Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
69
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69 Fünfter Theil, 1 Buch. l. Kap. Von der Altmark ins gemein. 70

2. Ich frage Euch Richter von⸗⸗wie viel mahl man das Gericht hegen Der Richter oder Schulze, der gefra­get wurde, antwortete: Drei mahl, als k, SE A un Z. Ich frage Euch Richter von Was in den Gerichten muſſe verho­

ten und geboten werden?;

Der Richter antwortete: Recht ge­bieten und unrecht verbieten(recht. thun und unrecht ſtrafen) und daß keiner dem andern ins wort falle, es ſeie dann mit genehmhaltung des Hr. Richters.

Hierauf ſprach der Hof und Landrichter: Ich gebiete alſo recht, und verbiete

unrecht, und ſoll niemand dem an­

Dern ins wort fallen: es ſei dann,

daß es geſchehe mit erlaubniß des Alſofort laß der Protonotarius alle diejeni­ge nach einander ab, welche unter dieſem Gerichte gehoͤreten und fragte dabei folgen­der geſtalt: i

Der Richter von⸗⸗Iſt etwas ge­

ſchehen? U. Der Richter von. ⸗⸗Iſt etwas ges

ſchehen? SM Der Richter von⸗⸗Iſt etwas ges ſchehen?.* und ſo alle Richter oder Schulzen, welche verzeichnet ſein. War nichts geſchehen, ſo antwortete der Schulze: Nein. War et­was geſchehen, an exceſſen in committen­do oder omittendo, das mußte der Schul­ze iedes orts nach allen umſtaͤnden erzehlen. Geſtund es der Beſchuldigte: ſo wurde er in levioribus ſo gleich abgeſtrafet. Leug­nete ers, oder war gar nicht zugegen: ſo wurde es dem Fiſcal übergeben; oder es wur­de nach beſchaffenheit der ſache und des ver brechens zum verhoͤr ausgeſetzt. War einer von den abgeleſenen Perſonen nicht zugegen: ſo mußte ein Richter die groſſe Wette oder ſtrafe mit 4rtlx. 12 gr. ein ander aber die kleine Wette mit 129r. erlegen: und wurde ſolches ſo fort einge­trieben.. Wann ſolchergeſtalt die Criminalia und fragen an die Richter zu ende: ſo gingen die Civilia an, und wurde einem ieden freige­ſtellet, ob er was in puncto debiti oder ſonſt zuklagen, oder, wie es genennet wurde, einzuſchuldigen haͤtte. Fand ſich ein Glaͤu­V. Theil, der Maͤrk. Hiſt.

biger, Creditor: ſo trat er auf, und legte

a gr. nieder; dorfte aber nicht mehr ſagen, als dieſe Worte: Ich ſchuldige z. e. Mevium ein auf 6, g, 10 Rthl. fo hoch ſich die ſchuld belief, wurde auch wohl mit zwei worten cauſa debendi beigefuͤget: für korn, bier, wahren u. w. Darauf wurde der Schuldner durch den unweit dem tiſch ſtehenden Gerichts­bedienten, u. von dem auſſerhalb der Gerichts­ſtube aufwartenden Landreiter auf⸗ und herzugerufen. War er nicht zugegen, nach­dem er zweimahl gerufen, wurde er gleich zur kleinen Wette von 12 gr. verurtheilet, durch den Gerichtsdiener oder Landreiter des fol­genden tages vor Gericht gefodert, oder ihm auferleget vor dem Lodding zuerſchei­

nen, binnen welcher zeit dem Kläger ſein

Recht wiederfahren mußte. Zu gleicher zeit wurde die ſtrafe abgefodert: wiewohl gar ſelten iemand ausgeblieben. Erſchiene er und geſtund die ſchuld: fo wurde ihm eine kurze zeit zur zahlung geſetzet, nach deren verlauf fo fort die herheitreibungs execution wieder ihn verhaͤnget wurde. Leugnete er die ſchuld, oder wendete ein, daß er exceptio­nes dawieder haͤtte: ſo wurden ſelbige vorge­tragen, und, wann der Richter hinlaͤnglich unterrichtet worden, ſo gleich entſchieden. Falls aber der Kläger nicht im ſtande war,

dem Richter hinlaͤngliche eroͤfnung zu thun,

fo wurde die ſache zum verhoͤr ausgeſetzet: doch mußte alles bis zum Lodding beigebracht ſein und ausgefuͤhret werden.

Wann die Einſchuldigungen borbei: ſo

gingen die verhoͤr an, fo von den hierzu beſtell.

ten Advocaten vorgetragen werden mußten. War die ſache kurz: ſo wurde ſo fort darin ein ſpruch gethan: war ſie weitlaͤuftiger, als daß fie in einem verhöoͤr abgethan werden konnte, fo wurd der prozeß vor dem Hofge­richt fortgeſetzet.

Im Lodding, welches 4 wochen hernach Tw nach Sim. und Judas gehalten wurde, hatte es ehen die hewandnuͤß: wurde aber nicht leicht eine ſache zum weitern berhoͤr über dieſen tag hinausgeſetzet, ſondern alles, was bisher angebracht, und noch nicht ausge: macht werden koͤnnen, nunmehro abgethan; es waͤre dann, daß der handel, er mochte im Bodding oder im Lodding erſt angebracht fein, zu verworren und unmöglich ge­weſen waͤre, ihn ſo bald abzuthun. Auf dieſen fall wurde er ehemahls an das Land­gerichte, nachgehends an das Obergerichte berwieſen.

wd PETE SI

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