Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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gebraůchlich geweſen. Als aber Stendal nach und nach eine Stat geworden: haben die Einwohner dieſe ordnung und Gerichte gewiſſer umſtaͤnde halber behalten muͤſſen, und ſein alſo bei der Stat und Buͤrgerſchaft geblieben unter dem namen Burding; weil es ctwa nur die Einwohner angegangen, welche alkerland beſeſſen, und ehedem Bau­ern geweſen; wie es dann auch in andern Staͤten die bewandnüß hat und Borgere und Buren vorkommen, z. e. in Prenzlau, Königsberg. Wie dann auch Burmeiſter der Bauermeiſter oder Schultheiß iſt, wornach man nachgehends Burgermeiſter gemacht.

Daß es aber beſondere und von den ge­wohnlichen Statgebrauͤchen unterſchiedene umſtaͤnde betroffen habe, erhellet darauß, daß es als von andern Rechten und Gerich­ten unterſchieden der Stat Stendal beſon­ders von den Landesherren beſtaͤtiget worden. S. unten Il. K. XV. J. und den Bürgern ſonſt ihr Statrecht vorbehalten wird: Deſe ful­

nen Borger vnd ere rechte eruen. ſoullen

deſſen vorbenomenden deil dorpes to ſup­plinghen beſitten vnd halden zo Padrechte alſo andere vſe borger to Stendal ere gut beſitten, vnd van vs hebben, ſagt Herz. Otto in einem den Vlasmengern ertheilten gnadenbrief von 13433. Gleicherweiſe wie wir ſehen, daß am angefürten ort des Voigti das Burding von dem Echtding unterſchie­den iſt. Umverſitas heißt zwar ſonſt die ganze Buͤrgerſchaft: ſollte man aber hier nicht auch die Landleute verſtehen koͤnnen, welche zur Stat Stendal gehöret haben? kann alſo ein Gericht ſein, vor welchem einige den Landmann und die Akkerleute in Sten­

dal betreffende handel haben muͤſſen abgethan

werden: und wer weiß, ob nicht dennoch der Bodding darhinter ſtekke. AM

Bei der Stat Pritzwalk werden wir uns einen begrif von der Burenſprak, die an andern orten auch wohl Morgenſprache genennet wird, machen, und beurtheilen koͤnnen, ob nicht dieſe Burenſprak eben das Burding ſei, deſſen hier gedacht wird: in­dem auch dabei der Magiſtrat zugegen ſein muͤſſen, ſolches auch eben ſo wohl von Bur, Bauer als von Buͤr, Nachbar hergeleitet werden kann; inſonderheit da ſich in allen Staͤten Einwohner finden, die das zur Stat gehoͤrige alkerland beſitzen, und anfangs, da die Staͤte noch Doͤrfer geweſen, Bauern, Buren geheiſſen. Die Gloſſe uͤber den 58§. 1. B. des Sachſenſpiegels gedenket ebenfalls einer ſolchen verſammlung, unter dem na­

Fünfter Theil,. Buch.. Sap. Von der Altmart intgemein.

bo men Acht, weil ſie achten oder er len, was da ſolle gerüget werden z nn in gewiffer maſſe und wohl nichts anders als das Burding, Burenſprale.) Es kann das wort auch von Bur hergeholet werden, und Burgding, ur, ding heiſſen, und etwa einen theil Desjeni, gen Gerichts bedeuten, welches der Burg, graf gehalten. Dann daß zu Stendal ein Burggraf die Gerichte gehandhabet, wer den wir unten II. K. XV. 5. ſehen. Dieſer war aber 1215 ſchon abgeſchaffet. Könnt. alſo auch wohl von dieſem Gerichte ein nach, laß fein, der etwa die Burglehne beträfe: 5. würde dieſes noch naͤher zuunterſuchen ein.

2. Unten wird ſich auch II. K. 5. XII. na ein Gericht ſinden, welches ſub lobio oder unter einem ſchwibbogen gehalten worden. Wie noch heut zu tag daſelbſt die Peinliche Gerichte gehalten werden: ſo ſtehet znber­muhten, daß ſolches auch vor dieſem geſche­hen; wiewohl der ort nicht eben eine beſon­dere ahrt von Gerichten ausmacht, und da­ſelbſt auch andere Gerichte mogen fein gehal­ten worden, vieleicht auch von denen, web che man unter freiem himmel, oder an einem

oͤffentlichen ort hat pflegen zuhalten, dabon

Hertius Diſſ.. Il. ſ. 461. meldet, daß fie hot Karls des Gr. zeiten auf dem felde gehalten worden: und es wird ſich auch unten in den Werb. Geſch hiervon etwas ſagen laſſen.

3. Das merkwuͤrdigſte aus dem alterthum dieſer Provinz iſt das Bodding oder Bor dings⸗ und Loddingsgerichte in Werben und Seehauſen. Es hat ebenfalls ſeinen Ur­ſprung von ding und dingen, wie das nut gedachte Burding, und von Bot, gebot, gebieten. Anh. Hiſt. IV. Th. VI. K. f. 548 wie man etwa ſugt: die ganze Dorfſchaft if aufgeboten d. ihr iſt befohlen worden um die und die zeit an geſeztem ort zuerſchti­nen. Sf alfo das Bodding ein gebotenes eingeſeſtes, angeordnetes Gericht, undiwar Ruͤggericht geweſen, in welchem die untet den dahin gehörigen unterthanen entſtandene ſtreitigkeiten, die nicht das leben betrafen, ohn berzug und binnen 4 bis 8 wochen ent, ſchieden und mit dem Coding geendiget we den muͤſſen. Es ſcheint auch die redene h allebot, deren ſich gemeine Leute pflegen zu bedienen anſtat alle mahl, daher zukommen weil, wer ſo oft, als geboten iſt, zu e, Fommt, allemahl komnt, und aiſo alle Boh

oder ſo oft es geboten, zugegen iſt. gody