23% Fünfter Theil, 1. Buch. Il. Kap. Von der Stat Stendal.
ger wolmeinung in derſelben Stat Stendal zu Raht, Guͤlden Werk und Gemeinen ver. ordnet und geſchikt, die auch mit allem fleiß und guͤtigkeit mit ihnen gehandelt, und gar kein uͤberlaſt weder mit worten, noch werken gegen ihnen oder iemand borgenommen, ſondern ihrer aller und gemeiner Stat beſtes geſucht und begehrt: deſſen allen unangeſehen, etliche von Guldenwerken und Gemeinen in groſſer anzahl auf anreitzung und bewegung des Moͤnchs Lorenz Kukenbekkers, auch etwan des Muſterers oder Kapitains Matthias Schoͤnenwalds mit gewaltiger hand und der that den Churfl. Hauptmann der Altenmark und feine mit verordnete Raͤhte uͤberfahren, mit ſteinen geworfen, und mit huͤchſen geſchoſſen, alſo, daß fie faͤhrlichkeit halber ihres leibes und lebens auf das Rahthaus neben dem Raht der Stat Stendal haben weichen und ſich begeben muſſen, daran auch kein gnuͤgen gehabt, ſondern abermahls zu ihnen und dem Ehrſamen Raht
ohne aufhören mit ſteinen geworfen, und
mit buͤchſen geſchoſſen, auch die thuͤren am Rahthauſe zerhauen, und die fenſter ausgeworfen, und ſie alſo genoͤhtiget, und mit gewalt gedrungen, ſich gegen ihnen in unleidliche vertraͤge zuhegehen und verſchreibungen
aufzurichten. Und nochmehr die Prieſterſchaft und Geiſtlichen ohne alle urſache ge
pluͤndert, ihnen das ihre entfremdet, ihre thuͤren und fenſter zerſchlagen, und alſo mannigfaltige groſſe gewalt, alles ohne einige billige urſachen vergeßlich und unbedaͤchtiglich geuͤbet und gehandelt. Hat alſo Gulden, Gewerken und ganze Gemeine vermittelſt abſonderlicher Churfl. verordnung aus Tan
germünde von A. 1531 3 nach Dorothea
Ldeſſen anfang: Unſern Gruß zuvor nach geſtalten Sachen) nach Berlin gefodert, den
O Invocavit daſelbſt zuerſcheinen, und die
ſer muhtwilligen erzeigung und verwirkung halber rede und antwort zugeben, ſie darauf der bisher genoſſenen zollfreihet durch die Altmark und Prigniz verluſtig erklaͤret, anbei verurtheilet 10 tauſend gulden ſtrafe in zween terminen zuerlegen, und was ſie den Churfl. Raͤhten und ihren Dienern, auch den
Geiſtlichen und andern genommen, hei einem
pfenning wieder zuerſtatten, auch auf ihre koſten alle thuͤren, fenſter, und anders, was
am Rahthauſe zerhauen und zerhrochen, dem Raht wiederum neu machen und zurichten
zulaſſen, und ſonderlich die Lakenmacher und ihre nachkommen nun und zu ewigen zeiten kein Pantaleonen feſt und verſamlung
232 zuhalten, in anſehung daß dieſer&
aus den Pantaleonen e. 2 vermehret. Sein hierauf nach gethan abbitte wieder zu gnaden angenommen worden, mit dem vorbehalt, daß die abrunnſti
gen Bürger, fo dieſer aufruhr rechte hauptur
ſacher geweſen, nun forder in der Stat Sten dal und den Churfl. Landen in keinem wege ſolten gelitten werden, ſondern ſich der ganz auͤſſern, und enthalten, und darin in keinem wege geſtattet werden. Doch ſpolte man ihnen ihr weib und kinder, ſamt ihr haab und guͤtern aus gnaden unverhindert folgen laſſen. Es wolte auch der Churfürf die gefangene buͤrger auf geſchehene fürbitte ihres lebens aus ſondern gnaden friſten, und fie zu einer andern und bürgerlichen ſtrafe kommen laſſen. Coͤlln an der Spree A nach Laetare 1531. Etliche derſelben aber, als die bornehmſte urheher des tumults, namentlich der Stathauptmann Matthies Schi: newald,(andere nennen ihn Matz Rappe, wiewohl der erſtere name ſich an mehrern orten findet) Franz Moriz, Henrich Hoppe, Toöͤnniges Rinow, Juͤrge Ebling, und Steffan Friedrich, ſein dennoch am leben geſtraſt und oͤffentlich enthauptet worden. Die kurzweile aber ſoll der Stat wohl 30000 f. gekoſtet haben.
XXVII. Ob nun wohl die bisher erzehlte thaͤtlichkeiten nicht konnen gut geheiſſen werden; weil Gott fein Wort fo wenig mit gewalt will eingefuͤhret, als verfolget haben; ſolchergeſtalt auch der Stat eine furcht eingejaget worden ſich der Evangeliſchen lehre nicht weiter anzunehmen: fo hat doch ſolches nicht lange gewaͤhret, ſondern nachdem Churfuͤrſt Joachim der II nach feines Hrn. Vaters Joachims J. A. 1535. 11 Jul, eben hier in Stendal erfolgtem tode, zur regierung gekommen, ganz ein ander anſehen gewonnen; geſtalt dann derfelbe A. 1536. dit huldigung allhier angenommen, A 1539. aher gleich wie ſonſten in der Mark, alſo auch allhier die Evangeliſche Religion durch Con. radum Cordatum deſſen 5. IV. n. 8. mit mehren gedacht worden, oͤffentlich einführen laſſen; und hat dieſer freitags nach Simon Judas zum erſten mahle das H. Abendmahl unter beiderlei geſtalt gehalten, welches bal hernach auch in den drei andern Pfarrlirchen geſchehen; nachdem ſich damahls die vorige Pfarren zwar verlaufen, vermöge A. 1545 erfolgter Viſitation aber bei id weder ein Paſtor und Kapellan, bei S. Ma rien und dem Dom aher 3 Kapellane*.