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"6% Fimfter Theil, 1. Buch. L Kap. Von der Altmark insgemein. 62 alten Sueben und Longobarden dieſe Lande
Lodding oder Lotding laͤſſet ſich zwar gar bequem von laden, einladen herleiten; weil die auf und nach dem Botding noch nicht entſchiedene parteien zu fernern und lezten Gerichtshandel eingeladen werden; und iſt die redensahrt vor gericht laden bekannt, und wird ſonderlich in den briefen oft gnug vorkommen, in welchen den Staͤten ein ei gener Schulze verordnet wird: oder von Loude, Luide, Lite, Leute; weil eine groſſe anzahl von Leuten oder unterthanen ſich dabei hat muͤſſen einfinden. Allem ienes ſowohl, als dieſes kann auch vom Botding geſaget werden. Dann dort iſt geboten, ſo viel, als eingeladen, vorgefodert: und im Botding ſein eben ſowohl viel leute und unterthanen, als im Lodding, welche zugegen fein muͤſſen; zugeſchweigen, daß die ableitung eben nicht ſo gar ungezwungen iſt. Scheint alſo den umſtaͤnden gemaͤſſer zuſein, wann mans von laſſen, laten, loten, erlaſſen herleitet: weil die ſachen, ſo im Botding unausgemacht geblieben, im Lodding ausgemacht und entſchieden, und die ſtreitende parteien erlaſſen werden, dem hekannten ſatz zufolge: Was im Bodding ausgeklagt, das hat im Lodding paratam executionem; wie die Hof⸗ und Landgerichtsordnung im IX. Tit. ſelbſt redet. Und darf man ſich an das o nicht ſtoſſen, welches anſtat a eingeſchoben wird. Dann in den zeiten ſagte man, wie noch ietzo im niederoder platteutſchen: Lott gan, wie et gaht, anſtat Lat oder laß: und das dunkele a, deſfen, der gemeine mann ſich bedienet, wird in der ausfprache leicht ein o. Holt, anſtat halt; Kolt antſtat kalt. Bei zuſammenfuͤgung der wörter laͤßt ſich auch leicht ein Ders wandter mitlauter in einen verwandten, Lotding in Lodding, Botding in Bodding verwandeln. ö. ꝛ
Es wird hieraus zugleich beſtaͤtiget, daß dieſes ein Teutſches Gericht geweſen, wel
ches von Teutſchen völfern fo(einen urſprung,
wie den namen hat: es ſei daß es von den uralten Teutſchen herruuͤhre, oder von den Sachſen, welche vor Markgraf Albrecht dem Baͤr in dieſer gegend auch ihre wohnſitze gehabt; oder von den aus den Niederlanden hergeholten Flemingern und andern voͤlkerſchaften: wiewohl es doch wohl endlich auf die alte Teutſche hinauslaufen wird: weil weder Karl der Gr. die Sachſen, noch Albrecht der Baͤr ſeine neue Einwohner auf einen andern, als Teutſchen fuß wird geſetzet hahen. Ob auch wohl die
verlaſſen: ſo fein fie. doch ſo ledig nicht
geworden, daß nicht noch ganze Gemeinen
und pagi zuruͤlgeblieben, deren gebrauche auch die Sachſen ſich gefallen laſſen.
Ohne zweifel haben die Fuͤrſten und Landesherren vor zeiten dieſes gericht ſelbſt gehalten: welches daher zuwermuhten, weil alle uͤbrige Gerichte in der zeit, da dieſes gehalten worden, geruhet, und die ſtrafund andere gefaͤlle dem Landesherrn zugefallen, wohl zu keinem andern ende, als damit ſelbiger ſolche zu ſeinem aufenthalt anwenden koͤnnte: gleich wie ehedem ſelbſt die Teutſche Kaiſer an den orten, wo fie(ich ebenfalls der Gerichte halber aufgehalten, gewiſſe einkuͤnfte einzuheben gehabt, davon ſie ihre hofſtat unterhalten koͤnnen; wie an dem Burggrafthum Nuͤrnberg und einigen freien Reichsſtaͤten zuerſehen. Welche einkuͤnfte aber geblieben, auch wann ſie an ihre ſtelle ihre Burggrafen und Voigte geſchikket, die ſolche Gerichte halten muͤſſen. Unſere
Mark aber kann hierbon ein klahres beiſpiel
aufweiſen, welches dieſen ſatz auſſer allem zweifel ſetzet. Dann Otto l, Albrechts des Baͤren ſohn, hat A. 170 zu Havelberg ſelbſt
in dem Botding zu Gerichte geſeſſen, wie
ſolches ein brief, der in den Stat Brandenh.
Geſchichten vorkommen wird, mit folgen
den worten bezeuget: Accidit autem, ut prenominatus Marchio ſedens in caſtrum ſuum Havelberg ad placitum ſuum, quod vulgo dicunt Betzinghe pro tribunali a Baronibus ſuis inquiſivit. Woraus dann auch erhellet, daß ein Botdingsgerichte auch dieſſeits der Elbe in der Mittelmark zu Havelberg geſtanden: und zwar ſcheint dieſet auch damahls das bornehmſte geweſen zuſein, weil Markgraf Albrecht II. A. 1209 in der beſtaͤtigung der freiheiten des Bisthums Havelberg ſolches placitum maius nennet, wie wir in den Havelbergiſchen Geſchichte ſehen werden. Es hat auch noch A. 1275 geſtanden, als in welchem jahr die Markgrafen Johann, Otto, und Konrad vermdge aus; geſtelten gnadenbriefs ſich des rechts auf ein
Wendiſch dorf Gumthowe begeben, und die Einwohner freimachen vom Landgericht,
welches Lodding genennet wird: Fundaverunt, heißt es von der Kirche und dem Kapittel, quandam novam villam slavicalem in qua Advocati noſtrorum progenitorum nohis ac ſibi ius aliquod ad noſtra tempora vendicarunt, ſcilicet quod eiusdem
ville cives ad vocationem& ad mandatum
aduo