79 Fünfter Theil, L Buch. 1 Kap. Von der Altmark insgemein.
Lehn geweſen, fo haben es vorzeiten gewiſſe geſchlechter als ein ſolches beſeſſen, und das Gericht aus ihrem mittel beſtellet. Dergleichen fein geweſen die Buͤnzke, von wel chen ſich Joachim Buͤnzke in den Actis findet, welcher nach feines vaters Jochen Binzken tode A. 1535 für ſich und feine unmundige brüder Klaus und Hans das Landgerichte zu Tangermünde, als das vaͤterliche Lehn empfangen und geſchworen. Nachgehends iſt das geſchlechte der Stauden dazu gelanget, davon ſich, wie von dem vorigen, noch ietzo nachkommen, wiewohl in ungleichen und den damahligen ganz nicht
aͤhnlichen um ſtaͤnden zu Stendal befinden.
Weil aber nicht allemahl gleichtuͤchtige per
ſonen dazu mögen gekommen, oder die ge
richte, wie ſich gebuͤhret, gehalten worden ſein: ſo hat die Ritterſchaft in der Altmark
unter vermittelung des Chf. Joachim Frie
drichs, nachdem man unter Chf. Johann
George ſchon vorſchlaͤge gethan, dieſes ge.
ſchlecht der Stauden ein für allemahl mit 2000 Rthl. abgefunden, und dieſes Hof
und Landgericht, mithin auch das recht eis
nen Hof⸗ und Landrichter und einen Alles forem vorzuſchlagen an ſich gebracht, und nach der zeit allemahl einen aus der Ritterſchaft dazu vorgeſchlagen. Dieſer Hof⸗ und Landrichter aher iſt allemahl mit ſeiner zu dieſem Gericht beſtimten wohnung vor der
Burg gleich andern dortigen Lehnhauſern belehnet worden; wie ſolches noch dem Frei
herrn von Putlitz, als dem lezten Hof und Landrichter A. 1713 wiederfahren. In ſolcher verfaſſung hat dieſes Gericht geſtan. den bis 1716, da es mit dem Quartalgericht vereiniget worden, welches eine geraume zeit als das Oberſte gerichte in der Alt:
mark neben dem Hof und Landgericht ge
ſtanden hatte.
5. Als nemlich Chf. Joachim 1 A. 1516:
das Kammergericht zu Berlin einſetzete: wurden diejenige ſachen und Perſonen, welche ſonſt in prima inſtantia keinen andern oder beſondern Richter hatten, aus den Marken dieſſeit der Elbe und Oder an dieſes
Kammergericht nach Berlin, die aus der
Altmark aber wegen entlegenheit des Hoflagers, und um der groſſen unbequemlichkeit u. boſtbarkeit der prozeſſe u. der zur winter zeit u.
bei beſtuͤrzung der Elbe ſich eraügenden groſfen beſchwerlichkeit vorzuheugen, nach Tangermunde verwieſen, woſelbſt alle jahr auf Trinitatis die bierte ſitzung des Kammergerichts zum wenigſten 8 tage lang, wo nicht
*
80 die beſchaffenheit der prozeſſe und nohtdurft der parteien ein anders erfoderu würde, ſollte gehalten werden. Setzen ordnen und wol. len demnach 1. daß eigentlich die ſachen vor das Quartalgericht entſchieden werden ſollen, ſo ſonſt vor uns oder unſer Kammergericht immeqiate gehören, als wann einer von Adel oder ein ganzer Raht oder
Gemeine in Staͤten und Dörfern, oder
auch mehr perſonen, ſo unterſchiedlicher Herrſchaft unterworfen, zugleich belan. get werden; ingleichen die bon Adel in ge wiſſen fällen, auch Teich und Graͤnzſachen, auch ſolche ſachen, welche vor ihrem or; dentlichen Gerichte nicht zur endſchaft gelangen konnten. Und wie zu ſchleuniger für, derung des Rechts in den Staͤten Berlin, Brandenburg, Prenzlow, Frankfurt, Witſtok und Soldin, und zwar in einer ieden, ein generaler Commiſſarius mit einem Notario verordnet wurde: alſo ſollte dergleichen Commiſſarius mit einem Notario auch in der Altmark zu Stendal geſetzet werden, welcher vorher der zeugen auſſage unterſuchen, abſchreiben laſſen, und verſiegelt an das Kammergericht uͤberſchikken ſollte, damit nem
lich bei der ſitzung ſelbſt die unterſuchung
nicht die meiſte zeit wegnehmen ſondern die entſcheidung der ſachen deſto geſchwinder ges
ſchehen möchte. S. Conſt. March. Il. Th.
IJ. Abth. ſ. 4.5.
Die erfahrung hat aher gelehret, daß dieſes für die Altmark nicht hinreichend, und
dadurch die beaügete ſchwierigkeiten nicht ge
hoben wurden: wann dennoch die meiſte ſachen fuͤr den beſchwehrlichen und mißlichen weg nach den uͤbrigen dreien ſitzungen in Berlin uͤberblieben. Es hat alſo eben der» ſelbe Chf. Joachim L bald hernach ein eigenes hohes Gerichte in der Altmark unter
dem namen eines Quartalgerichts, weilts
wie das Kammergericht, alle Quatember oder biermahl ſollte gehalten werden, dem Kammergericht als ein ſubſtitutum iudi cium zur ſeite geſetzet, welches jedoch deß jahrs nur z mahl Z nach keminiſcere. 2 na
Trinitatis, und 9 nach Ægidii zu Stendal iſt gehalten worden, und gleiche iurisdictign in der Altmark, als das Kammergericht in den Übrigen theilen der Churmark zwiſchen der Elbe und Oder gehabt. Wie ſolches aus der nachgehends 1602 herausgekommenen berfertigten Quartalgerichts ordnung erhellet; Setzen, ordnen und wollen dem nach 1. daß eigentlich die ſachen vors Quartalgericht beſchieden werden ſoll