895 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. Ill. Kap. 806
verweſung unterworfen, als fleifch und andere theile der verſtorbenen Menſchen und Thiere: berlieret auch mit der zeit feine farbe, und pfleget wohl eine fettigkeit dem Erdreich zugeben, dabei es geſchuͤttet wird, aber keine rohte farbe. Am allerwenigſten iſt es zu glauben, daß dieſe farhe ganzer ſiebenhundert jahr ſollte haben dauern koͤnnen: welche bewandnuͤß es dann auch haben wuͤrde mit dem auf Freienwaldiſchen boden gelegenen ſogenannten Rohtenlande, deſſen benennung gleichen urſprung haben ſoll: wann der erdhoden roht und nicht vielmehr ſchwarz ware, It alſo dieſe erzehlung dahin zubringen was in England bon der ahrt flieder, fo man Ebulum oder Staudenflieder nennet, geſaget wird, daß ihn der Gemeinemann allda Danesblod oder Daͤhnenbluht heiſſe, und davon vorgebe, daß er aus der Daͤnen bluht, welche etwa daſelbſt in einer groſſen ſchlacht erleget worden, entſtanden waͤre. Sonſten aber findet ſich auch dergleichen Rohte Erde haufig zwiſchen den Doͤrfern Limmeritz und Krieſt, jenſeit der Oder eine meile jenſeit Sonnenburg; und ein groſſer ſtrich bei Stendelchen, ſo bluhtroht, aber doch fruchtbahr iſt. Auch ſiehet man einen ſolchen Rohtenſand ſtrichweiſe, auf
der Heerſtraſſe nach ohbgedachten Boſſen.
Daß auch zu einem Sandſteinbruch zu gelangen fein würde, wenn man gehörige muͤhe und koſten anwenden wollte, laͤſſet ſich aus den hier und dar befindlichen anzeigen ſchlieſſen. A. 1714. hahen ſich auf den Sal kenbergiſchen dem Koͤnigl., Geheimen Kam— mergerichtsraht Hrn. von Jena zuſtaͤndigen bergen und boden geſchiebe von Sandſteinen gezeiget, wie wir bald ſehen werden. Auch hat man bor einiger zeit dergleichen bemerket, auf den unfern Falkenberg und Neuſtateberswalde gelegenen wieſen, und auf des Hrn. Grafen von Ilemming koſten ei= nen Steinbruch ſuchen laſſen, iedoch vergeblich; indem nach angewandten 200 Rthlr. nichts als broffen zum borſchein gekommen; welches iedoch ein zeichen iſt, daß bor zeiten ein ſolcher ſteinbruch hier geweſen, aher aufgehoͤret, oder ſonſt gehindert und wies der zugeſtopfet worden; welches auch daher vermuhtlich iſt, weil dieſe wieſen noch ietzo die Steinkuten heiſſen; die gemeine rede auch iſt, daß vor ohngefehr 300 jahren daſelbſt einer geweſen. Bei Freienwalde iſt ebenfalls eine anzeige zum Sandſtein, aber er iſt noch zu muͤrhe. Mag ſonſt wohl une
ter der Erde mit den vorigen ſpuren in eine verbindung ſtehen.) XLII. Bei dem Dorf Rüdersdorf, meilen von Berlin, finden ſich die von langen zeiten her bekannte Kalkberge, aus welchen die bekannte Kalkſteine gebrochen, verführet, theils auch gebrannt und nicht allein nach Berlin und Spandau, Frankfurt, Kuſtrin und anderen in der Mark gelegenen oͤrtern, ſondern auch nach Sachſen verfuͤhret werden. Auch hat man ſonderlich ſeit König Fries drichs des J. zeiten dieſe ſteine anſtat der gewöhnlichen quaderſtuͤkken oder Sandſteine
zugebrauchen angefangen: und iſt ſolcher
exempel eins an einer ſchleuſe bei dem Neuengraben vorhanden. Wiewohl auch vor langen jahren dergleichen geſchehen; und ſiehet man verſchiedene fenſter in der wuͤſten Kloſterkirche zu Straußberg damit ausgeſetzet, die auch klaͤhrlich von den Sandſteinen in den andern fenſtern koͤnnen unters ſchieden werden. S. Straußbergiſche Geſch. (5. VI. Woraus dann auch erhellet, daß, da man ſonſt von dem anfang und urſprung die
ſes bruchs keine gnaue nachricht hat, ſelbi
ger ſchon im jahr 1254. muͤſſe im ſtande ge weſen ſein. Zu Rudersdorf und in der nachbarſchafft hat man ſie auch zu Leichſteinen in der Kirche und auf dem Kirchhofe gebrauchet. Man hat aber bemerket, daß fie zu zeiten abſchelbern und berſten, welches ohne zweifel der Luft und dem wetter beizumeſſen. Der bruch gehet etwa mit dem abraum 50 bis o fuß tief. In den alten bergen fein 6 in den neuen bergen 2 bruͤche, welche im umkrais etwa ein halb viertel weges ausmachen, auſſer welchen noch einer iſt, wo die Kalkofen ſtehen. Jeder bruch hat feinen Bergmeiſter, welcher mit feinen 8 bis 10 auch wohl mehr Arbeitern jede woche 10 bis 12 landprame ſteine brechen kan. Uber alles iſt ein Bergſchreiber beſtellet. Die brüche gehören der Landesherrſchaftt: doch hat E. Magiſtrat zu Berlin zwei, und
die Stat Fuͤrſtenwalde einen bruch davon.
Fuͤr die bequemlichkeit die Steine fortzuſchaffen hat die Natur auch geſorget, und den berg nicht weit hon der Spree geleget: welche gute lage den weg zeiget dieſe Steine weit und breit in der Mark herumzufuͤhren. Die feine liegen wie in Sandſteinhruͤchen, ſchichtweiſe; zwiſchen den ſchichten liegt Mergel oder erde, welche die Bergmeiſters tonnenweiſe ſammeln, und an die porzellanbelker in Berlin verkaufen, die ſolche bei ihrer Fabrik zugebrauchen wiſſen.
finden ſich auch in dieſen Kallhrichen em