Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
233
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233 Fünfter Theil, I. Buch. II. Kap. Von der Stat Stendal. 234

ſetzet, auch ſonſten mit den Kirchen und KRlö­ſtern und dero guͤtern eine andere einrich­tung gemachet worden: geſtallt dann dieſelbe

theils eingezogen, theils fünften ad pios uſus

oder zu anderen Chriſtlichen uͤbungen gewid­met, und das Franzis kanerkloſter und Garten E. Raht zur Schule, und der Dom mit deſſen zugehörigen guͤtern der Uniberſitaͤt zu Frank­furt vereignet worden, wie wir bei beſchrei­hung des Doms und des Franziskanerklo­{ters zum theil geſehen. A. 1551. iſt aber­mahls eine Kirchen viſitation vorgenommen worden. Der abſchied iſt gegeben zu Sten­dal 1551 9 nach Franciſci, dergleichen auch geſchehen 1573. 1575. 158. 16581. 1594. 1600. 1648. von welchen allen die Viſitationsre­ceſſe noch vorhanden. Die lezte iſt gehal­ten worden 1719, und hat verſchiedene ver­aͤnderungen in dem Kirchenſtaat eingefuͤhret, und ſonderlich die Fruͤhmetten in den feſtta­gen abgeſchaffet, welche nicht eben ein ieder

zur erhauung angewendet, auch die ſtunden

des oͤffentlichen Gottesdienſtes anders ein­gerichtet, und verordnet, daß Grund und Kopialbuͤcher bei den Piis corporihus einge­fuͤhret werden möchten, welches dann der nachwelt zum beſten auch ins werk gerichtet worden. Es iſt auch weiter in Religionsſachen vorgefallen, daß A. 1577. die Prediger in der Altmark auf Churfuͤrſtl. befehl zuſam­men gekommen, und den 1 und 2 Auguſti in dem Dom(nicht im S. Katharinen Klo­ſter, wie es oben f. 105. nach auslaſſung eini­ger woͤrter unrecht lautet) die Formula concordiae abgeleſen und das Concor­dienbuch unterſchrieben worden. Als auch A. 1583. die Vicarii und Chorales in dem Don ſich nicht mehr bon dem Superinten­denten wollen regieren laſſen: hat Churfuͤrſt Johann George befohlen, in der Dechanei nicht mehr ſo viel auf fremde gaͤſte zuwen­

den, und weil die Vicarii die gute tage

nicht vertragen köoͤnnten, ſollten ihre ein­kuͤnfte der Univerſitaͤt Frankfurt zugewandt werden. Wie deſſen Sabellus Chemnitius in der Leichpredigt über hoͤchſtgedachten Churfuͤrſten gedenket. ö

XXVII. A. 1545. O nach Petri Pauli hat ſich ein ſo groſſer Regen alhier erhoben und drei tage und ſo viel naͤchte dermaſſen angehalten, daß das Waſſer in der Bruch­Staben⸗Vogel⸗ und andern ſtraſſen fo ſehre angewachſen: daß einer zu dem andern in troͤgen fahren, und viele leute ihre hauͤſer, ſo mit waſſer ganz angefuͤllet worden, ber,

laſſen, und in andere, die noch davon be:

freiet geweſen, weichen muͤſſen. Man hat auch um die Stat bon dem korn und wieſen nichts ſehen koͤnnen. Wiederum A. 1558.

. 5 nach Margariten gegen abend iſt abermahls

ein gar ungewöhnlicher Regen und Hagel gefallen, davon einige ſtuͤkken ſo groß wie tauben⸗ und kleine huͤnereier geweſen, wo­durch an getreide und gartenfruͤchten gro­ßer ſchaden geſchehen.

XXIX. A. 1604, am 7 Oktob, iſt eine Churfuͤrſtl. Commiſſion zu unterſuchung des Rahthauſes ſachen alhier gehalten, und darauf A. 16505. ein abſchied gegeben wor⸗= den. Die Commiſſarii fein geweſen der das mahlige Dechant zu Habelberg, ingleichen Reimar von Karſtaͤt, Thomas von Kneſe­bek und Burgermeiſter Joachim Goͤtze zu

Salzwedel. Auch hat A. 1610 den 30 Jan.

der Magiſtrat allhier ein exempel guter Pos licei ſehen, und eines gewiſſen Tuchmachers falſches laken, dem oben ſ. 197. angeführten Gildebrief gemaͤß, verhrennen laſſen.

XXX. A. 1609 den 23 Aug. iſt Chur­fuͤrſt Johann Sigismund von allen Sie­ben Altmaͤrkiſchen Staͤten, alhier gehul= diget worden. Die feierlichkeiten dieſer hand­lung ſein bei der Huldigungspredigt, ſo der da­mahlige Paſtor zu S. Marien, nachmahls Paſtor zu S. Niklas und Generalſuperin­tendent, Daniel Schaller, gehalten, mit an­gedrukt, und verhalten ſich folgender maß ­ſen: Der Churfuͤrſt iſt den nachmittag vor­her den 22 Aug. zwiſchen 4 und 5 uhr von Ratenow auf Storkow vorm Viehthore zu Stendal mit anderthalbhundert pferden an­gekommen und daſelbſt von den verſammel­ten Burgermeiſtern und Rahtsverwand­ten, der ſieben Staͤte, und ganzer Sten­daliſchen Burgerſchaft in voller ruͤſtung bei ſchoͤnem und hellem warmen wetter empfan­gen, und bis in der Brauer Gildenhaus begleitet worden. Die anrede vor der Stat, hat der aͤlteſte damahls regierende Burger­meiſter zu Stendal, Chriſtia nus Chriſtiani, ge­halten, mit uͤberreichung der Statſchlüͤſſel, welchem die bon den andern Staͤten gefol­get, und dem Churfuͤrſten gleichfalls ihre Schluͤſſel dargeboten; der Kanzler Fries derich Prukman aber im namen des Chur­fuͤrſten die antwort gethan, und ihnen die Schluͤſſel wieder zugeſtellet. Als{ie hier, auf in das Gildehaus gekommen, und der Churfuͤrſt kaum von dem wagen geſtiegen,

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