Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
57
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57 Dingen, Dedingen heißt bekanntlich ſo viel, als gerichtlich, oder nach den geſetzen han­deln, ſchlichten und beilegen. In Herz. Al­brechts und Henrichs von Meklenburg Ders trag mit Markgr. Ludwig dem Altern von 1334 ſtehet: Dat wi gededinget hebben. Und in des Magiſtr. zu Prenzlow anfrage hei dem Schöppenſtuhl in Magdeburg bon 1400. Wo vele weten in ſodanne ſaken to ieweliker claghe nach rechte vor ghe­rychte ghededinget werden ſcholen. Und weiter: und berichten fik dy yene.. mit den clegern in früntliken dedingen dat ſy. In eines Poſcho von Schwebefin brief pon 13 35 heißt es teidingen, geteidinget heb­ben: und iſt zuſammengezogen aus deghedin­gen, welches in Markgraf Ludwigs com­promiſs auf den Biſchof Friedrich won Ka­min in dem ſtreit mit dem Herz. Barnim von Stettin 1336 vorkommt: Dat wy alle ge. dedinget hebben.. und ferner, Dat wi alle deghedinge di wi mit en ander gedeghe­dinget hebben. Daher auch deghedinges lude, deputati ad componendum nego­tium, Schiedsleute, Commiſſarien in des Markgr. Ludwigs vertrag mit Herz. Otten und Barnim über Klempenau von 1336. alſo, als de byſchop mit den deg­hedinge luden en vnd eme de ſone ſpre­kin. Ohne zweifel von tag, weil es zu ge­Fester zeit, an einem beſtimten tag geſche­hen. Daher auch Tageſatzung, Tage­fahrt, zu tage kommen ſeinen urſprung hat.

Das wort Bur leitet man insgemein von Buͤrger her, und macht das Burding zu ei­nem Gerichte, in und vor welchem der Buͤr­ger haͤndel und ſtreitſachen ſeien geſchlichtet worden. Das woͤrterherzeichnuͤß, ſo bei dem Sachſenſpiegel befindlich edit. Ludovici ſ. 27. hat das nemliche wort: Buůrgerding heißt das, wenn die Bürger oder die Ges mein in einer Stat zuſammen kommen oder vgefodert, ein neu gebot oder etwas anders anzuhoͤren. Daß es auch die Bürger an­gegangen, zeigen die aus Ottens und Kon­rads brief angefuͤhrte worte ganz deutlich, als welches ſolches Gericht nicht allein den Buͤrgern zu Stendal, ſondern auch de­nen zu Magdeburg beilegen. Es laͤßt ſich aber das wort eben ſo leicht, und noch leich­ter herleiten von Bur, Bauer, und vie­leicht finden wir auch hier den urſprung und anfang dieſes Gerichts. Ludwig der aͤltere in der beſtaͤtigung der vorrechte und freihei­ten der Stat Salzwedel von 1343 giebt es mit klahren worten: ok ſchun riddere

Finfter Theil Il Buch. Li Kap. Von der Altmark intgemein

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und knechte bliven bi erme rechte de bur bi erme rechte, Burmei­ſter, Bauermeiſter iſt ein Richter der Bauern oder Schultheiß. Waͤren der al­ten Teutſchen, ſonderlich der Sueven und Longobarden gewohnheiten und einrichtun gen ihrer gemeinen durch ihre viele kriege und züge, und einfall der Slaviſchen voͤlker­ſchaft nicht unterbrochen worden: ſo wuͤr­de Tacitus ohne ſchwierigkeit uns heraus­helfen, welcher in feinem buch de Mor. Ger. c. XII. am ende ſagt: Principes iura per pagos vicosque reddunt, und das erklaͤh­ret, was er im anfang des XI. Kapittels geſagt: De minoribus rebus principes con­ſultant, de maioribus omnes: ita tamen, ut ea quoque, quorum penes plebem ar­bitrium eſt, apud principes pertractentur, oder wie andere leſen, praetractentur. Dann hier wuͤrden uns die regeln und gebrauͤche, nach welchen die Principes die ſachen ent­ſchieden, oder auch arbitrium plebis, die willkuͤr des volks, bald das Bauerngerich­te, das Burding geben; inſonderheit, da ihnen auch comites heigefüͤget worden ex Plebe, conſilium ſimul& auctoriras, Bei­ſitzer aus dem bolk, die zugleich mit rahten und deren anſehen unterſtuͤtzen mußten. Wir haben aber hier weder Sueben, noch Longoharden, ſondern theils Sachſen, theils Niederlaͤnder, und dergleichen voͤlker, wel­che eine ganz andere einrichtung der Lan­desregierung unter ſich gehabt haben: oder man müßte ſagen, daß des Tacitus nach­richt nicht allein die Sueven und Longobar­den und andere innerhalh des Rheins, der Donau, Elbe und Oder wohnende voͤlker, ſondern auch die Niederlaͤnder ienſeit des Rheins und die Frieſen angehe; wovon man iedoch die gewehr ehen nicht uͤber ſich zuneh­men gemeinet iſt. Dem ſei aber, wie ihm wolle, ſo muͤſſen doch die Einwohner, es mögen die alte Sachſen, fo zu Albrechts des Baͤren zeiten uͤbrig waren, oder die von fern hergeholte neue Einwohner ſein, ſo wohl als ihre horfahren, ihre ordnung und einrichtung gehabt haben, nach welcher ſie regieret worden; und kann wohl ſein, da von den alten Sueven, Vandalen und Lon­gobarden doch etwas im lande zuruͤk geblie­ben, daß die angekommene Sachſen von ſel­bigen noch einige gebrauche angenommen, die auf dem Lande beibehalten worden: und dieſe würden das Burding ausmachen, wel: ches in der zeit, da Stendal noch ein dorf geweſen, auf dem platten lande mag ſein

D 3 gebrauͤch­