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Phyſieus, ietziger zeit Königlicher LeibMedicus, Hr. D. Cothenius einem bornemen Köoͤnigl. Miniſter auf verlangen uͤberſchikt, der die ſache, wie ſie hier erzehlet ſtehet, wohl auſſer allen zweifel ſetzet: und iſt ſelbiger in den angezogenen Berichten in der hald folgenden XVI. Num. zuleſen.
Bisher angeführte Mißgebuhrten unter Menſchen betreffen nur die auͤſſerliche geſtalt des Leibes und deſſen gliedmaſſen: es gibt aber auch noch andere ausweichungen und maͤngel der natur, welche auch die kraͤfte der Seele und den gebrauch der Sinne betreffen. Und zwar iſt bon den meiſten, deren hier gedacht worden, zuvermuhten, daß, da die aͤuſſerliche werkzeuge der Sinne ſo übel beſchaffen, es mit dem gebrauch der Sinne ſelbſt nicht beſſer wuͤrde beſchaffen geweſen ſein, wann ſie auch zu einigem alter wuͤrden gelanget ſein. Dann da Leib und Seele in einer genauen verbindung ſtehen, und ein geſunder und vollkommen gebildeter Leib gewöhnlicher maſſen auch brauchbare ſinne hat, welche den kraͤften der Seele gemäß wůrken, oder durch welche die Seele gemaͤchlich wuͤrken kann: ſo geſchiehet es, daß, wo die nerven der Sinne ſchwach und unvermoͤgend, oder ſonſt un: brauchbar fein, die kraͤfte des Verſtandes auch ſchwach ſein, nicht ſowohl aus mangel der Seelenkraͤfte, davon ſich hier nicht urtheilen laͤßt, ſondern wegen unvollkommenheit der gliedmaſſen, welche nicht die erfoderliche tůchtigkeit und feſtigkeit haben. Dahin geHöret das von Angelo ſ. 363. 364. angeführte beiſpiel eines Kindes, welches 1565 zu Kuͤſtrinchen in der Neumark gebohren, und zwar vollkommene auſſerliche gliedmaſſen auch
feine Sinne gehabt, dennoch aber ohnerachtet
es 0 jahr alt geworden, keinen Verſtand und Vernunft gehabt, auch weder ſtehen, gehen noch reden koͤnnen. Und zu Luͤhno im Ha
vellaͤndiſchen Kraiſe iſt 1741 ein Frauens
menſch befindlich geweſen von etlichen und 50 jahren, welche zwar ihre gliedmaſſen aber nicht ihren völligen gebrauch des Verſtandes gehabt, auch wenig geredet, auch wegen ſolcher gebrechen nicht zum H. Nacht mahl ge— laſſen worden. Sie iſt ſonſt und von klei, ner ſtatur wie eine Zwaͤrgin geweſen: und hikrin mag wohl der grund ihres ungluͤks ges ſtekket haben. Dann obwohl die erfahrung lehret, daß in kleinen körpern, auch bei Zwaͤrgen, ein groſſer Verſtand wohnen und die gliedmaſſen ihr gehöriges maß und feſtigkeit haben koͤnnen: ſo kann doch dergleichen bildung um deſto eher ihren abfall haben, weil es die na
881 Dritter Theil, Nauturgeſchichte der Mark Brandenburg. Ill. Kap. 882
‚feines alters berſtorben.
tur doch mit einer ungewöhnlich kleinen groͤſſ zuthun hat. ö
Dagegen findet ſich, daß wann auch einer oder der andere Sinn bei fonft ordentlich gebil. deten Körpern gemangelt, der Verſtand dennoch gut geweſen, und den mangel des einen ſinnes durch die andere erſetzet.
Zu Heftät in der Altmark Salz w. Inſp. iſt Henr. Chriſtoph Schulze taub und ſtumm gebohren worden, dabei aher von ungemeinen Verſtand und leichten begriffen geweſen, daß man durch minen, winken, geberden, bildern ihm gar leicht hedeuten und die gründe des Chriſtenthums beibringen, und er im aq jahr zum H. Nacht mahl hinzugelaſſen werden koͤnnen. Er hat mit heſonderer fertigkeit zeug weben, allerhand haus: und akkergeraͤhte vers fertigen koͤnnen, und iſt im übrigen eines ſehr ehrbahren, ſittſamen und frommen wandels geweſen, und A. 1728, 16 Febr. im 42 jahr Ein gleiches exempel findet ſich an einem Knaben, der 1726 zu Maxdorf ebenfalls taub und ſtumm gebohren, welchem man auf gleiche weiſe das Chriſtenthum heigebracht. Und der Prediger zu Hindenburg in der Altmark Werben. Inſp.
Hr. Johann David Solbrig hat zwei, zwar
nicht taub und ſtumm gebohrne, ſondern durch löͤſung der Zunge in der erſten Kindheit dazu gerahtene Perſonen, eins maͤnnlichen, das andere weiblichen geſchlechts in feiner unterweiſung gehabt, und auf eben ſolche und ſonſt ſehr muͤhſame weiſe ihnen die gründe der Chriſtlichen Religion beigebracht, davon er ſelbſt eine umſtaͤndliche beſchreihung von ſich geſtellet, welche in Hrn. Nuͤdemanns IL Colleclione Hiſtoricorum Palaeomarch. n. MI. ſ. 259.&c. zuleſen..
l. Von Mißgebuhrten unter den Thieren haben ſich auch nicht wenige beiſpiele ge: funden, davon eins und das andere anzumerken...
A. 1583, 22 Febr. hat zu Templin ein Schaf nach zwei wohlbeſchaffenen Laͤmmern ein ſtuͤ fleiſch ans licht gebracht, welches einer halben elle lang, oben anderthalb viertel breit, und in allen wie ein paar Beinkleider oder ſogenannte Pumphoſen geſtaltet, auch dikke und fleiſchig, und als wenn an den knien und oberwerts in den Hüften knochen gelegen, zufuͤhlen geweſen: hat aber ſonſt kein leben, auch weder gliedmaß noch empfindung, in der mitte aber ein ende darm, als ſeinen nabeldarm gehabt. Und hat ſolches der Kappellan daſelbſt, Udalricus Zahn, in einem beſondern werkgen bon 5 bogen beſchrieben, und bei der gelegenheit auf die kleiderpracht,
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