Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
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ordnete die Maͤrkiſche Staͤte durchreiſen, und deren nahrung unterſuchen, ſonderlich

aber auf die beſchaffenheit dieſer handthie­

rung ſehen, und dem Generalkriegscom­miſſariat davon bericht abſtatten, als wel­ches, da es ſonſt aus wenig gliedern beſtund, und nur mit beſorgung der Armee und beob­achtung der dazu gewidmeten fonds beſchaͤf­tiget war, nun vermehret wurde, und die he­ſorgung der Manufakturen, Fabriken und

Buͤrgerlichen nahrung in den Staͤten uͤher­

haupt dazu uͤbernahm.

Hier fingen ſich diejenige bemuͤuhungen an, welche die Wollenweberei nach und nach auf einen ſo guten fuß geſetzet, daß nicht leicht­lich ein berfall der dahin gehörigen anſtalten zubeſorgen: es iſt dieſes das groſſe Lager­haus in Berlin, welches ſeinen anfang und gluͤklichen fortgang dem unermuͤdeten fleiß

des klugen Staatsminiſters Hrn. von

Kraut, und deſſen veranſtaltungen zudan­ken hat. Dieſer hat mit S. K. M. Fried­rich Wilhelms Hochſel, ged. wohlgefallen und beſtaͤndigen unterſtuͤtzung die Wollwe­berei, Tuch⸗ und Zeugfabriken in der Mark nach und nach in den ſtand geſetzet, daß nicht

allein aus der in der Mark fallenden Wolle

grobe und mittel Tuͤcher, Kleidungsſtuͤkken, an Huͤten, Struͤmpfe, Handſchuh ꝛc. inglei­chen allerhand wollene zeuge von mancherlei farben und muſtern verfertiget, ſondern auch aus Spaniſcher Wolle die feinſte laken von allerhand, ſonderlich blauer farbe gewebet, und damit beides die ganze Armee und alle Einwohner vom vornehmſten bis zum gering­ſten zur kleidung und andern nohtwendigkei⸗. ten verſehen, auch den Auswaͤrtigen gedies net, und biel tauſend Menſchen in arbeit und broht geſetzet werden konnen.. Der anfang wurde A. 1714 gemacht, und zwar anfaͤnglich auf des Herrn von Kraut koſten, der 50506 thl. drauf verwendet, hald auch mit der Hochloͤbl. Landſchafft zuſchub, welche beiderſeits ieder 1000 thl. ange­legt, und beides den gewinn und verluſt un­ter S. Kon. Maj. Buͤrgſchafft über ſich ge: nommen. 10 Wie es nun hierbei hauptſaͤchlich auf die Arbeiter, Wolle, gute des Gewebes und vertrieb oder Abnehmer ankommt: alſo hat man auſſer den noch im Lande ſonderlich unter den Franzoͤſiſchen Einwohnern befind­lichen Arbeitern noch mehr aus Holland und Juͤlich berſchrieben, welche mit der Spani­ſchen Wolle umzugehen wußten: auch ſonſt allerhand Wollenweber und Fabrikanten durch allerhand vorſchub und koſten, ins Land

1153 Vierter Theil, ll. Abth. Vom Handel und Wandel in der Mark. 1154

gezogen. Weil zu ganz feinen Tuͤchern die einheimiſche Wolle nicht hinlaͤnglich iſt, ſo hat man durch den Handel Spaniſche Wolle ins Land gebracht. Die einheimiſche aber hat man zu groben und mittel Tuͤchern, Struͤmpfen, Huͤten und allerhand ahrt Zeu­gen, und durch bermiſchung mit der Spani­ſchen zu feinern Tuͤchern gebrauchet. Und damit es an dieſer nicht fehlen mochte, wur­den A. 1714 in einer Verordnung alle die ſeit A 1611 wegen der ausfuhre und unter­ſchleife gemeingemachte Verordnungen wie­derholet. Und weil bei ſo hauſigem aufwand und verarbeitung der Wolle es an Wolle an­fing zufehlen; inſonderheit da die hon Adel und die Aemter die freiheit noch hatten ihre Wolle auſſer Landes zuverkaufen: fo wurde die ausfuhre aller Wolle ohne unterſcheid und ausnahme, nicht zwar in der ganzen Mark, als welches vor der hand zu viel Wolle würde gez bracht haben, ſondern nur im Lukkenwaldi­ſchen und Jerichowiſchen Kraiſe. 1.718. 14 Seyt. bei verluſt der Wolle ſelbſt verbo­ten. Dieſes reichete nicht zu, und die aus­fuhre aus der Mark wurde deſto ſtaͤrker. Deswegen erhielten die Wollhaͤndler in den Maͤrkiſchen Staͤten den befehl, vermoͤge Ver­ordnung vom 16 Maͤrz 1719, daß ſie mit einlaͤndiſcher Wolle zur ausfuhre in fremde Lande nicht handeln ſollten. Und noch in eben dem jahr am 24 Mai wurde, um den Handel, der noch auf dem platten Lande zum nachtheil der Wollweberei getrieben wurde, aufzuheben, die ausfuhre aller und jeder Ade­lichen, Aemter⸗ und Buͤndelwolle in der Chur­mark, im Pommeriſchen und Magdeburgi­ſchen verboten, und alſo alle in der Mark, Pommern und Magdeburg gewonnene Wolle zuruͤkbehalten. Damit es aber auch bei fo erſtaunlicher menge Wolle an dem vertrieb der daraus in groſſer menge gewebten Tücher und Zeuge nicht fehlen möchte; ſo war ſchon A- 1714 an die Koͤnigl. Armee der befehl ers theilet, daß die Regimenter ihre Tücher und Bvie zu den roͤkken zwar in den ihnen ange­wieſenen Landſtaͤten, den Zirſei zu kamiſöoͤlern, beinkleidern und aufſchlaͤgen aber nebſt den feinen Tuͤchern und futteretamin fuͤr die Oberofficiers aus der Manufaktur und Ma­gazin oder Lagerhaus nemen ſollten: allein es war dieſes nicht hinlaͤnglich. Deswegen erging bald darauf A. 1719. 1 Mai die Ver­ordnung, daß ſaͤmtliche Ritterſchafft, Kriegs­und Civilbediente, auch Unterthanen, wes ſtandes fie ſeien im Königreich Preuſſen, in der Churmark Brandenburg, auch allen uͤbri­gen Koͤnigl. Probinzen und Landen zu ihrer Dddd 3 und