Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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führten neuen Einwohnern Leute geweſen, welche die ausarbeitung der Wolle ſonderlich

verſtanden, und ſelbige am erſten in dieſe

Lande recht eingefuͤhret.

Ob nun die nachgehends in der Mark be­findliche anſehnliche anzahl Tuchmacher lau­ter einheimiſche Wolle verarbeitet, laͤſſet ſich eben nicht behaupten; weil bei damahliger ſchlechten einrichtung wohl ſchwehrlich ſo viel

wolle fallen koͤnnen, als fo viel Tuchmacher berarbeitet haben. S. oben III. Th. Ill. Kap. §. XXVII. n. 3. ſ. 802. 803. Und iſt daher zuvermuhten, daß die aus den Niederlanden hierher gekommene Wollarbeiter auch den mit den Englaͤndern gehabten Wollhandel in dieſe Lande mit hergezogen, und die Engliſche Wolle über Braunſchweig, Bremen, Ham­

burg, Luͤbek in die Mark kommen laſſen, und

dabon die feine, von der Maͤrkiſchen Wolle aher die gemeine Tuͤcher verfertiget, beide aber nicht allein in die henachbahrte, ſondern auch entlegene Reiche, ſonderlich Daͤnne­mark, Schweden, Rußland, verführen laſ­

ſen, wozu der Hanſeatiſche bund ohne zwei­

fel nicht wenig beigetragen, als in welchem auch einige von den Maͤrkiſchen Staͤten ge­ſtanden. Dahin gehoͤret des Kaiſer Wil­helms oben ſ. 113 angeführte Freiheitshrief, darin er ihnen die Zollfreiheit in Holland und Seeland ertheilet: und der Stat Hamburg den Maͤrkiſchen Einwohnern und Kaufleuten ertheilte freiheit in ihren bezirk zu handeln. Dieſer beträchtliche Handel aber hat durch die Niederlaͤndiſche unruhen einen gewalti­gen abfall gelitten. Dann bei den groſſen verfolgungen des Duc d' Alba begaben ſich noch vor A. 1,5624 eine groſſe menge Tuch­macher aus Brügge, Löwen, nachgehends auch aus Gent, Antwerpen, welches die wich­tigſte Handels und Fahrikoͤrter waren, nicht ohne gegebenen wink der Königin Eliſabet nach England, und brachten die Wollweberei daſelbſt in fo guten ſtande, daß die Englaͤn­der ihre Wolle, die ſie ſonſt rohe an Auswaͤr­tige verkaufet, nun ſelbſt verarbeiteten, und mit feinen Tuͤchern faſt ganz Europa verle­geten, und dadurch auch den Maͤrkiſchen Tuchhandel ziemlich herunter brachten. S. Meteran. 1 564. f. 77. 1 n Wozu noch gekommen 1) daß auch die Be­nachbarte ſich aufs Tuchmachen geleget; die vom Adel die freiheit behalten, ihre Wolle auch auſſerhalb Landes anzubringen, fo gut als ſie konnten. Und weil aus waͤrtige ſelbige beſſer, als die einheimiſche Tuchweber bezahlten, giengen dieſe nicht allein mit der ihrigen auſſer Landes; ſondern es wurde IV. Theil der Maͤrk. Ziſt.

1149 Vierter Theil, Ill. Abth. Vom Handel und Wandel in der Mark.

1150 3) auch im Lande ſelbſt allenthalben die beſte Wolle aufgekauffet, und den auswaͤrtigen 2) auch wohl gegen ihre aus Maͤrkiſcher Wolle verfertigte und hoch gnug angeſchlagene Tuͤ­cher uͤherlaſſen; welches man nach damahliger einſicht, und noch zu Chf. Fr. Wilhelms zei­ten für einen hörtheilhaften Handel hielte. Hierdurch aber kam 5) daß die groͤbſte Wolle im Lande blieb, und nur ſchlechte Tuͤcher vers fertiget, die einheimiſche Wolle aber 6) ſo theuer wurde, daß die Maͤrkiſche Tuchmacher ſelbige nicht gehoͤriger weiſe verguͤlden konn­ten, mithin 7) gar auſſer Landes gingen. Dieſes ſahe man nun wohl ein, und weil doch die Wollweberei als ein hauptwerk in der

Mark angeſehen wurde, welches die gute

Wolle ſelbſt verarbeiten, und den Tuchhandel in flor bringen koͤnnte: hat anfangs Chf. Joachim II. nach gehaltenem Landtage und mit allgemeiner einwilligung der Candſtaͤnde verordnet: daß die auf dem platten Lande wohnende Praͤlaten, Grafen, Geiſtliche und bom Adel, auch Bauersleute== inſonder­heit der bisherigen eingeriſſenen auf⸗ und Der. kauferei der Wolle, hei namhafter ſtrafe ſich

enthalten, und ſelbigen nur allein ihren eige­

nen zuwachs dabon zuverkaufen zugelaſſen ſein; die Wolle aber den armen Tuchmachern in den Staͤten nicht ſo unchriſtlich vertheuert, ben um leidlichen preiß gelaſſen werden ollte. galt n.| Welche vorſorge dann unter den folgenden Regenten nicht allein fortgeſetzet, ſondern be­fundenen umſtaͤnden nach auch erweitert wor­den; und ſein die desfalls ergangene verord­nungen oben ſ 802. aus dem Corp. Conſt. March. angefuuͤhret worden. Unter welchen die allertriftigſte derzeiten diejenige iſt, welche A. 1611> nach Lrin. Chf. Johann Sigis­mund in dieſer ſache ausgehen laſſen. Dann dieſe beuget allem unerlaubten handel, wucher und unterſchleifen vor, welche der Tuch⸗ und Wollweberei hoͤchſt nachtheilig fein, ſucht durch allerhand einrichtung und wege die zube­reitung und faͤrbung der Tuͤcher und deren vertrieb durch abhaltung fremder ſchlechter Tücher aufzuhelfen; verbietet bei 125 thl. die ausfuuͤhrung der Schäfer» Prieſter⸗ und

Bauerwolle, abermahl mit vorbehalt der Ade

lichen ausfuhre.

Sy vortheilhaftig aber dieſe Verordnung für die Wollweberei war: ſo fatal fiel dieſer der eintretende dreißigjaͤhrige krieg, der alle Landwirtſchafft, mithin auch die Schaͤfereien verwuͤſtete, und die Wollenweherei ganzlich herunter hrachte. Dieſe war deſto ſchwehrer wieder aufzubringen, weil die gute Mark/ am

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