Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
235
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235 Fünfter Theil, J Buch. Il. Kap. Von der Stat Stendal. 236

hat er durch Herrn Wedigen Edlen Herrn von ,. befohlen, daß den folgenden mor­gen, eine oͤffentliche predigt ſolte gehalten werden. Nach dieſem hat er noch etlichen an­dern geſchaͤften obgelegen, und darauf zur tafel gegangen, auch etliche vn den Staͤ­ten mit hinzurufen laſſen. Den folgenden morgen iſt um 6 uhr zur predigt in& Marien­kirche gelauͤtet, und darauf eine Stunde georgelt und muſiciret worden: worauf der Churfuͤrſt mit bei ſich habenden Raͤhten und Dienern hineingekommen, und weil in die­fer Kirche keine Chöre fein, in dem Rahts­geſtuͤhle, in dem mit grünen tuch bekleidetem ſtand des regierenden Burgemeiſters ſeinen fiß genommen: die predigt hat vorgedachter Daniel Schaller gehalten aus Luc. 22, v. 24. bis 30. weil es eben der tag vor Bartholomaͤi geweſen, und der gewöhnliche Evangeliſche text deſſelben tages zu dieſem Actu ſich wohl geſchikket, und hat der Churfuͤrſt die ganze predigt mit ſonderbahrer aufmerkſamkeit und entblöͤſtem haupte angehoͤret. Nach geen­digter predigt und gebet iſt das lied, ver­leih uns frieden gnaͤdiglich ꝛc. und eine Collecte abgeſungen worden; worauf der Churfuͤrſt nach feiner wohnung, und bald

hernach auf den markt geritten, ſich daſelbſt

auf eine mit gruͤnem tuch ganz uͤberzogene buͤhne und ein in deſſen mitte ausgebreitetes ſchwarzes ſammetenes tuch in einem gruͤnen damaßken habit begeben. Das Churſchwert hat ihm Hr. Adam Ganß edler Hr. von Put­lit als Erbmarſchal vorgetragen, und ſich ihm zur rechten geſtellet, zur linken aber der Kanzler Prukman, welcher demnahſt die zu­gegenſeiende Burgemeiſter, Rahts verwandte und verordnete aus den Gewerken der Staͤte nun ferner angeredet, und von wegen des Churfuͤrſten verſichert, daß Sr. Durchl. Ihre von Gott Ihm anbefohlene Unter­thanen bei dem reinen heiligen werte Gottes, n n ſcher Cwuſelſan und der­ſelben Apologia gnaͤdigſt laſſen und ſchuͤtzen,

gerade durch Juſictam adminiſtriren, ei­

nen ieden bei feinen habenden freiheiten handhaben, auch daroh fleißige vaͤterli­che fürſorge haben wolle, daß die be­ſchwerten des landes ſo viel immer moͤg­lich gelindert, wo nicht gaͤnzlich abge­ſchaft, und die narung und gedeien da­rin befunden und erweitert werden moͤ­gen. Hierauf hat der Churfuͤrſtliche Lehns­Secretarius den ſaͤmtlichen anweſenden Bur­germeiſtern, Rahtsberwandten und Bürgern den Eid mit deutlicher klahrer ſtimme vor­

ben ordentlich nach der reihe für gute benin

geleſen. und dieſe ihm von wort zu wort mit gleichmaͤßiger lauter ſtimme nachgeſprochen Sr. Churfurſtl. Durchl. von untertha! nigleit wegen, getreu, gewertig und ge horſam zu fein, Ihro Churfürſtl. Gnad. und deroſelben Anverwandten frommen und beſtes zu weiſſen, Nachtheil und Schaden zu wenden, und alles das zu thun was herkommen, und getrewe Un= terthanen ihrem Erbherrn und Landes;

fuͤrſten zu thun ſchuldig und pflichtig fein,

fo war ihnen Gott helfen ſolle um Chri­ſti willen. Welchemnach der Burgermei­{ter Chriſtianus Chriſtigni im namen und von wegen aller ſieben Staͤte nochmahls den Churfuͤrſten angeredet, deſſen gnaͤdigſtes er­bieten mit aller reverence und verpflichtet ſten danke angenommen. Hinwieder Ihro Churfuͤrſtl. Durchl. der ſaͤmtlichen Altmaͤrki­ſchen Staͤte unverruͤkten gehorſam und be: ſtaͤndige treue angeboten, und dero ſowohl der ganzen Nachkommenſchaft des hoch preis lichen Churhauſes Brandenburg zu ferner gluͤklicher regierung, Goͤttlicher Majeſtat ſegen und gedeien, und ſchließlich die himmli­ſche unvergaͤngliche wolfahrt von herzen ge­wunſchet. Worauf der Chur fuͤrſt ſich wie der von der bühne weg, und wie er zubor aufgefuͤhret worden, wieder in das Gilde­haus begeben, alwo ihm die ſaͤmtliche von den Staͤten ihre geſchenke unterthaͤnigſt über: reichten, welche er gnaͤdigſt auf: und ange­nommen, die Burgermeiſter, als vorigen abends geſchehen, mit an die tafel gezogen, und ſich ganz gnaͤdigſt mit freundlichen ge­ſpraͤchen und Churfuͤrſtlichen gebehrden und in allem ſo erzeigt, daß maͤnniglich ſehen und hören mögen, daß Sr. Durchl. nichts liebers, dann ihrer unterthanen und des lan­des wolfahrt waͤre. Den folgenden als Bar­tholomaͤm tag ſehr frühe hat die ganze Buͤr­gerſchaft in ihrer ruͤſtung bor dem Churf. Logier aufgewartet, Sr. Durchl. abet, als fie auf den wagen figen wollen, ſich ge­gen allem volk mit hutabziehen, hauptneigen und andern freundlichen gebehrden ganz gna­dig erzeiget, welche hierauf die Burgermen {ter und Rahtsverwandte aus allen ſieben Staͤten bis vor das Tangermuͤndiſche(DV, auf den hohen weg nach Wolmerſtaͤt zu bes gleitet, und indem ihro Churfürſtl. Durch durchs thor gezogen, etliche ſtulke feldgeſchlt vom wall abgehen laſſen. Worauf St. Churfuͤrſtl. Durchl. mit ganz gnaͤdigen ö ten und reden auch reichung der hand denſel

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