Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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1135
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1135 Vierter Theil, Il. Abth. Vom Dandel und Wandel in der Mart. 1136

werk nicht zuſtoͤhren, welches fie bon Stat zn Stat hatten. A N III. Wie inzwiſchen der Handel von ie her das hand der Menſchlichen Geſellſchafft und die ſeele aller blühenden Staaten geweſen: alſo darf man nicht denken, daß unſere alte Vorfahren dieſes mittel das leben ſich be­quem und angenehm, ſich ſelbſt aber dem RNaͤhſten nuͤtzlich zumachen gänzlich auſſer augen geſetzet. So wenig ſie auch nach den damahligen umſtaͤnden zu ihrem und ihres Staats unterhalt und bequemlichkeit be­durft: ſo unumgaͤnglich noͤhtig iſt ihnen doch der Handel geweſen. Die Menſchen beduͤr­fen allezeit etwas, das ſie ihnen ſelbſt nicht geben konnen, ſondern durch andere huͤlfe er­halten muͤſſen. Sie fuͤhreten Waffen; ſie brauchten Kleidung und Hausraht. Von den Fennis meldet Tacitus Mor. Germ. c. X V. daß fie aus duͤrftigkeit ſich nur der felle bedienet, und aus mangel des Eiſens knochen zu ihren pfeilen gebrauchet. Fen­nis mira feritas, foeda paupertas, non ar­ma, non equi, non penates: victui herha, veſtitui pelles, cubile humus: ſola in ſa­gittis ſpes, quas inopia ferri oſſibus aſpe­rant. Andere Nordliche Voͤlker, auch un­ſere Teutſche muͤſſen alſo mehr, als gemeine felle, nemlich ein gewand und koͤſtlichere felle zur kleidung, wie er im XVII. Kapittel ſchon erinnert hatte, ingleichen Eiſen und Metall zu den waffen und hausraht gebrauchet ha­ben. Unſere Alterthuͤmer haben allerhand metallene ſtuͤkken aufgewieſen, welche noht­wendig ebenfalls theils zum zierat in der klei­dung, theils zu waffen oder andern abſichten muͤſſen gedienet haben. Und die zuſammen­ſetzung dieſes metalls fuͤhret uns auf noch an­dere muhtmaſſungen von geſchiklichkeit, auch der guß der dinge ſelbſt. Welche ſie dann entweder ſo, wie ſie ſie gehrauchet, erhandelt, oder da fie folche ſelbſt verfertiget, doch werk­zeuge noͤhtig gehabt, die ſie wohl ſchwerlich ſelbſt werden verfertiget haben. Wann dieſe ſich auch mit Thier⸗ und Fiſchhauten beklei­det: fo fein ſolches nicht allein Baͤren⸗Wolfs­und Fuchshauͤte, ſondern auch Marderfell und Hermelin geweſen: terga-= mu. rium, quae tactu mollia& impenetrabilia ventis ſunt, wie Seneca dabon ep. XCI. re: det: veſtis marturina wie Ad. Brem. oder Kaſtor und Biberharn oder ſonſt fremdes gewand. Vom Bernſtein iſt bekannt, daß die Roͤmer ſolchen durch die Teutſchen er­halten, wie unter andern Baierus de numis Romanis in agro Prusſico repertis gezei­

get. S. oben IJ. Th. Il. Kap. S. Il. ſ. 437.

vergl. Gottfr. Zamehls Schreiben bom

Preuß. Bernſtein in den Actis Pruſſ. l. Band

n. Ill. ſ. 49. 50. 20. Der Handel iſt zwar durch vertauſchen getrieben worden: Lei. tus aber giebt nicht undrutlich zuverſtehen, daß endlich auch Roͤmiſch geld im Handel und Wandel ganghar geweſen. Jam& pe. cuniam accipere docuimus. M. G. c. XV.

IV. Selbſt unſere alte Wenden muͤſen wir ſo gar unbelebt nicht anſehen, daß fie auſſer dem akkerbau ſonſt nichts um haͤnden ſollten gehabt haben. Bei ihrer ankunft fanden ſie das Land nicht ganz und gar ledig. Es fanden ſich noch alte Teutſche, welche den Handel trieben in den Staͤten. Der name von Voͤlkerſchafft und Geſellſchaft ſetzet fie ſchon in die nohtwendigkeit des Han­dels: und der anbau der Staͤte und Dorfer allein fuͤhret uns auf einen Handel, der hei dergleichen umſtaͤnden unentbehrlich iſt. Die an der Oſtſee und ſonſt gelegene Handels=

ſtaͤte Arkona und Karenz auf Rügen; Ju­

lin auf der Inſul Wollin, Vineta auf Ulſe­dom, Stralſund, Stettin, Kolberg, Stol­pe, Danzig, ingleichen Noſtok, Wismar, die Stat Meklenburg, Luͤbek, Altenburg, Hamburg, welche aus einzeln Hüften groſſe Staͤte geworden, und die herrlichſte wah­renlager hatten; der Heringsfang auf der Oſtſee und ander Fiſchfang, deren unſere Einwohner nicht entbehren koͤnnen, und bon den Landſtaͤten mit Tuͤchern, Korn ꝛc. er­ſetzet worden. Selhſt die auf der Oſtſee ge­triebene Seeraůübereien laſſen uns nicht zwei­feln, daß die benachbarte Wendiſche Ein­wohner und Landsleute in der Mark an(ol chem Handel theil genommen: und werden ſich dabon noch allerhand ſpuren finden. Sonderlich wird von Julin und Vineta bei den Geſchichtſchreibern viel erhebens ge­macht. Nobilisſima civitas Julinum, ſagt Adamus Brem. L. Il. c. 66. celeberrimam barbaris& Graecis, qui in circuitu ſunt­praeſtat ſtationem. Eſt ſane maimᷣ omnium, quas Europa claudit civitatumm;

quam incolunt Slavi cum aliis gentihus

Graecis ac barbaric. Es ſeie eine ſehr be­ruͤhmte und groſſe, ja die groͤſſeſte Stat bon Europa, und werbe von Slaven, Autlin, dern und Griechen hewohnet, welches leiter wohl nichts anders als Ruſſen ſein, als wer che durch die Griechen waren bekehret 3. den, und deren Religion angenommen ö. ten; wiewohl auch die Griechen ſelbſt. Handels halber in dieſe nordliche an. AM kommen. S. Bayeri diſſ. de Numo®; dio in Act. Pruſt Il. B. N. V. 5.. ſ.2? hier