus eilf dermaſſen verwikkelten Thieren beſtanden: und noch einer in der verwitweten D. Orloben keller daſelbſt, wobon ich noch ſieben, da fünften ihrer neune geweſen, aufge­truknet beieinander geſehen. Und von die­ſen iſts wahr, daß die Ratzen nicht allein aus dem hauſe, wo ein ſolcher klump ſein quar­tier hat, ſondern auch aus den benachbarten gegenden zuſammenlaufen, und ihnen nah­rung zutragen: was es aber ſonſten fuͤr eine beſchaffenheit damit hahe, ſolches ſtehet fer­ner zuunterſuchen. Sonſten ſindet ſich in den Freienwaldi­ſchen verzeichnuͤſſen, daß, nachdem A. 1681. Ggg 2 die